Autoindustrie in der Krise: EY-Studie zeigt Gewinneinbruch

Studie belegt Gewinneinbruch:"Westliche Autoindustrie in tiefer Krise"

|

Weltweite Krisen, hohe Kosten, Lieferkettenstörungen: Die Autoindustrie kämpft laut einer Studie um ihre Existenz. "Die guten alten Zeiten kommen nicht wieder", sagt ein Experte.

Neuwagen von Volkswagen schweben durch das VW- Stammwerk (Symbolbild für Autoindustrie).

Die globale Autoindustrie steht nach Angaben des Beratungsunternehmen EY weiter vor massiven Herausforderungen (Archiv).

Quelle: dpa

Die weltweit größten Autobauer haben gemeinsam betrachtet im ersten Halbjahr einen satten Gewinneinbruch verzeichnet. Wie aus einer Studie der Prüfungs- und Beratungsgesellschaft EY hervorgeht, halbierte sich der operative Gewinn (Ebit) der 19 größten Autobauer nahezu (minus 49,2 Prozent). Von Januar bis Juni lag er demnach bei 42,8 Milliarden Euro, nach 84,3 Milliarden Euro im Vorjahreszeitraum. Der Umsatz stagnierte in Summe.

Angesichts einbrechender Gewinne stecke "die etablierte westliche Autoindustrie in einer tiefen und strukturellen Krise", sagte EY-Autoexperte Constantin Gall laut Mitteilung. E-Autos verkauften sich deutlich schwächer als angenommen und auf wichtigen Absatzmärkten herrsche ein ruinöser Preiswettbewerb.

Die Probleme in China werden dadurch noch verstärkt, dass die Käuferschaft sich verstärkt nationalen Marken zuwendet.

Constantin Gall, EY-Autoexperte

Zusätzlich sorgten hohe Transformations- und Restrukturierungskosten, Rückrufe und Lieferkettenstörungen für Probleme.

Ein einzelnes in Plane verpacktes Neufahrzeug steht auf einem Parkplatz.

Der Druck ist riesig: Chinesische Autobauer produzieren schneller, günstiger und sie sind innovativer. NANO spricht darüber mit Lutz Eckstein vom Institut für Kraftfahrzeuge.

11.09.2025 | 11:02 min

"Negative operative Marge" erwirtschaftet

Auch bei den Margen - also vereinfacht gesagt dem Gewinn, der nach Abzug der Kosten vom Umsatz übrig bleibt - sieht es bei vielen Autobauern derzeit nicht rosig aus: Sieben der untersuchten Hersteller lagen laut EY bei der Marge im zweiten Quartal bei unter drei Prozent, vier hätten "sogar eine negative operative Marge" erwirtschaftet.

Am profitabelsten waren im ersten Halbjahr demnach der japanische Autokonzern Suzuki mit einer Marge von 10,4 Prozent, der südkoreanische Autobauer Kia (10,1 Prozent) und Toyota (9,3 Prozent); BMW liegt mit einer Marge von 8,6 Prozent auf Rang vier."

"Guten alten Zeiten kommen nicht wieder"

Die Schwächephase der Branche werde vorerst anhalten, prognostizierte Gall. "Der Sturm wird nicht abflauen", sagte er. Der Experte begründete dies unter anderem mit einer schwach bleibenden Konjunktur, zudem würden sich die geopolitische Situation und die Zollpolitik absehbar nicht stabilisieren.

Für viele Hersteller steht das komplette Geschäftsmodell auf dem Spiel, bei einigen Herstellern wird sich mittelfristig die Existenzfrage stellen.

Constantin Gall, EY-Autoexperte

Besucher schauen sich während der Eröffnung der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA Mobility) den Messestand von Mercedes an und tragen dabei eine VR-Brille von Apple.

Die deutsche Autoindustrie wankt: Jobabbau, sinkende Marktanteile und Konkurrenz aus China. Auf der IAA stellen die Hersteller, das Verbrenneraus infrage.

09.09.2025 | 1:54 min

Umso wichtiger sei es, dass die Autokonzerne harte Entscheidungen träfen. "Die guten alten Zeiten kommen nicht wieder, die Branche hat sich fundamental verändert, und die Automobilindustrie muss darauf eine Antwort finden", sagte Gall.

Experte: Konzerne müssen sich Gegebenheiten anpassen

Die Autokonzerne müssten sich von Altlasten trennen, ihr viel zu großes Portfolio verkleinern und sich fokussieren - auf klar definierte Kundensegmente, auf ein abgegrenztes, konkurrenzfähiges Modellangebot.

Größe ist nicht alles, Größe kann sich auch als ein Bremsklotz erweisen, wenn es darum geht, sich an neue Gegebenheiten anzupassen.

Constantin Gall, EY-Autoexperte

Quelle: dpa, AFP

Mehr zur Autoindustrie