Gefahr im britischen Exil:So bedroht Iran Journalisten mit dem Tod
Journalisten in ganz Europa werden durch Iran bedroht, zeigt ein neuer UN-Bericht. Die Folgen für die Betroffenen und ihre Familien sind schwer. Europa tue zu wenig dagegen.
Unabhängige Berichterstattung ist im Iran unmöglich – einer der populärsten Fernsehsender des Landes muss aus London senden. Doch selbst dort bedroht das Regime die Journalisten.
29.08.2025 | 2:50 minEiner der populärsten iranischen Fernsehsender muss aus London senden - weil das Regime in Iran seine unabhängige Berichterstattung verhindert. Deshalb ist auch Reporter Mojtaba Pourmohsen nach London geflohen. Doch selbst hier muss er um sein Leben fürchten. Selbst hier bedrohen ihn die iranischen Revolutionsgarden.
Sie wollen mich umbringen. Und sie haben mein Telefon gehackt, Fotos und Videos von mir verbreitet und versucht, mich zu diskreditieren.
Mojtaba Pourmohsen, Reporter Iran International TV
Bedrohung der Familien verfolgter Journalisten
Seine Sicherheit hat erste Priorität für seinen Sender Iran International TV. Abends in den Pub zu gehen, ist für ihn unmöglich. Zu groß ist die Gefahr. Und in der Heimat geht das Regime gegen seine Familie vor: "Sie haben ihnen gedroht, sie ins Gefängnis zu stecken - dadurch war ich gezwungen, den Kontakt zu meiner Familie ganz abzubrechen", berichtet Mojtaba Pourmohsen ZDFheute.
Vor zwei Jahren starb Jina Mahsa Amini durch die Folgen von Folter. Weiterhin erfahren Frauen im Iran Gewalt, wenn sie gegen die strengen Kleidervorschriften verstoßen.
16.09.2024 | 2:41 minRedaktionsleiter Aliasghar Ramezanpour berichtet: "Das kommt von den iranischen Revolutionsgarden und dem Geheimdienst." Iran International TV sei so erfolgreich im Iran, weil es unabhängigen und ungeschminkten Journalismus mache für ein Land, in dem es "Zensur und keine freien Medien gibt". Dass die Bedrohungen gegen seine Journalisten seit dem Zwölf-Tage-Krieg mit Israel im Juni immer stärker wurden, sei kein Zufall, so Ramezanpour zu ZDFheute.
Je schwächer die Regierung des Iran wird, desto mehr Drohungen sehen wir.
Aliasghar Ramezanpour, Redaktionsleiter Iran International TV
Im Juni griff Israel iranische Atomanlagen an. Die Lage im Land ist weiter unruhig. Regimekritiker werden hingerichtet und der Hass gegen Israel und die USA ist allgegenwärtig.
16.07.2025 | 2:49 minIranisches Regime bedroht weltweit Menschen
Die UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte im Iran, Mai Sato, die das Institute for Crime and Justice Policy Research in London leitet, weist aktuell darauf hin, dass das iranische Regime nicht nur im Vereinigten Königreich, sondern weltweit Menschen bedroht: "Ich will auch hervorheben, dass nicht nur Journalisten bedroht werden, sondern auch Menschenrechtsaktivisten, Anwälte, Autoren, Musiker und Social-Media-Nutzer." Westliche Regierungen täten zu wenig dagegen.
Das verletzt die Meinungsfreiheit, die Pressefreiheit und es nimmt der Öffentlichkeit das Recht auf Information.
Mai Sato, UN-Sonderberichterstatterin für Menschenrechte im Iran
Ein Versuch, Europa zu beeinflussen
Gleichzeitig versucht das Mullah-Regime mithilfe eines großen Netzwerks von Organisationen, die als Kultur- oder Bildungseinrichtungen getarnt sind, seine Interessen aggressiv in Europa durchzusetzen, wie Andrew Ghalili vom Think Tank "National Union for Democracy in Iran" (NUFDI) in einer aktuellen Studie zeigt: "Sie wollen britische Politiker zu einer Appeasement-Politik gegenüber dem Iran bringen. Ein weiteres großes Ziel ist es, Antisemitismus und radikale Ideologien zu verbreiten", so Ghalili.
Das ist nicht nur eine Bedrohung für iranische Dissidenten in Europa - sondern auch für Briten und die größere Öffentlichkeit.
Andrew Ghalili, National Union for Democracy in Iran
Wer sich in Deutschland kritisch gegenüber dem Mullah-Regime in Teheran äußert, lebt gefährlich. Der iranische Geheimdienst ist auch bei uns aktiv.
23.07.2025 | 2:44 minEuropa müsste gemeinsam vorgehen
Doch unglücklicherweise täte die britische Regierung nicht genug gegen diese Aktivitäten, meint Ghalili. Ähnlich sieht es auch Mai Sato: Es brauche ein gemeinsames Vorgehen der Europäer. Für Journalisten wie Mojtaba Pourmohsen hat das alles Konsequenzen: Er wird seine Heimat wohl nie wieder sehen.
Sie werden mich umbringen, wenn ich zurück in den Iran gehe. Einfach, weil ich ein Journalist bin, weil ich meinen Job mache.
Mojtaba Pourmohsen, Reporter Iran International TV
Die britische Regierung sagte jüngst, sie habe zuletzt 20 iranische Anschläge in Großbritannien verhindert.
Wolf-Christian Ulrich ist ZDF-Korrespondent für das Vereinigte Königreich und Irland.
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