Daniel Tschofenig: "Plötzlich sehen mich alle ganz anders"

Interview

Vierschanzentournee:Tschofenig: "Plötzlich sehen mich alle ganz anders"

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Vorjahressieger Daniel Tschofenig über seinen Tournee-Triumph, seine Wahl zum Sportler des Jahres in Österreich und seine aktuelle Formdelle.

Daniel Tschofenig macht beim Weltcup-Skispringen in Lillehammer mit der linken Hand eine Handbewegung

Daniel Tschofenig geht als Titelverteidiger in die Vierschanzentournee. Doch seine Form im Weltcup war zuletzt eher schwankend.

23.12.2025 | 0:29 min

Daniel Tschofenig gewann vergangene Saison die Vierschanzentournee. Im Interview mit der ZDFheute spricht er über die Zeit nach dem Sieg, die Herausforderungen in der aktuellen Saison und den aktuell besten Skispringer Domen Prevc.

ZDFheute: Herr Tschofenig nach Ihrem Erfolg bei der Vierschanzentournee in der vorigen Saison und dem Gewinn des Gesamt-Weltcups wurden Sie in der Alpin-Nation Österreich zum Sportler des Jahres gewählt. Wie haben Sie diese Auszeichnung aufgenommen?

Daniel Tschofenig: Damit hatte ich nicht gerechnet. Ich war zunächst mal sehr glücklich, überhaupt nominiert worden zu sein. Dass ich schließlich gewonnen habe, ist natürlich eine schöne Sache, die ich mit Freuden annehme.

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27.12.2025 | 0:45 min

ZDFheute: Haben Sie nach Ihrem Erfolg bei der Tournee gespürt, dass Sie plötzlich anders wahrgenommen wurden?

Tschofenig: Da gab es definitiv einen Wechsel. Ich wurde in diesem Fall in kaltes Wasser geworfen.

Mich betrachten viele Leute ganz anders als vor meinem Tournee-Erfolg.

Mich betrachten viele Leute ganz anders als vor meinem Tournee-Erfolg. Im ersten Moment ist das schon sehr komisch. Aber inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.

ZDFheute: Sie waren vor der Tournee im vergangenen Jahr schon richtig gut, aber Ihr Sieg dort kam doch etwas überraschend. Wie haben Sie selbst diese Reise über die vier Schanzen erlebt?

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FAQ

Tschofenig: Dass ich mich dort in einen solchen Flow springen würde, hätte ich nicht gedacht. Ich hatte schon gehofft, dass etwas entstehen kann, weil meine Vorergebnisse gut waren. Aber dass wir mit gleich drei Mann - Stefan Kraft, Jan Hörl und mir - den Tournee-Sieg unter uns ausmachen, hätte ich nicht erwartet.

ZDFheute: Mit dem Erfolg steigt auch die Erwartungshaltung. Spüren Sie das auch?

Tschofenig: Erwartungshaltung von wem?

ZDFheute: Gewiss ja auch von Ihnen, nicht nur von der Öffentlichkeit.

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Tschofenig: Von mir selbst nicht, um ehrlich zu sein. Ich habe versucht, in der Vorbereitung denselben Weg einzuschlagen, den ich in der Vorsaison schon beschritten habe.

Andererseits möchte jeder Skisprung-Fan in Österreich die Gewissheit haben, dass ich weiter solche Leistungen bringe wie in der vergangenen Saison. Aber das Skispringen ist eine Sportart, bei der es schnell eine Veränderung an der Spitze geben kann. Das macht diese Disziplin aber auch so faszinierend.

ZDFheute: Diese Saison verlief trotz Ihres Auftaktsieges in Lillehammer für Sie noch nicht so überragend wie die vergangene. Am vergangenen Sonntag in Engelberg haben Sie als 34. den zweiten Durchgang verpasst. Wie nehmen Sie diese Phase gerade wahr?

Tschofenig: Natürlich will ich immer gut sein, sonst wäre ich kein Sportler. Aber ich hatte in der Vorbereitung zwei Muskelfaserrisse in den Adduktoren, deshalb konnte ich im Sommer nicht so viele Sprünge machen, wie es nötig gewesen wäre. Unser Sport ist schnelllebig, da geht es auch mal in die verkehrte Richtung.

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ZDFheute: Derzeit beherrscht der Slowene Domen Prevc die Szene. Er hat fünf der letzten sechs Weltcup-Springen gewonnen. Glauben Sie, dass er diese Dominanz auch bei der Vierschanzentournee zeigen kann?

Tschofenig: Ich kann mir vorstellen, dass er bei der Tournee nicht so dominant auftreten wird wie in der jüngeren Vergangenheit. Wobei, wenn ich das nun so sage: Vermutlich gewinnt er jetzt alle vier Wettkämpfe (lacht). Der Domen ist extrem schwer einzuschätzen. Ich traue ihm zwar zu, dass er so stark weiterspringt. Aber es würde mich überraschen.

ZDFheute: Was macht Domen Prevc Ihrer Meinung nach gerade besonders gut?

Tschofenig: Bei ihm passt derzeit alles zusammen. Er spürt im Flug die Luft ganz besonders und kann mit ihr spielen, das beherrschen nur wenige Springer so wie er. Mein Teamkollege Stefan Kraft ist noch so jemand. Der Domen bringt die Energie genau passend in seinen Sprung, seine Übergangsphase von der Anfahrt in den Flug ist perfekt.

ZDFheute: Was fehlt Ihnen derzeit, um dahin zu kommen, wo Domen Prevc gerade ist?

Tschofenig: Die Ergebnisse. Scherz beiseite: Rein muskulär und körperlich fehlt mir wenig. Mir fehlen ein paar Sprünge und vor allem das Selbstvertrauen. Und zurzeit auch das technische Feingefühl.

Das Interview führte Stephan Klemm

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