E-Lkw-Verkehr: Wie der Aufbau der Ladeinfrastruktur voranschreitet

Emissionsfreier Güterverkehr:Wie sich der E-Lkw-Verkehr aufstellt

Redakteur Lothar Becker, ZDF-Landesstudio Nordrhein-Westfalen.
von Lothar Becker
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Lange wurde die Idee eines batterieelektrischen Güterfernverkehrs belächelt. Doch der Aufbau der Lade-Infrastruktur für E-Lkw schreitet voran. Welche Hürden bleiben noch?

LKW-Ladesäulen
E-Lkw können normale Ladesäulen für Pkw allein schon wegen ihrer Größe nicht nutzen. Eine Lösung: spezielle Ladeparks. 15.07.2025 | 1:33 min
Ausgerechnet der vermeintlich träge Güterverkehr könnte schaffen, was die Pkw-Sparten europäischer Autohersteller verpasst haben: Elektromodelle auf den Markt bringen, ehe neue Hersteller aus den USA oder China den internationalen Markt beherrschen.
Und noch etwas ist anders. Die Lkw-Bauer haben gewagt, was bislang undenkbar schien: den Schritt hin zum Ladenetzanbieter. Wer E-Fahrzeuge in der Pionierphase verkaufen will, darf nicht auf Stromkonzerne oder die Politik warten, sondern muss eine eigene Ladelösung anbieten. Diese Erkenntnis ist vorsichtig formuliert, gut abgehangen, über 15 Jahre alt. 2012 eröffnete der erste Tesla Supercharger - knapp ein Jahr vor Verkaufsstart des Model S.
Ein Tesla Model X steht an einem Tesla Werk
Tesla und Musk: Untrennbar verbunden. Deswegen erleidet Tesla in weiten Teilen Europas einen Imageverlust. In Norwegen kämpft das Unternehmen mit Preisnachlässen um seinen Marktanteil.03.06.2025 | 2:06 min

Nächster Ladepark in Deutschland eröffnet

Zehn Jahre später wurde "Milence" ins Leben gerufen, ein Ladenetz-Joint-Venture großer europäischer Anbieter. Startkapital: 500 Millionen Euro. Bis 2027 will "Milence" in Europa 1.700 öffentliche Hochleistungsladepunkte für schwere Nutzfahrzeuge errichten - vor allem entlang der wichtigen transeuropäischen Verkehrsrouten.
Der fünfte Milence-Ladepark in Deutschland wurde diese in Recklinghausen eröffnet, mit politischer Begleitung durch NRW-Wirtschaftsministerin Mona Neubaur (B'90/Die Grünen).

Es ist deutlich festzustellen, dass die Technologiefortschritte im Batterieelektrischen wirklich beachtlich sind und dass es sich durch die Mautbefreiung auch heute schon rechnen kann, mit dem batterieelektrisch betriebenen Lkw Güter auszuliefern.

Mona Neubaur (B'90/Die Grünen)

Elektroauto an einer Ladestelle
Aus für Verbrenner, freie Fahrt für Elektroautos: Daran gibt es auch Kritik. Was sagen die Fakten?12.09.2021 | 28:56 min

Bedarf für Tausende Schnell-Ladepunkte

Die Rechnung geht nur auf, wenn auch die Politik lernt auf kommunaler, Landes-, Bundes- und EU-Ebene schneller zu liefern. Noch fehlt ein EU-weit verlässliches Regelwerk in Sachen Mautbefreiung für emissionsfreie Lkw. Langfristig ist zudem eine flexible Regelung bei Lenk- und Ruhezeiten an Ladeparks wichtig, damit das Umparken zwischen Ladesäule und Parkplatz nebenan nicht als Unterbrechung der Ruhezeit gewertet wird.
Studien der Nationalen Leitstelle Ladeinfrastruktur zeigen, dass bis 2030 mehrere Tausend Ladepunkte mit hoher Leistung nötig sind, um den wachsenden Bedarf zu decken. Besonders wichtig sind sogenannte Megawatt-Charger, die mehr als doppelt so schnell wie die derzeit schnellsten Ladesäulen. Der Aufbau dieser Infrastruktur ist komplex: Es braucht nicht nur Platz und Stromanschlüsse, sondern auch intelligente Planung, damit Ladezeiten mit Ruhezeiten der Fahrer kombiniert werden können.
Ford
Schleppender Absatz bei E-Autos zwingt Ford zu Stellenabbau im Kölner Werk.11.07.2025 | 2:05 min

Was den Ausbau bremst

In Recklinghausen wäre ein Megawatt-Charger technisch machbar. Die hohen Ladeleistungen würden die eigentliche Standzeit an der Säule noch weiter verkürzen, sodass mehr Lkw in kürzerer Zeit geladen werden könnten.
Ideal wäre es für Speditionen, ihre E-Lkw in Fahrpausen auf dem eigenen Hof zu laden - mit günstigem Industrie-Strom. Doch dieses "Depot-Laden" braucht ausreichend starke Anschlussleitungen. Die dicken Kabel und Transformatoren lassen sich kommunale Stromversorger und Netzgesellschaften gern teuer bezahlen - von den Speditionen. Von einer proaktiv-dynamischen Standortpolitik kann beim Thema Depot-Laden deutschlandweit nicht unbedingt die Rede sein.
E-Auto beim Laden
Die Zahl der Solaranlagen steigt und damit auch der größer werdende Bedarf an Speicherkapazitäten. Beim sogenannten bidirektionalen Laden kann Strom aus den E-Autos in das Netz zurückfließen. 10.05.2025 | 1:34 min

Vorteile für Arbeitsbedingungen?

Dabei kaufen immer mehr Speditionen E-Lkw. "Vor allem, wenn jeden Tag die gleichen Routen gefahren werden, gibt es mit E-Lkw keine Verluste gegenüber einem Diesel-Lkw", sagt Jonas Filgers, Flottenmanager bei Dachser in Dortmund. Die Fahrer seien hochzufrieden, weil sie im E-Lkw stressfrei ausreichend Pausen machen können. Der Lkw stehe ohnehin bis zum avisierten Akkustand an der Ladestation. Das steigere die Attraktivität des Jobs und mache es einfacher neue Fahrer zu finden.

Wenn ich heute meine Fahrer frage: 'Wollt ihr wieder einen Diesel fahren?' – Das wird sofort verneint und mit Kündigung gedroht.

Jonas Filgers, Flottenmanagement Dachser, Dortmund

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