Vonovia bekundet Interesse:Neue Wohnungen für die Bundeswehr als Milliarden-Markt?
Die Bundeswehr wächst - und benötigt mehr Wohnraum. Das Immobilienunternehmen Vonovia zeigt Interesse am Bau von Soldatensiedlungen. Gleichzeitig liegen alte Standorte brach.
Soldat*innen bis zum 25. Lebensjahr sind kasernenpflichtig und haben ein Anrecht auf eine dienstliche Unterkunft.
Quelle: ddpDas Wehrdienst-Modernisierungsgesetz soll am 1. Januar 2026 in Kraft treten. Das Ziel: Die Erhöhung der zur Verfügung stehenden Reservistinnen und Reservisten und Stärkung der aktiven Truppen der Bundeswehr. Laut Verteidigungsminister Boris Pistorius (SPD) eine Notwendigkeit:
Die Bundeswehr muss aufwachsen. Die internationale Sicherheitslage, vor allem das aggressive Auftreten Russlands, erfordern dies.
Boris Pistorius (SPD), Bundesverteidigungsminister
Durch die Aussetzung der Wehrpflicht im Jahr 2011 ging die Anzahl der Bundeswehrsoldat*innen zurück. Derzeit sichern noch 182.984 stehende Streitkräfte die personelle Einsatzbereitschaft der Bundeswehr. Verteidigungsminister Pistorius will diese Gruppe der dauerhaft unterhaltenen Vollzeitsoldat*innen angesichts der russischen Bedrohung und den Nato-Anforderungen um rund 80.000 auf 260.000 aufstocken.
Wo genau ein Großteil der zusätzlichen Soldat*innen stationiert werden sollen, weiß man noch nicht. Die Zahl der Bundeswehrstandorte ist durch Abrüstung von ursprünglich 400 auf 275 (Stand Ende 2024) gesunken. Sie befinden sich deutschlandweit und sind in unterschiedlichem Zustand.
Im Zuge des Aufbaus des Bundeswehrstandorts Brigade Litauen ziehen viele Soldaten-Familien gerade nach Vilnius. Auch eine deutsche Schule ist dort gestartet, erste deutsche Kinder lernen dort.
01.10.2025 | 2:37 minImmo-Riese sieht "Werkswohnungsbau 2.0" entgegen
Berechtigt ist die Frage, wo 80.000 neue Soldat*innen dauerhaft untergebracht werden sollen, durchaus. Vonovia-Vorstandschef Rolf Buch brachte sich nun kürzlich als Betreiber von neuen Soldatensiedlungen ins Spiel.
Dank unserer langjährigen Erfahrung im Wohnungsbau sind wir in der Lage, passende Unterkünfte zu errichten und im Rahmen von Kooperationen Belegungsrechte für die Bundeswehr einzuräumen.
Rolf Buch, Vonovia-Vorstandschef
Buchs Unternehmen habe bereits früher Bestände vom Bund übernommen, kenne sich also mit Werkswohnungsbau aus. Es mache keinen Sinn, dass Unternehmen neue Werkswohnungsgesellschaften gründeten, denn diese könnten nicht von Anfang an so effizient arbeiten wie ein großes Wohnungsunternehmen.
Der "Neue Wehrdienst" soll kommen. Es ist noch nicht die Rückkehr zur Wehrpflicht. Der Gesetzentwurf sieht aber vor, dass junge Männer künftig wieder zur Musterung gehen müssen.
11.09.2025 | 11:18 minVonovia will "Bauturbo" nutzen
Die Wohnraumoffensive der deutschen Bundesregierung soll den Wohnungsbau und die Modernisierung durch schnellere Baugenehmigungen bis Ende 2030 beschleunigen.
Diesen "Bauturbo" würde Buch sich gerne zu Nutze machen. Vonovia besitzt Grundstücke, auf denen bis zu 70.000 Wohnungen gebaut werden können. Doch Neubauten müssten auch irgendwie finanziert werden, und daran hapert es: "Das geht nicht von heute auf morgen."
Vonovia mit seinem Hauptsitz in Bochum ist mit Abstand der größte privatwirtschaftliche Wohnungsvermieter bundes- und sogar europaweit. Zu ihm gehören rund 533.000 eigene Wohnungen in Deutschland, Österreich und Schweden sowie rund 75.000 verwaltete Einheiten. Vonovia konzentriert sich nach eigenen Angaben auf die Entwicklung und Vermietung moderner, energieeffizienter Wohnräume, setzt auf Nachhaltigkeit und bietet Dienstleistungen rund um das Wohnen an.
Doch Intransparenz bei Betriebskostenabrechnungen und Mieterhöhungen sowie ausbleibende Mängelbeseitigungen seien laut der Deutschen Mietergewerkschaft immer wiederkehrende Probleme. Insbesondere der Berliner Mieterverein beklagt erhebliche Missstände.
Chancen auf Revitalisierung strukturschwacher Regionen
Wer neue Soldatensiedlungen bauen wird und in welchem Umfang, hänge letztendlich auch von geplanten Standorten ab, erklärt Dr. Christian Oberst vom Institut der Deutschen Wirtschaft (IW). Er sieht Potenzial darin, gerade strukturschwache Regionen außerhalb oder in der Nähe von Ballungszentren in den Fokus zu nehmen. Außerdem könne man jetzt ehemalige Standorte reaktivieren, wie beispielsweise im Sauerland in Nordrhein-Westfalen, in Brandenburg, Schleswig-Holstein oder Thüringen.
Die Wohnungswirtschaft ist regional geprägt. Vonovia kennen wir überregional, aber es gibt viele weitere Anbieter, die so etwas stemmen können - zwar nicht unbedingt flächendeckend, aber vor Ort mit zuverlässigen Netzwerken und Zulieferern.
Dr. Christian Oberst, Institut der Deutschen Wirtschaft
Auch sogenannte öffentlich-private Partnerschaften seien dafür grundsätzlich ein gutes Mittel. Dabei könne es aber sinnvoll sein, die regionale Immobilienlandschaft zu stärken und auf ortsansässige Unternehmen zu setzen, erklärt er. Dies habe den Vorteil, dass die Bundeswehr sich nicht von einem einzigen Unternehmen abhängig mache.
Zum 18. Geburtstag einen Brief vom Staat bekommen, ob man bereit ist, in der Bundeswehr zu dienen. Ab nächstem Jahr soll das Realität werden. Aber wie viel Pflicht steckt da wirklich drin?
28.08.2025 | 40:52 minBundeswehr prüft Infrastrukturbedarfe genau
Soldat*innen bis zum 25. Lebensjahr sind kasernenpflichtig und haben ein Anrecht auf eine dienstliche Unterkunft durch die Bundeswehr. Alle weiteren Soldat*innen mieten Wohnungen außerhalb von Liegenschaften der Bundeswehr auf dem freien Wohnungsmarkt an. Ein Bundeswehrsprecher sagt dazu:
Die Prüfungen und Planungen für den Aufwuchs der Streitkräfte laufen aktuell. Dabei werden bundesweit Infrastrukturbedarfe geprüft, vorrangig unter Nutzung bestehender Unterbringungsmöglichkeiten.
Klaus Sasse, Sprecher des Bundesamtes für Infrastruktur, Umweltschutz und Dienstleistungen der Bundeswehr
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