E-Mobilität: Was bringt die Kfz-Steuerbefreiung für E-Autos?

Analyse

Zukunft der E-Mobilität:Was bringt die Steuerbefreiung für E-Autos?

von Richard Luttke
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E-Auto-Fahrer sollen auch weiterhin keine Kfz-Steuer zahlen. Das soll die Verkaufszahlen ankurbeln, doch dem Staat entgehen hunderte Millionen Euro. Wie sinnvoll ist die Maßnahme?

Ein Stecker hängt an einem Elektroauto während eines Ladevorgangs.

Die Bundesregierung will Elektroautos bis Ende 2035 von der Kfz-Steuer befreien - so sollen mehr E-Fahrzeuge auf die Straße kommen.

06.10.2025 | 0:18 min

Stromer oder Verbrenner - eine Frage, die die Autonation Deutschland auch 2025 weiterhin spaltet. Wichtigster Punkt für die meisten Käufer: die Kosten. Entsprechend erleichtert dürften Kunden sein, die sich gerade nach einem neuen Elektroauto umsehen. Denn die Befreiung von der Kfz-Steuer bleibt wohl weiter bestehen.

Eigentlich wäre die Steuerbefreiung für neue Elektroautos Anfang 2026 ausgelaufen. Nach Plänen von Bundesfinanzminister Lars Klingbeil (SPD) soll sie nun um fünf Jahre verlängert werden, "damit wir in den nächsten Jahren sehr viel mehr Elektroautos auf die Straße bringen", so Klingbeil gegenüber der Deutschen Presse-Agentur. Wer sein E-Auto bis zum 31. Dezember 2030 zulässt, muss keine Kfz-Steuer zahlen. Die Steuerfreiheit gilt bis zu zehn Jahre, längstens aber bis Ende 2035.

Für den Bundesfinanzminister geht es bei der Maßnahme nicht nur um neue Anreize für Verbraucher, sondern auch darum, die strauchelnde deutsche Automobilindustrie "in die Zukunft zu führen und Arbeitsplätze zu sichern". Doch das alles kostet: Mit mehreren hundert Millionen Steuermindereinnahmen in den nächsten Jahren rechnet der Bund durch die Verlängerung.

Besucher schauen sich während der Eröffnung der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA Mobility) den Messestand von Mercedes an und tragen dabei eine VR-Brille von Apple.

Die deutsche Autoindustrie wankt: Jobabbau, sinkende Marktanteile und Konkurrenz aus China. Auf der IAA stellten die Hersteller das Verbrenneraus infrage.

09.09.2025 | 1:54 min

Automobilexpertin: Jeder Anreiz für E-Mobilität nötig

Für Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft an der Ostfalia Hochschule, ist die Verlängerung trotzdem eine sinnvolle Maßnahme:

Im Vergleich zur Umweltprämie, in die mehrere Milliarden pro Jahr reingesteckt wurde, sind die Kosten noch relativ gering.

Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft

Laut Wisbert sei nun "jeder Impuls, der Elektroautos attraktiver macht, notwendig" - insbesondere, da es zurzeit keine sonstigen Anreize für Privatkunden gebe. Immerhin können Käufer durch die Befreiung von der Kfz-Steuer über Jahre viel Geld sparen. Während bei einem durchschnittlichen Mittelklassewagen schnell mehrere hundert Euro Steuern pro Jahr anfallen, ist die jährliche Steuerlast bei vergleichbaren Elektroautos gleich null.

ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann

Die Lage für die deutsche Autoindustrie sei noch nie so drastisch gewesen, sagt ZDF-Wirtschaftsexperte Florian Neuhann. Bei der E-Mobilität seien deutsche Marken hinterher.

08.09.2025 | 8:17 min

Kfz-Steuerbefreiung nur eine Maßnahme von vielen

Dennoch dürfte die Steuerfreiheit allein nicht für den nötigen Schub bei den Verkaufszahlen sorgen. Wie bei der ehemaligen Kaufprämie entstehen Mitnahmeeffekte, wenn Käufer von der Subvention profitieren, die sich ohnehin für ein Elektromodell entschieden hätten.

Kritiker bemängeln außerdem, dass vor allem Wohlhabende, die sich neue Elektroautos überhaupt leisten können, von den Vergünstigungen profitieren. Wisbert sieht hingegen bei den Strompreisen an öffentlichen Ladesäulen Handlungsbedarf:

Teilweise ist es immer noch so, dass man beim öffentlichen Laden mehr bezahlt, als wenn man einen Verbrenner betankt.

Helena Wisbert, Professorin für Automobilwirtschaft

Zusätzlich könne eine herstellerübergreifende Batteriegarantie dafür sorgen, dass auch gebrauchte Stromer attraktiver werden, erklärt die Automobilexpertin.

SGS Barrett

Elektroautos sind deutlich günstiger geworden - der Preisabstand zu Verbrennern schrumpft. Was bedeutet das für den Markt? ZDF-Börsenexpertin Stephanie Barrett berichtet.

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Merz lädt zu Autogipfel im Kanzleramt

Welche weiteren Maßnahmen die Regierung tatsächlich beschließt, wird sich voraussichtlich beim sogenannten "Automobildialog" am Donnerstag zeigen, bei dem Politik, Industrie und Gewerkschaften zusammenkommen.

Im Koalitionsvertrag von CDU, CSU und SPD ist beispielsweise ein Programm für Haushalte mit geringem oder mittlerem Einkommen vorgesehen, das den Umstieg auf klimafreundliche Mobilität erleichtern soll.

Richard Luttke ist Redakteur im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.

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