Kinderdepots: Neobroker wie Trade Republic gehen in die Offensive
Geldanlegen für die Kleinsten:Neobroker gehen mit Kinderdepots in Offensive
von Frank Bethmann
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Neu sind Wertpapierdepots für Kinder nicht. Kompliziert und teuer teilweise schon. Das soll sich jetzt ändern: Die Finanzbranche setzt auf geplantes "Kindergeld" vom Staat.
Geld für den Nachwuchs zur Seite anzulegen, ist grundsätzlich nicht verkehrt. Die Frage ist nur, welche Art Depot man wählen möchte.
Quelle: dpa
Mit dem Sparen kann man ja bekanntlich nicht früh genug anfangen. Für Kleinkinder und Jugendliche übernehmen das meist die Eltern oder Großeltern. War früher das Sparbuch das Mittel der Wahl, hat sich inzwischen herumgesprochen: Bei Tages-, Festgeld oder Aktien gibt es mehr Zinsen; vor allem dann, wenn man ein langfristiges Anlageziel verfolgt, was bei Kleinkindern bis sie erwachsen sind ja der Fall ist.
Kinderdepots - Trade Republic will Maßstäbe setzen
Immer mehr Banken und Finanzinstitute bieten daher Kinderdepots an, mit denen Kunden für ihren Nachwuchs in Aktien und Anleihen investieren können. Das neueste Angebot kommt von Trade Republic. Ab sofort können Eltern beim Neobroker kostenfreie ETF- und Aktiensparpläne ausführen, Bruchstücke von Aktien erwerben und Anleihen kaufen.
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Das an sich ist noch nicht bahnbrechend, auch andere Banken bieten so etwas bereits an. Trade Republic aber verspricht seinen mehr als fünf Millionen deutschen Kunden, dass man bei der Eröffnung dieses Depots neue Maßstäbe setzen wolle, so Christian Hecker, Chef der Berliner Bank.
Eröffnung eines Kinderdepots - bürokratischer Albtraum
Dazu muss man wissen, dass das Eröffnen eines Kinderdepots bislang in Deutschland ein bürokratischer Albtraum war. Neben dem Kind müssen sich alle Erziehungsberechtigten identifizieren, häufig durch gemeinsames Erscheinen in der Filiale. Auf alle Fälle fordern die meisten Institute, dass die Geburtsurkunde postalisch eingereicht wird. Das alles ist aufwendig und hat in der Vergangenheit viele Eltern abgeschreckt.
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Junior-Depot auf den Namen des Kindes: Eltern verwalten es bis zur Volljährigkeit. Dabei ist der Zugriff der Eltern eingeschränkt. Der Steuerfreibetrag des Kindes kann genutzt werden.
Depot auf Namen der Eltern: Dabei haben die Eltern volle Kontrolle über das Geld. Die Gewinne werden steuerlich dem Elternteil zugerechnet.
Kinderdepots teilweise recht teuer
Dank seiner schlanken Lösung mit Depoteröffnung direkt per App und einiger anderer Vorteile wie geringe Kosten, die das Unternehmen bewirbt, hofft Trade Republic den Markt von hinten aufrollen zu können. Denn die Ersten sind sie nicht. Kinderdepots gibt es bereits seit Jahrzehnten. Die Attraktivität hält sich jedoch oft in Grenzen, nicht nur weil es bislang so kompliziert war, sondern auch weil die Konditionen schlecht sind.
Die Zeitschrift "Finanztest" hat gerade in ihrer Mai-Ausgabe Kinderdepots verglichen. Im Kostenvergleich der Online-Depots von Direktbanken lagen Flatex und ING vorne. Sie waren die einzigen Anbieter, bei denen ETF-Sparpläne ohne Einschränkung und im großen Angebot kostenfrei durchgeführt werden konnten. Bei anderen Anbietern war dies teils recht teuer, so die Autoren von "Finanztest".
ETF steht für exchange traded fund. Bislang waren das vor allem passive Indexfonds. Jetzt gibt es auch aktiv gehandelte ETFs. Hier entscheidet ein Manager, was im ETF landet.
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Bei der Geldanlage in Aktien kommt es auf das "wie" an
Eine sichere und langfristige Anlage in Aktien hat im Übrigen nichts mit Zockerei zu tun, sagen die Experten. Das "wie" sei entscheidend. Eher nicht in einzelne Aktien investieren, sondern in einen ETF auf einen weltweiten Index, der das Risiko breit streut und so Wertminderungen abmildert. Der MSCI World etwa beinhaltet Werte von knapp 1.400 Unternehmen aus 23 Industrieländern, der MSCI All Countries World Index sogar mehr als 2.700 Unternehmen aus 47 Ländern.
Wenn die Kinder klein sind, sei ein Aktien-ETF das Mittel der Wahl, sagen zahlreiche Finanzexperten. Ist das Kind aber schon 15 und das Geld soll bei Volljährigkeit zur Verfügung stehen, wäre ein festverzinsliches Festgeld sinnvoller, heißt es. Natürlich lässt sich auch beides kombinieren.
Finanzbranche setzt auf geplante Frühstart-Rente
Dass Trade Republic und andere, wie der Wettbewerber Scalable Capital, der für den Sommer ebenfalls ein Kinderdepot angekündigt hat, nun neue Produkte auf den Markt bringen, überrascht nicht. Die Bundesregierung plant laut Koalitionsvertrag die Einführung einer sogenannten Frühstart-Rente.
Dahinter steckt die Idee, jedem Kind in Deutschland zwischen dem 6. und 18. Lebensjahr monatlich zehn Euro für den Vermögensaufbau zu spendieren. Dieses Geld können Eltern zum Beispiel in einen ETF-Sparplan investieren. Die Nachfrage also dürfte steigen, ein Effekt von dem nicht nur Trade Republic profitieren möchte.
Früh mit dem Investieren zu beginnen, kann sich lohnen. Doch was dürfen Jugendliche überhaupt? Wie funktioniert Sparen und der Einstieg auch mit kleinen Beträgen? Ein Überblick.