Kein Fleisch, keine Milchprodukte, keine Eier: Immer mehr Familien ernähren sich vegan. Bei vielen Nicht-Veganern stößt diese Ernährungsweise auf Unverständnis. Eine neue Studie stärkt den Eltern den Rücken.
In Großstädten eröffnen die ersten rein veganen Kitas. Viele Nicht-Veganer werfen den veganen Eltern vor, die Gesundheit ihrer Kinder zu gefährden. Tatsächlich herrscht viel Verunsicherung darüber, ob man Kinder vegan ernähren kann. Reicht pflanzliche Kost Kindern, die noch im vollen Wachstum sind, um sich gesund entwickeln zu können?
Gerade hier setzt die bisherige Kritik von Kinderärzten und der Deutschen Gesellschaft für Ernährung an, denn es gab in der Vergangenheit immer wieder Einzelfälle, bei denen Kinder, die vegan ernährt wurden, an gefährlichen Mangelerscheinungen litten. Ist vegane Ernährung also wirklich pauschal zu verdammen oder ist sie eine gesunde Alternative zu vegetarischer Kost und Mischkost?
Ergebnisse der VeChi-Studie
Zu dieser Frage wurde jetzt die sogenannte VeChi-Studie ("Vegetarian and vegan children study") durchgeführt, die das Essverhalten und die körperliche Entwicklung von Kindern im Alter von ein bis drei Jahren, die sich vegan, vegetarisch und mit Mischkost ernähren, verglichen hat. Bei der Studie handelt es sich um die bislang weltweit größte Studie zum Thema vegane Ernährung bei Kindern.
Vegane Ernährung bei Kindern ist möglich, wenn dafür gesorgt wird, dass Kinder auch alle notwendigen Vitamine und Nährstoffe erhalten.
Körpergröße und Gewicht
Bei allen untersuchten Kindern, die sich vegan, vegetarisch oder mit Mischkost ernähren, gab es mehrheitlich eine vergleichbare Entwicklung von Körpergröße und Körpergewicht. Bei vegan ernährten Kindern wurden jedoch in 10 Prozent aller dokumentierten Fälle und bei den vegetarisch ernährten Kindern in 6 Prozent aller Fälle Abweichungen der Körpergröße festgestellt, was auf eine Unterversorgung mit bestimmten Nährstoffen schließen könnte. Allerdings wären Kontrolluntersuchungen bei diesen Kindern notwendig, um wirklich einen Zusammenhang zwischen Körpergröße, Gewicht und Ernährung bestätigen zu können. Bei 90 Prozent aller vegan ernährten Kinder gab es diese Abweichung nicht, was darauf hinweist, dass eine vegane Ernährung bei Kindern durchaus machbar ist. Die Menge der durchschnittlich aufgenommenen Energie in den drei Gruppen unterschied sich nicht, lag jedoch bei allen Gruppen unter den Referenzwerten der Deutschen Gesellschaft für Ernährung.
Vitamine und Nährstoffe
Unterschiede zeigten sich bei den Gruppen, was die Versorgung mit bestimmten Vitaminen und Nährstoffen betrifft: Die höchste VitaminC-Zufuhr verzeichnete die Gruppe der vegan ernährten Kinder, allerdings erreichten auch die vegetarisch sowie mittels Mischkost ernährten Kinder den empfohlenen Richtwert. Bei Eisen und Folsäure erreichten nur die vegan ernährten Kinder die empfohlene Mindestmenge der DGE. Bei allen drei Gruppen war die durchschnittliche Zufuhr an Kalzium, Vitamin B2 und Jod, unter den Empfehlungen der DGE. Dabei hatten die vegan ernährten Kinder mit etwa der Hälfte die niedrigsten Werte. Aber auch die Mischköstler erreichten nur etwa drei Viertel der empfohlenen Menge. Die Versorgung der untersuchten Kinder mit dem Vitamin B12 war bei den meisten Kindern sehr hoch. 94 Prozent aller vegan ernährten Kinder nehmen eine Vitamin-B12-Supplementierung zu sich. Dies ist auch zwingend erforderlich, da Vitamin B12 fast ausschließlich in tierischen Produkten vorkommt und zum Aufbau des Gehirns unabdingbar ist.
Eine Unterversorgung mit Vitamin B12 kann zu Schädigungen des Nervensystems und des Gehirns führen. Bei Kindern, die sich vegan ernähren, sollte in regelmäßigen Abständen eine Blutuntersuchung durchgeführt werden, um die ausreichende Zufuhr dieses Vitamins zu kontrollieren.
Laut dieser Studie wäre auch bei vegetarisch ernährten Kindern eine Blutuntersuchung empfehlenswert, denn obwohl Vitamin B12 in Milchprodukten vorkommt, zeigten sich vegetarisch ernährte Kinder hier zum Teil unterversorgt. Die überwiegende Mehrheit der vegan ernährten Kinder verfügen über eine völlig normale und altergemäße Entwicklung an Größe und Gewicht und werden größtenteils bedarfsdeckend mit Nährstoffen und Vitaminen versorgt. Bei einem kleinem Teil der untersuchten Kinder aus allen drei Gruppen besteht allerdings Bedarf an einer qualifizierten Ernährungsberatung, da einige Kinder die empfohlenen Mindestmengen an Nährstoffen und Vitaminen nicht in vollem Maße erhalten.