Viertes Auftragsminus in Folge:Auftragslage der Industrie verschlechtert sich weiter
Die Industrie in Deutschland steht weiter unter Druck. Zum vierten Mal in Folge ist die Zahl der Neuaufträge gesunken. Jetzt heißt es hoffen auf Unterstützung durch die Politik.
Eine "kalte Dusche für die Industrie" nennt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer die Auftragsflaute der deutschen Industrie. (Symbolbild)
Quelle: dpaDie Auftragsflaute der deutschen Industrie geht überraschend weiter. Die Neuaufträge fielen im August um 0,8 Prozent zum Vormonat und damit zum vierten Mal in Folge, wie das Statistische Bundesamt mitteilte. Fachleute hingegen hatten mit einem Wachstum von 1,1 Prozent gerechnet, nach einem Minus von 2,7 Prozent im Juli.
Klammert man die oftmals stark schwankenden Großaufträge aus, hätte es im August sogar ein Minus von 3,3 Prozent gegeben. "Der Negativtrend der vergangenen Monate setzt sich fort", sagte der Chefvolkswirt der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank, Alexander Krüger. Mit Blick auf die geplanten Milliarden-Ausgaben der Koalition für die Infrastruktur sagte der Analyst:
Manches Unternehmen dürfte den Einsatz der Fiskal-Bazooka nun noch mehr herbeisehnen.
Alexander Krüger, Volkswirt
Die Lage der deutschen Wirtschaft bleibt angespannt - viele Unternehmen beklagen Auftragsrückgänge, müssen Stellen streichen. Der erhoffte Aufschwung bleibt bislang aus.
05.10.2025 | 4:34 min"Kalte Dusche für die deutsche Industrie"
"Das war mal wieder eine kalte Dusche für die deutsche Industrie", sagte auch Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. "Deutlich nach oben dürfte es bei den Aufträgen erst im kommenden Jahr gehen, wenn die Bundesregierung ihre Ausgaben finanziert durch Schulden massiv erhöht und die Konjunktur zumindest vorübergehend anfacht."
Die Inlandsnachfrage kletterte im August um 4,7 Prozent. Die Auslandsaufträge gingen allerdings erneut zurück - diesmal um 4,1 Prozent. Dabei sanken die Bestellungen aus der Euro-Zone um 2,9 Prozent, die aus dem Rest der Welt gingen sogar um 5,0 Prozent zurück.
Der chemischen Industrie in Deutschland machen unter anderem die hohen Energiepreise zu schaffen. Die schwierige Lage schlägt sich auch in der Halbjahresbilanz des Verbands nieder.
17.07.2025 | 1:32 min"Die Zahl beleuchtet die konjunkturelle Schlaglochpiste in ihrer ganzen Hässlichkeit", erklärte Jens-Oliver Niklasch von der Landesbank Baden-Württemberg zum gesamten Auftragseingang.
Nach dem leichten Aufwärtstrend im Frühjahr ist nun wieder Talfahrt angesagt.
Jens-Oliver Niklasch, Landesbank Baden-Württemberg
Nachfrage im Inland: Wirtschaftsministerium sieht "Bodenbildung"
Ein wesentlicher Grund für diese Krise sei die Handelspolitik der USA mit Zöllen. Aber es gebe wohl weitere Gründe. "Der Rückgang der Aufträge aus dem Euroraum um drei Prozent spricht Bände", sagte Niklasch.
Wir haben das Jahr 2025 im Prinzip schon abgehakt und hoffen jetzt für die Konjunktur auf 2026.
Jens-Oliver Niklasch, Landesbank Baden-Württemberg
Fehlende Investitionen, Reformstau und der Zollkonflikt machen dem Maschinenbau zu schaffen. Die Branche lebt vor allem vom Export - und gilt als Rückgrat der deutschen Wirtschaft.
16.09.2025 | 1:27 minDas Bundeswirtschaftsministerium erklärte, vor allem die wieder anziehende Inlandsnachfrage deute auf eine Bodenbildung in der Industrie hin, während die zuletzt schwache Auslandsnachfrage weiter dämpfe. "Der erneut hohe Anteil inländischer Großaufträge bei Investitionsgütern deutet auf zunehmende Aufträge im Rüstungsbereich und bei rüstungsnahen Gütern hin."
Negative Entwicklung vor allem wegen Autoindustrie
Die negative Entwicklung geht wesentlich auf das maue Neugeschäft der Automobilindustrie zurück, wo es im August einen Rückgang um 6,4 Prozent gab. Zudem bremsten die Rückgänge im Bereich Herstellung von Datenverarbeitungsgeräten, elektronischen und optischen Erzeugnissen (-11,5 Prozent) und in der Pharmaindustrie (-13,5 Prozent) das Gesamtergebnis.
Die anhaltende Krise in der Automobilindustrie trifft Baden-Württemberg hart. Viele Unternehmen suchen nach neuen Geschäftsfeldern – und entdecken die Rüstungsindustrie als Alternative.
15.07.2025 | 7:31 minPositiv wirkten sich hingegen die Anstiege der Aufträge in der Herstellung von Metallerzeugnissen (+15,4 Prozent), im Sonstigen Fahrzeugbau (+17,1 Prozent) und in der Herstellung von elektrischen Ausrüstungen (+7,2 Prozent) aus.
Bei den Investitionsgütern sanken die Bestellungen um 1,5 Prozent zum Vormonat und damit zum dritten Mal hintereinander, bei den Konsumgütern um 10,3 Prozent. Bei den Vorleistungsgütern zog das Neugeschäft um drei Prozent an.
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