RB Leipzig: Wie Klopp und Werner den Klub umbauen wollen
Trainingsauftakt in Leipzig:Wie Klopp und Werner RB umbauen wollen
von Ullrich Kroemer
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Jürgen Klopp ist ein Freund der Spielstruktur, die Ole Werner pflegt. Auch deswegen ließ er ihn nach Leipzig holen. Nun wollen beide der RB-Mannschaft einen neuen Stil geben.
Jürgen Klopp, Global Head of Soccer bei Red Bull, gibt den Leipzigern einen neuen Kurs vor.
Quelle: Imago / Beautiful Sports / Jan Käfer
Den 450 Fans auf der vollbesetzten Tribüne auf dem Trainingsgelände von RB Leipzig wurde einiges geboten. Der neue Trainer Ole Werner hielt sein erstes Training ab; sein Nachnamensvetter Timo Werner zog plötzlich wieder seine Kreise. Vor allem aber stattete Jürgen Klopp den Leipzigern seinen ersten öffentlichen Besuch beim Training ab.
Mit schwarzer Blues-Brothers-Sonnenbrille, dunklem Strickpulli und dunkler Hose beobachtete Red Bulls "Global Head of Soccer" vom Seitenrand aus das erste Training der Saison. Doch ehe Missverständnisse aufkommen, stellte der 58-Jährige gleich klar: "Ich bin nicht der Schattenchef, sondern ich versuche, meine Erfahrung einzubringen - und davon habe ich eine ganze Menge." Er sei das "offenste Buch, das ich kenne."
Ich will nicht im Hintergrund agieren, sondern Ratgeber sein.
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Vom Kulttrainer zum umstrittenen Marken-Botschafter: Die Kritik an Jürgen Klopp wächst. Wie sieht sein neuer Job genau aus? Und was bedeutet er für eine mögliche Trainerzukunft?23.01.2025 | 13:03 min
RB glitt in Beliebigkeit ab
Rat hat RB Leipzig bitter nötig, denn zu oft hat sich der Klub in den vergangenen Jahren vermanövriert und die "klaren Leitplanken", ein häufig von Ex-Klubchef Oliver Mintzlaff strapazierter Ausdruck, durchbrochen.
Nach den Abgängen von Ralf Rangnick, Julian Nagelsmann und Markus Krösche wurden Transferidee und Personalpolitik verwaschener, die Entscheidungen wahlloser, der Klub beliebiger.
Ein Beispiel für die verloren gegangene Linie war am Montag zu sehen: Timo Werner. Nach dessen glanzvollem Durchbruch in Leipzig hielten es Mintzlaff & Co. für eine gute Idee, ihn 2022 erneut zu verpflichten.
Mehr als zehn Spieler müssen noch gehen
Der heute 29-Jährige war nur noch ein Schatten vergangener Tage; nun ist der Leihrückkehrer von Tottenham Hotspur ein teurer Ladenhüter, der zehn Millionen Euro im Jahr verdient und ein Problem beim dringend nötigen Kaderumbruch darstellt.
Denn RB hat aktuell 36 Spieler im Aufgebot. Ideal sei laut Sportdirektor Marcel Schäfer eine Kadergröße von 25 bis 26 Spielern. Mehr als zehn Akteure müssen den Klub also noch verlassen, denn es sollen ja noch neue Spieler dazukommen.
Wie viele erfolgreiche Klubs zuvor ist auch RB in die Fixkostenfalle getappt und hat mit über 200 Millionen Euro Personaletat viel zu hohe laufende Kosten. Die müssen nun ohne Champions-League-Einnahmen reduziert werden.
Vereinswechsel, Transfergerüchte und Vertragsverlängerungen aus der Bundesliga und Europas Top-Ligen - die Entwicklungen im Ticker.
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Klopp: Neue Spielidee muss her
Klopp und sein Team geben dabei in Scouting, Spielanalyse und Spielidee den neuen Kurs vor. "In einer Krise steckt immer auch eine Chance", weiß der Ex-Trainer. Sein Auftrag an Ole Werner lautet nun, das Team "zu einer Einheit zusammenzubauen und eine Spielidee erkennbar zu machen, mit der man sich identifizieren kann".
Man darf nicht austauschbar sein.
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Jürgen Klopp, Red Bulls Fußball-Chef
Klopp skizzierte in groben Zügen, wie der neue RB-Fußball unter seiner Ägide aussehen soll: "Proaktiv, intensiv, sehr gut geordnet, im Idealfall kreativ." Man müsse versuchen, sich an den "Allerbesten zu orientieren".
Die Highlights des Champions-League-Finales 2025 Paris Saint-Germain - Inter Mailand. Mit dem Original-Kommentar von Oliver Schmidt.31.05.2025 | 9:58 min
Klopp nannte wie Paris St. Germain, seinen Ex-Klub FC Liverpool und den FC Barcelona als Benchmarks des neuen RB-Stils. "Das passt sehr gut mit der Red-Bull-Idee zusammen, weil das intensive Arbeiten gegen den Ball bei all diesen Mannschaften essenziell ist. Und wenn man gut gearbeitet hat, soll man damit auch was anfangen können."
Eine spannende Phase, in der vieles auf dem Prüfstand steht und sich anhand der Qualität der Entscheidungen schnell zeigen wird, ob RB in der Bundesliga rasch wieder Spitzenklub wird oder weiter ins Mittelmaß abrutscht.
Der Auftrag für den neuen Trainer ist die sofortige Rückkehr ins internationale Geschäft. Dass bei der Trainersuche die Wahl auf den 37 Jahre alten Ole Werner fiel, überraschte viele in der Branche. Doch bislang macht Werner einen angenehm geerdeten, uneitlen, energiegeladenen und dennoch entspannten Eindruck.
Für ihn und RB spricht, dass das Team zum ersten Mal seit 2016/17 wieder ohne Dreifachbelastung trainieren kann.