Wildberger will Glasfaser-Turbo und übt Kritik am KI-Gesetz
Exklusiv
Karsten Wildbergers Pläne:Digitalminister ohne privates Glasfasernetz
von Florian Neuhann
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Zwischen Hoffnung auf junge KI-Unternehmen und Kritik an der EU: Digitalminister Karsten Wildberger über die Ziele seiner Amtszeit und private Probleme mit dem Internet.
Bundesdigitalminister Karsten Wildberger spricht im ZDF-Interview über die Zukunft von Glasfaser, Mobilfunk und Künstlicher Intelligenz. Das europäische KI-Gesetz sieht er kritisch.17.08.2025 | 11:50 min
Ja, genervt ist der Digitalminister auch ab und zu. Ziemlich sogar. Und zwar vom schlechten Netz in Deutschland. Er wohne selbst im ländlichen Bereich, von schlechter Netzabdeckung könne er "ein Lied singen": Das berichtet Karsten Wildberger (CDU) im Interview für die ZDF-Doku "Update überfällig: Wie digital ist die Wirtschaft?".
Einen Glasfaseranschluss hat Wildberger, seit Mai als erster Digitalminister für die CDU in der Bundesregierung, privat auch noch nicht "Bei mir liegt schon relativ lange ein Leer-Rohr hinter dem Haus. Mal sehen, wann es befüllt wird", sagt der 55-Jährige. Noch fehle offenbar ein Unternehmen, das die entsprechende Kapazität habe.
Sehen Sie oben das ausführliche Interview mit Karsten Wildberger im Video.
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Glasfaser-Ausbau: Jetzt ein Thema für Wildberger
Die Glasfaser-Abdeckung in Deutschland: Das ist jetzt nicht mehr nur privat, sondern auch politisch eine von Wildbergers größten Baustellen. Als Digitalminister hat er die Verantwortung für den Ausbau der Infrastruktur. Im ZDF-Interview verspricht Wildberger "einen deutlichen Sprung nach vorn" in seiner Amtszeit.
Die Zusage der Bundesregierung, bis 2030 eine hundertprozentige Abdeckung mit Glaserfaseranschlüssen zu erreichen, will er jedoch auch auf Nachfrage nicht wiederholen.
Wir werden absolut in die Nähe kommen.
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Karsten Wildberger
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Besseres Mobilfunknetz geplant
Immerhin kann Wildberger bereits auf eine erste Entscheidung verweisen: Seit kurzem ist der Ausbau von Glasfaser- und Mobilfunknetzen als "überragendes öffentliches Interesse" eingestuft. Damit soll der Ausbau der Infrastruktur deutlich beschleunigt werden.
Entscheidend sei jetzt, so Wildberger, dass es besser gelinge, "über die verschiedenen Stufen - Bund, Länder und Kommunen - zusammenzuarbeiten". Sein Ministerium müsse dafür den Rahmen setzen, und er spüre eine große Bereitschaft, mehr zu tun.
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Und dann führt Wildberger ein neues Bild ein: "Wir arbeiten gerade daran: Was ist der Umsetzungsmuskel, das hinzubekommen?" Jetzt sei Trainingszeit: "Wir müssen alle Gymnastik machen und ein paar Gewichte stemmen", so Wildberger.
Kritik am europäischen KI-Gesetz
Einen Schwerpunkt seiner Arbeit sieht Wildberger auch in der Künstlichen Intelligenz. Dass Europa die neue Technik zuerst regulieren will, hält er für nicht glücklich - und übt im Interview deutliche Kritik am europäischen KI-Gesetz. Man müsse den Chancen der KI mehr Raum geben - im Gesetz stimme die Balance nicht.
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"Wir müssen nochmal die Grundrichtung diskutieren", sagt Wildberger. Er stelle in seinen Gesprächen mit den europäischen Kollegen "eine enorme Offenheit, auch Dringlichkeit fest, hier nochmal ranzugehen". Es gehe jetzt um bessere Umsetzbarkeit und Anwendbarkeit. "Ich glaube, da findet ein Umdenken statt", so Wildberger.
Was Wildberger am Ende erreichen will
Gefragt, woran ihn die Menschen in Deutschland am Ende seiner Amtszeit messen könnten, verweist Wildberger auf die "hohe Erwartungshaltung" - und bleibt ansonsten wenig konkret. Am Ende der Legislaturperiode sollten die Menschen, so hoffe er, sagen: Klasse, in der Infrastruktur sei viel vorangegangen.
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von Stefanie Reulmann
mit Video
Vor allem aber hofft Wildberger auf eine neue Dynamik in Bezug auf künstliche Intelligenz: "Stellen wir uns mal vor, wir haben plötzlich eine Bewegung von jungen Unternehmen, die sich mit der KI engagieren". Eine neue Dynamik zu entfachen: das sei sein Ziel - und das sei auch möglich.
Mehr zu dem Thema sehen Sie der ZDF-Wiso-Doku: "Update überfällig: Wie digital ist die Wirtschaft?“ am Montag, 18.8., um 19.25 Uhr im ZDF. Oder jederzeit im ZDF-Streamingportal.
Florian Neuhann leitet das ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen.