IAA in München:Wie es um die E-Wende steht
Die IAA vermittelt den Eindruck: Deutschland hat sich für die E-Mobilität entschieden. Wieso das auf den Straßen anders aussieht.
Der Druck ist riesig: Chinesische Autobauer produzieren schneller, günstiger und sie sind innovativer. NANO spricht darüber mit Lutz Eckstein vom Institut für Kraftfahrzeuge.
11.09.2025 | 11:02 minDie Zukunft ist jetzt, könnte man meinen. Futuristische Fahrzeuge, pompöse Inszenierung auf der IAA in München. Die deutsche Autoindustrie präsentiert sich als visionärer Zukunftstreiberin, versucht die eigene Nervosität zu übertünchen. "Man sieht, dass die deutsche Automobilindustrie mitten in der größten Transformation ihrer Geschichte ist., meint Stefan Bratzel, der Gründer und Direktor des Center of Automotive Management CAM).
E-Mobilität ist die Hoffnung der Autobranche. Auch bei deutschen Herstellern. Trotz oder wegen der Konkurrenz aus China.
09.09.2025 | 2:38 minPolitische Unentschiedenheit verunsichert Kunden
Die Automesse vermittelt den Eindruck: Der Verbrenner ist out, Deutschland hat sich für die E-Mobilität entschieden. Eine aktuelle Studie des Center for Automotive Research zeigt ein anderes Bild: Bei den Kunden sind die Stromer noch nicht wirklich angekommen. Das liege auch an dem politischen Hin- und Her, sagt Beatrix Keim, die Studienmacherin.
Das abrupte Aus der Umweltprämie 2023, die Diskussion um das Verbrenner-Aus hätten Kundinnen und Kunden verunsichert. So waren im August 2025 19 Prozent der neuzugelassenen PKWs in Deutschland voll-elektrisch. Damit steigt zwar der Anteil der E-Autos auf Deutschlands Straßen, aber nicht so stark, wie von den Herstellern erhofft.
Die deutsche Autoindustrie wankt: Jobabbau, sinkende Marktanteile und Konkurrenz aus China. Auf der IAA stellen die Hersteller, das Verbrenneraus infrage.
09.09.2025 | 1:54 minMythen befeuern E-Skepsis
Neben der politischen Unentschlossenheit spielen auch nach wie vor verbreitete Mythen über etwa Reichweite oder Batterielebensdauer eine Rolle. Dass immer noch viele Menschen in Deutschland skeptisch gegenüber E-Mobilität sind, liege auch an fehlender Praxiserfahrung, sagt Automobilexpertin Keim.
Wir sind ein sehr altes Autoland, die Menschen mögen ihren Verbrenner.
Beatrix Keim, Center for Automotive Research
Sie empfiehlt deshalb mehr Probefahrten, Car-Sharing oder E-Dienstwagen - wer bereits ein E-Auto gefahren ist, zeigt eine höhere Bereitschaft, auf E-Mobilität umzusteigen.
Viele Tarife, Ladekarten und Apps: Wer sein Elektroauto unterwegs lädt, zahlt oft unterschiedlich. Zwischen Ad-hoc-Preisen, Verträgen und Roaming verlieren viele den Überblick an den Ladesäulen.
08.09.2025 | 9:07 minDefizite bei der Ladeinfrastruktur
Die Studie sieht zudem Defizite in der Ladeinfrastruktur: Laut Bundesnetzagentur gibt es aktuell rund 175.000 öffentlich zugängliche Ladepunkte. Das Netz wächst - aber mit großen regionalen Unterschieden: Während etwa in Bayern oder NRW - vor allem in Ballungsräumen - die nächste Ladesäule oft in wenigen Minuten erreichbar ist, muss man in Mecklenburg-Vorpommern oder Sachsen-Anhalt - insbesondere in ländlicheren Regionen -länger suchen.
Wie gut erreichbar Ladesäulen sind, bestimmt darüber, wie gut E-Mobilität angenommen wird: keine Ladesäulen - keine E-Autos.
Wie stehen E-Autos 2025 wirklich da? Wir entlarven gängige Vorurteile zu Ladezeit, Reichweite und Preis – und zeigen, was heute technisch und finanziell möglich ist.
26.05.2025 | 3:03 minKostenkampf besonders bei E-Autos
Der wichtigste Punkt bei der Kaufentscheidung sei aber der Preis: "Die Fahrzeuge sind noch zu teuer und die Leistung entspricht nicht dem, was die Konsumenten erwarten", sagt Albert Waas, Experte für Automobilwirtschaft bei der Boston Consulting. Wegen hoher Personal-, Energie- und Bürokratiekosten sei es für deutsche Hersteller schwieriger, mit E-Autos Geld zu verdienen.
Beatrix Keim empfiehlt neben einer staatlichen Förderung von günstigeren Einstiegsmodellen auch gezielte soziale Förderformate für einkommensschwache Haushalte.
In den letzten Jahren haben deutsche Autohersteller massive Gewinneinbrüche erlitten und Marktanteile verloren.
08.09.2025 | 0:59 minAuch deutsche Hersteller können Technologie
Hinzu kommt die Abhängigkeit von chinesischen Batterien. In dem Punkt macht eine ganz neue Technik made in Germany Hoffnung: Das Start-Up DeepDrive hat einen Elektromotor entwickelt, der 20 Prozent effektiver sein soll. "Ganz lange ist ganz viel Material, Ressourcen und Energie in die Entwicklung von neuen Batterien geflossen. Aber Elektromotoren gibt es nicht so viele unterschiedliche. Die ganze Autoindustrie macht eigentlich das Gleiche", sagt Felix Poernbacher, Mitgründer von DeepDrive.
Beatrix Keim ist zuversichtlich, dass deutsche Firmen den Wettbewerb um Preise, Technologien und Innovationen für sich gewinnen können:
Ich glaube, der Automobilindustrie geht es besser, als viele denken. Ja, wir sind teilweise langsamer, aber dafür auch grundlegend sicherer.
Beatrix Keim
Caroline Drees ist Reporterin im ZDF-Landesstudio München.
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