IW-Chef Michael Hüther fordert Abschaffung eines Feiertags

IW-Chef Michael Hüther:Ökonom fordert Abschaffung eines Feiertags

|

Einen Feiertag opfern für die Wirtschaft? Die Idee selbst ist nicht neu. Der Chef des Instituts der deutschen Wirtschaft sieht darin eine Chance. Ein anderer Ökonom eher weniger.

Ein Kalender liegt auf einem Tisch
Der IW-Chef Michael Hüther sieht in einem zusätzlichen Arbeitstag ein Mittel zur kurzfristigen Stärkung der Konjunktur.
Quelle: dpa

Der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW Köln), Michael Hüther, fordert weniger Feiertage in Deutschland. Hüther sagte den Zeitungen der Funke Mediengruppe:

Die Abschaffung eines Feiertages wäre eine Möglichkeit, die Wirtschaftsleistung sehr kurzfristig und effektiv zu erhöhen.

Michael Hüther, IW-Chef

IW-Berechnungen zufolge würde ein zusätzlicher Arbeitstag das deutsche Bruttoinlandsprodukt rein rechnerisch um bis zu 8,6 Milliarden Euro erhöhen.
Lars Klingbeil in Anzug bei Pressekonferenz
Die Einnahmen schrumpfen: Laut aktueller Steuerschätzung wird Deutschland weniger Steuern einnehmen als erwartet. Das engt den Spielraum von Bund, Ländern und Kommunen ein. 15.05.2025 | 1:39 min

Wirtschaftsverband will kirchlichen Feiertag streichen

Hüther verwies dabei auf die Abschaffung des Buß- und Bettags als gesetzlichen Feiertag im Jahr 1995.

Mehr Arbeit ist also möglich, wenn man es will.

Michael Hüther, IW-Chef

Hüther sagte, er reagiere mit seinem Vorschlag auf eine Forderung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft, die sich in dieser Woche für eine Streichung eines kirchlichen Feiertags stark gemacht hatte.
Friedrich Merz spricht im Rahmen seiner ersten Regierungserklärung
Auch in seiner ersten Regierungserklärung appellierte Kanzler Merz an den Arbeitswillen der Bevölkerung.14.05.2025 | 3:30 min

Fratzscher gegen Feiertag-Streichung

Gegensätzlich äußerte sich hingegen Marcel Fratzscher, der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin). Gegenüber den Zeitungen der Funke Mediengruppe sagte er:

Der Arbeitskräftemangel in Deutschland wird nicht durch eine Streichung von Feiertagen oder steuerlichen Privilegien für Überstunden in Vollzeit gelöst werden.

Marcel Fratzscher, DIW-Chef

Der Schlüssel für den Arbeitskräftemangel liege aus seiner Sicht stattdessen im Abbau der vielen Hürden für die Erwerbstätigkeit von Frauen, von Geflüchteten und anderen Menschen aus dem Ausland. Der Ökonom erklärte:

Nur über eine deutlich steigende Zuwanderung und den Abbau von Hürden für Frauen wird sich der Arbeitskräftemangel begrenzen lassen.

Marcel Fratzscher, DIW-Chef

SGS Schmiese
Das Ifo-Institut und die OECD senken ihre Konjunkturprognosen für Deutschland. Handelskonflikte und ein schwacher Konsum setzen der Wirtschaft stärker zu als bisher angenommen.17.03.2025 | 1:38 min

Schröder wollte bereits Feiertag abschaffen

Die Debatte, einen Feiertag abzuschaffen, um die Wirtschaftsleistung Deutschlands zu steigern, ist nicht neu. So forderte etwa der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) eine Abschaffung des 3. Oktober als Tag der Deutschen Einheit.
Nach seinen Plänen wäre der deutsche Nationalfeiertag immer auf den ersten Sonntag im Oktober gefallen. Nicht nur in der oppositionellen CDU fiel der Vorschlag auf Ablehnung. Auch die Grünen unter Joschka Fischer, Schröders Koalitionspartner, trugen die Idee letzten Endes nicht mit.

Idee von Wirtschaftsexperten
:Feiertag abschaffen - was das bringen würde

Deutschland diskutiert über eine Idee von Wirtschaftsexperten: Sollte ein Feiertag gestrichen werden? Es würde dem Staat Milliarden an Mehreinnahmen bringen - aber auch Probleme.
von Oliver Klein
Tagesblätter eines Abreisskalenders
FAQ
Quelle: AFP, chrz

Mehr zur Wirtschaft