Berufstrend 2025: Arbeitsplatzsicherheit immer wichtiger

Mehr Teilzeit, weniger Belastung:Sicherer Arbeitsplatz immer mehr im Trend

von Anne Sophie Feil
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Berufstrend 2025: Immer mehr Beschäftigte wollen Teilzeit, Flexibilität und einen sicheren Job im Staatsdienst. Selbst die Rüstungsbranche scheint kein No-Go mehr zu sein.

Ein Lehrerin schreibt eine Mathematikaufgabe auf eine digitale Schultafel im Klassenraum einer 4. Klasse einer Grundschule in der Region Hannover (Archivfoto)

Neue Studie: Deutschlands Beschäftigte wollen weniger Stress, mehr Flexibilität und verlässliche Perspektiven.

Quelle: dpa

Was ist den deutschen Beschäftigten wichtig? Eine neue Berufe-Studie der HDI-Versicherung zeigt: Sicherheit steht ganz oben. Erstmals zieht die Mehrheit der Befragten den öffentlichen Dienst der Privatwirtschaft vor. Bei gleicher Tätigkeit würden 43 Prozent der Befragten lieber im Staatsdienst arbeiten, nur 40 Prozent bevorzugen private Arbeitgeber.

Neuer Trend: Arbeitnehmer wünschen sich mehr Stabilität

Für 54 Prozent ist Arbeitsplatzsicherheit der größte Vorteil des öffentlichen Dienstes, gefolgt von höheren Ruhestandsbezügen, besserem Nettogehalt und weniger Stress. Wer sein Berufsleben beim Staat verbracht hat, glaubt zu 36 Prozent, den Lebensstandard im Ruhestand halten zu können.

In der Privatwirtschaft sagen das nur 25 Prozent. Insbesondere Unter-25-Jährige sowie Beschäftigte ab 45 Jahren streben überdurchschnittlich häufig in den Staatsdienst.

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Jens Warkentin, Vorstandsvorsitzender der HDI Deutschland, welche die bevölkerungsrepräsentative Studie durchgeführt hat, sieht den Wunsch nach Stabilität im Zeitgeist bedingt. Er beobachtet:

In einer Zeit wachsender Unsicherheit scheint das Bedürfnis nach beruflicher Sicherheit auch bei leitenden Angestellten zu wachsen. Und weil dieses Sicherheitsstreben gerade auch die Jüngsten schon so stark erfasst hat, dürfte das kein vorübergehendes Phänomen sein.

Jens Warkentin, Vorstandsvorsitzender der HDI Deutschland

Er vermutet, diese Entwicklung könne sich künftig noch verstärken.

Wunsch nach mehr Flexibilität und Entlastung

Neben Stabilität wächst der Drang nach weniger Belastung. 53 Prozent der Vollzeitkräfte möchten ihre Arbeitszeit reduzieren, das ist der vierte Anstieg seit 2022 in dieser Befragung. Auch das Homeoffice ist geschätzt; 68 Prozent der Nutzenden lehnen striktere Regeln oder eine Rückkehrpflicht ab.

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Diese Beobachtung macht auch Isabella Proeller, Professorin an der Universität Potsdam. In Ihrer Forschung über Mitarbeiterbindung bei Beamten kommt sie zu dem Schluss, "dass extrinsische ("von außen kommende", Anmerk. der Red.) und materielle Anreize maßgeblich dafür sind, wie attraktiv die Beschäftigten ihre Stelle empfinden." Eine besondere Rolle spielen dabei Bezahlung, mobiles Arbeiten, flexible Arbeitszeiten und der Pensionsanspruch, so Proeller.

Ihrer Studie zufolge liegt das Zufriedenheitsoptimum bei zwei bis drei Homeoffice-Tagen pro Woche. Proeller stellt zudem fest:

Bemerkenswert ist, dass starre Hierarchien und Bürokratie im Großen und Ganzen nicht darüber entscheiden ob jemand sich einen anderen Job sucht und kündigt. Aber: Das Engagement beeinträchtigen sie durchaus.

Isabella Proeller, Professorin für Public und Nonprofit Management an der Universität Potsdam

Rüstung profiziert vom Strukturwandel

Auffällig ist auch die Offenheit gegenüber der Rüstungsindustrie. 38 Prozent der vom HDI befragten Erwerbstätigen können sich einen Job dort vorstellen. Im Saarland und in Bayern ist es sogar fast jeder Zweite. In Berlin hingegen lehnen 64 Prozent einen solchen Job ab.

Ein Grund für den wachsenden Zuspruch könnte der Stellenabbau im Autosektor sein, der viele Fachkräfte nach neuen Perspektiven suchen lässt. Auch hier scheint das Sicherheitsmotiv die Arbeitswelt zu erfassen.

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In der Verteidigungsindustrie wächst die Nachfrage nach Mitarbeitenden, nicht zuletzt wegen höherer Militärausgaben. Laut Studien des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) und des Instituts für Berufliche Bildung (IBB) könnten dort bei weiter steigenden Investitionen bis zu 200.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Rheinmetall, Hensoldt und Renk berichteten zuletzt von einem Bewerberzulauf.

Deutschlands Beschäftigte wollen demnach weniger Stress, mehr Flexibilität und verlässliche Perspektiven.

Anne Sophie Feil ist Redakteurin im ZDF-Team Wirtschaft und Finanzen

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