Verschärfter Sparkurs in Köln:Ford streicht weitere 1.000 Stellen
Ford setzt in Köln den Rotstift an. Wegen schwacher Verkäufe stellt das Unternehmen auf Ein-Schicht-Betrieb um und will binnen weniger Monate weitere 1.000 Arbeitsplätze streichen.
Der US-Autobauer Ford streicht weitere Stellen in Köln. Die Stimmung in der Belegschaft ist angespannt.
Quelle: dpaWegen schwacher Nachfrage nach Elektrofahrzeugen verschärft der Autobauer Ford seinen Sparkurs und streicht in der Kölner Produktion weitere 1.000 Stellen. Man stelle im Januar vom bisherigen Zwei-Schicht-Betrieb auf Ein-Schicht-Betrieb um, teilte das Unternehmen in Köln mit.
Schon vor knapp einem Jahr hatte das Management einen anderen Sparplan verkündet, der zu scharfen Protesten und dem ersten Streik in der Geschichte der Kölner Ford-Werke geführt hatte. Erst kürzlich hatten die Beschäftigten diesen Sparplan zähneknirschend akzeptiert.
Schleppender Absatz bei E-Autos zwingt Ford zu Stellenabbau im Kölner Werk.
11.07.2025 | 2:05 minDas 2024 eingeleitete Vorhaben sieht vor, an dem Standort bis Ende 2027 insgesamt - also inklusive Verwaltung, Entwicklung und anderen Bereichen - 2.900 Stellen einzusparen. Die Mitarbeiter sollen freiwillig gehen und Abfindungen bekommen oder in Altersteilzeit gehen. Dieses Sparvorhaben wird nun erweitert um bis zu 1.000 Stellen. Die genaue Zahl steht nicht fest. Erst einmal soll mit der Arbeitnehmerseite gesprochen werden.
Der Zeitdruck ist hoch: Schon im Januar soll die Zahl der Arbeitsplätze entsprechend reduziert sein. Sollten die Pläne umgesetzt werden, hätte Ford in gut zwei Jahren nur noch etwa 7.600 Beschäftigte. Ende des vergangenen Jahrzehnts waren es rund 20.000 gewesen.
Beim US-Autobauer Ford in Köln wird erstmals in der knapp hundertjährigen Unternehmensgeschichte gestreikt. Die Gewerkschaft und die Beschäftigten kritisieren die Sparpläne.
14.05.2025 | 0:23 minAbfindungspakete werden bereitgelegt
Am Dienstagmorgen erklärte das Ford-Management den Beschäftigten der Produktion die Notwendigkeit der Maßnahme:
Wir sind uns der Auswirkungen auf unsere Mitarbeitenden bewusst und setzen uns dafür ein, die Betroffenen bestmöglich zu unterstützen. In diesem Zusammenhang werden wir freiwillige Abfindungspakete anbieten.
Ford-Management
Die Konditionen für das freiwillige Ausscheiden werden aus dem ersten Sparprogramm übernommen. Das von der IG Metall ausverhandelte Abfindungspaket gilt als relativ attraktiv für Arbeitnehmer. Die Einsparungen schließen betriebsbedingte Kündigungen vorerst aus. Sollte der Personalabbau aber deutlich unter den Erwartungen liegen und sollten zu wenige Beschäftigte freiwillig gehen, wird der Druck schrittweise erhöht und am Ende könnte Ford doch noch betriebsbedingt kündigen.
Der Verkauf lief schleppend: Nach Angaben des Kraftfahrtbundesamtes wurden in den Monaten Januar bis August in Deutschland rund 74.000 Ford-Pkw zugelassen, von denen rund 20.000 einen Elektroantrieb hatten. Eingerechnet sind hier auch Elektroautos von Ford, die nicht in Köln produziert wurden - wie viele in Köln produzierte Stromer verkauft wurden, ist nicht bekannt. Der Marktanteil von Ford in Deutschland kletterte seit Jahresbeginn von drei auf 4,5 Prozent. Es geht bergauf, aber auf niedrigem Niveau.
Quelle: dpa
Ford begründet den neuen Personalabbau nun damit, dass die Nachfrage nach elektrischen Pkw in Europa deutlich unter den ursprünglichen Branchenprognosen liege. Als die Firma Milliarden in das Kölner Elektrowerk investierte, ging sie im Jahr 2023 von einem Elektro-Anteil von 35 Prozent aller verkauften Autos am Markt insgesamt aus. Im Rückblick war das zu optimistisch, laut Kraftfahrtbundesamt (KBA) liegt der Anteil von Stromern inzwischen nur bei 18 Prozent.
Immerhin geht es nach oben - für Ford aber nicht steil genug. Mehrfach hatte das Unternehmen in seiner Produktion auf Kurzarbeit gesetzt, nun hält es aber strukturelle Veränderungen für nötig und baut dauerhaft Personal ab.
Branchenfachmann ist pessimistisch
Branchenexperten wie Stefan Bratzel vom Center of Automotive Management (CAM) in Bergisch Gladbach sind nicht überrascht von dem verschärften Sparkurs.
Das war leider absehbar: Ford verkauft viel zu teure Autos und bekommt die nicht verkauft, die Firma produziert auf Halde.
Stefan Bratzel, Center of Automotive Management
Das Ford-Werk in Saarlouis stellt ab November 2025 nach 50 Jahren die Produktion ein.
05.10.2023 | 2:03 min
Die Marke Ford stehe für solide und günstige Autos, daher würden Elektroautos in der Preiskategorie unter 30.000 Euro besser zum Image passen, erklärte Bratzel. "Die Amerikaner haben seit langem den falschen Blick auf den europäischen Markt und schießen produkttechnisch daneben - die Entwicklung von Ford in Köln ist ein Trauerspiel."
Ein Ein-Schicht-Betrieb in einer modernen teuren Anlage, die auf eine hohe Kapazität ausgelegt ist, sei wirtschaftlich gesehen zudem fragwürdig, so Bratzel weiter.
Es erscheint mir hier fast unmöglich, mit einer Schicht profitabel zu arbeiten. Es geht bei Ford nur darum, Verluste einzudämmen.
Stefan Bratzel, Center of Automotive Management
Die Firma brauche schnell neue preisgünstige Modelle, um am Markt doch noch Erfolg zu haben. Sonst geht der Abbau weiter.
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