Neobroker: Aktienhandel per Trading-App und Onlineplattform

Aktienhandel rund um die Uhr:Wie seriös ist das Angebot von Neobrokern?

von Alexander Eschment
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Neobroker werden immer beliebter, vor allem Jüngere nutzen den Aktienhandel über Onlineplattformen und Apps. Worauf Einsteiger achten sollten, erklärt ein Finanzexperte.

Neobroker
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Neobroker werben damit, rund um die Uhr vom PC oder Smartphone aus mit Aktien handeln zu können - angeblich auch gebührenfrei. Die Zielgruppe: junge Einsteiger. Längst haben sich die Plattformen fürs Investieren an der Börse etabliert.
Theodora Both vom studentischen Berliner Börsenkreis e.V. überrascht das nicht. Sie hat selbst gute Erfahrungen damit gemacht. Die Einstiegshürde bei Neobrokern sei gering, so Both.

Als Studentin habe ich auch nicht so viel Geld, was ich investieren kann. Bei Neobrokern kann ich theoretisch auch mit einem Euro anfangen.

Theodora Both, Berliner Börsenkreis e.V.

Doch wer über Trading-Portale oder Apps handelt, sollte sich vorher gut informieren, raten Finanzexperten.
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Wie funktioniert Aktienhandel mit Neobrokern?

Je nach Definition gibt es inzwischen mindestens zehn Neobroker in Deutschland. Allen gemein ist ein leichter und kostengünstiger Zugang zum Aktienmarkt. Das liege an ihrer Struktur, die wenig Personal benötige und am Geschäftsmodell, sagt Timo Halbe, Redakteur für Geldanlage bei Finanztip.

Neobroker bekommen von den Handelsplätzen, denen sie die Kundenaufträge zuleiten, Provisionen. Dadurch können sie den Handel mit Wertpapieren günstiger anbieten.

Timo Halbe, Finanztip

Wegen des Provisionsgeschäfts mit einzelnen Börsen stehen den Kunden weniger Handelsplätze zur Verfügung als klassischen Brokern. Und wirklich umsonst gibt es die Dienstleistung auch nicht. Darauf weist die Verbraucherzentrale hin.
Bei jedem Handel entstehen Transaktionskosten, die in den Ausführungskursen versteckt sind. Diese sind nicht generell schlechter als bei klassischen Banken, zumindest zu den Öffnungszeiten der Börsen.
Außerhalb der üblichen Handelszeiten kann es jedoch passieren, dass man beim Kauf einen etwas höheren Kurs bezahlt und umgekehrt beim Verkauf einen etwas niedrigeren Kurs bekommt.
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Auswahl des richtigen Neobrokers

Die meisten Neobroker gibt es als App. Die Bedienung ist leicht und intuitiv, der Handel rund um die Uhr kein Problem. Auch wenn das Investieren in Aktien, ETFs oder auch Kryptowährungen kostenlos oder gegen eine geringe Gebühr angeboten wird: In der Regel entstehen durch Transaktionen Kosten. Und die können auch indirekt an Anleger weitergegeben werden.
Einige Neobroker bieten Modelle an, bei denen der Handel ohne Gebühren möglich ist. Allerdings können dann Bedingungen gestellt werden. So muss beispielsweise das Volumen eine bestimmte Summe betragen. Außerdem kann die Auswahl an Handelsplätzen und handelbaren Wertpapieren eingeschränkt sein.
Da die Konditionen der Neobroker ähnlich sind, fällt die Auswahl des richtigen Neobrokers nicht leicht. Timo Halbe von Finanztip rät darauf zu achten, dass der Broker selbst eine deutsche Banklizenz hat oder dass dahinter eine deutsche Bank steht.

Dadurch ist das Geld auf dem Verechnungskonto durch die deutsche Einlagensicherung bis 100.000 Euro geschützt.

Timo Halbe, Redakteur für Geldanlagen

Zudem gebe es einen automatischen Steuerabzug. Das mache vieles einfacher. Welche Provisionen ein Neobroker verlangt, muss er offenlegen. Meist finden sich die Regelungen in den allgemeinen Geschäftsbedingungen.

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Abstriche beim Service

Die einfache Handhabe habe jedoch auch Nachteile, weiß Timo Halbe.

Die Neobroker-Apps verleiten dazu, schnell und unüberlegt zu investieren.

Timo Halbe, Finanztip

Das erhöhe das Risiko für unerfahrene Anleger. Zudem hapere es oft beim Kundenservice. "Nutzer können bei Problemen oft keine Mitarbeiter anrufen, sondern müssen meistens auf einen Chat zurückgreifen oder per E-Mail Kontakt mit dem Kundensupport aufnehmen", so Timo Halbe weiter. Auch FAQ-Kataloge seien nicht unüblich. Dass Neobroker deshalb weniger genutzt werden, halten Experten jedoch für eher unwahrscheinlich. Sie sind inzwischen fester Bestandteil des Lebens vieler Anleger.

Ab dem 1. Juli 2026 wird das Provisionsgeschäft der Neobroker ("Payment for Order Flow") verboten. Das hat die EU beschlossen, um zu verhindern, dass Neobroker die Aufträge ihrer Kunden an Handelsplätze weiterleiten, die ihnen die höchste Provision zahlen, statt die Börsen auszuwählen, die die besten Konditionen für die Kunden bieten.

Inwieweit die Entscheidung das Gebührenmodell der Neobroker verändert, ist noch offen. Möglich ist auch, dass sich der Markt dadurch konsolidiert, weil sich nicht alle Anbieter mit den neuen Vorgaben ausreichend finanzieren können.

Alexander Eschment ist Redakteur im ZDF-Hauptstadtstudio Berlin.
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Quelle: dpa

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