FC Augsburg mit neuem Trainer Sandro Wagner: Nie mehr graue Maus
Augsburgs Trainer-Gambit:Der FCA mit Wagner: Nie mehr graue Maus
von Gabriel Cermann
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Erfolgstrainer raus, Fan-Liebling rein: Der FC Augsburg setzt mit dem neuen Chefcoach Sandro Wagner alles auf eine Karte.
Beliebt ist er, erfolgreich will er noch werden beim FC Augsburg: Der neue Cheftrainer Sandro Wagner.
Quelle: Imago/ kolbert-press
Als Sandro Wagner beim FC Augsburg als Cheftrainer vorgestellt wurde, war das Interesse groß. "Der PK-Raum war selten so voll wie heute", stellte Michael Ströll, Geschäftsführer des FCA, fest. Er hatte immerhin eine der heißesten Aktien dieser Transferphase verpflichtet. Wagner selbst zeigte sich offen begeistert:
Ich sage zu Hause oft: Es ist schon geil, Trainer beim FCA zu sein.
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Sandro Wagner, Trainer FC Augsburg
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FC Augsburg will den Imagewechsel
Der Wagner-Effekt ist unbestreitbar, nicht nur auf der Pressekonferenz. Die Klickzahlen auf YouTube, die Fans bei den Testspielen - der FCA will mit dem neuen Trainer der Gleichgültigkeit entkommen.
Denn obwohl der FCA schon seit 14 Saisons in der Bundesliga spielt, fehlt dem Verein die Strahlkraft. Ströll musste vor einem Jahr zugeben, dass es "das Graue-Maus-Image, das uns immer mal wieder angehaftet wird, zu Recht gibt" und hatte einen Imagewechsel als Ziel ausgerufen.
Der neue Trainer passt perfekt ins Bild. Sandro Wagner ist laut, charismatisch und bringt Sprüche, die in den sozialen Medien polarisieren. Trotzdem sei das nicht der Grund für seine Anstellung gewesen, betonte der Geschäftsführer: "Sandro Wagner ist verpflichtet worden, weil er zu hundert Prozent in unser Anforderungsprofil sportlicher Natur passt."
Vom Defensivspezialisten zum "aktiven Fußball"
Sandro Wagner steht - so sagt er - für "aktiven Fußball". Bei seiner letzten Station als Cheftrainer in Unterhaching in der Regionalliga hieß das: hohes Pressing, vertikale Bälle und enorme Laufintensität. Als "brutal intensiv" bezeichnete FCA-Verteidiger Noakhai Banks die ersten Wochen unter dem neuen Trainer im "kicker".
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Intensiven Fußball hat zwar auch Wagners Vorgänger spielen lassen, allerdings mit klarem Fokus auf die Defensive. Unter Jess Thorup war Augsburg für destruktiven Fußball bekannt und setzte den Fokus auf Stabilität und Routiniers.
Das war zwar nicht schön anzuschauen, aber erfolgreich: Der Däne sicherte zweimal vorzeitig die Klasse und stellte eine der besten Defensiven der Liga. Von allen Trainern des FC Augsburg holte Thorup mit 1,26 den besten Punkteschnitt über alle Bundesliga-Spiele hinweg.
Trotzdem sei man nicht überzeugt gewesen, gemeinsam einen weiteren Schritt nach vorne machen zu können, erklärte Ströll die Entlassung des Dänen. Thorup war als Stabilisator geholt worden - nun wagt Augsburg mit Wagner einen neuen Aufbau.
Augsburgs Spiel mit dem Feuer
Statt eines Erfolgscoaches mit einem weiteren Jahr Vertragslaufzeit setzt der FCA jetzt auf einen relativ Unerfahrenen. Zwar einer mit Bundesliga-Erfahrung, aber nur als Spieler. Einer, der nebenbei die Schulbank drücken muss, um überhaupt eine Trainerlizenz fürs Fußballoberhaus zu erhalten.
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Das könnte sich auch zum Problem entwickeln - denn entpuppt sich das Experiment Sandro Wagner als Fehlschlag, ist nicht nur der Saisonstart vergeigt. Man hätte den bisher besten Trainer des Vereins für einen PR-Stunt entlassen, die Glaubwürdigkeit der sportlichen Leitung wäre mindestens angekratzt.
FCA lässt Hintertür offen
Nicht nur deshalb ist man bei der Zielsetzung vorsichtig. "Das machen wir nicht an einem Tabellenplatz fest, sondern das machen wir an der Entwicklung fest. Wie wollen wir gesehen werden - und im Endeffekt sind das erstmal die Zuschauer, die ins Stadion kommen", sagte der neue Trainer.
Damit lässt sich der Verein jetzt schon eine Hintertür offen, wenn die Ergebnisse ausbleiben sollten.
Über seine eigenen Ambitionen machte Wagner nie ein Geheimnis. Schon während seiner Spielerlaufbahn habe er das Ziel gehabt, Toptrainer zu werden. Nun ist er für drei Jahre an den FC Augsburg gebunden - und ein Sandro Wagner würde sich wohl kaum mit drei Jahren Klassenerhalt zufriedengeben.