Afrika-Cup: Chaos und Trainer-Zoff in Kamerun

Chaos in Kamerun:Vor Afrika-Cup: Trainer-Zoff bei den "unbezähmbaren Löwen"

von Maik Rosner

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Kurz vor dem Afrika-Cup eskaliert eine Posse um Verbandspräsident Eto’o und zwei Trainer, die sich für Kameruns Nationalelf zuständig fühlen. Fragt sich: Wer coacht hier wen?

Marc Brys und David Pagou

Kamerun hat kurz vor Beginn des Afrika-Cups zwei Trainer. Verursacht wurde das Chaos durch Verbandspräsident Samuel Eto'o.

18.12.2025 | 0:55 min

Es hat im Fußball schon viele kuriose Geschichten gegeben, auch um Trainer und ihre Entlassungen. Eine der berühmtesten trug sich am 15. Dezember 1999 bei Fortuna Köln zu, als der damalige Zweitligist gegen Waldhof Mannheim spielte. Beim Anstoß saß Toni Schumacher als Trainer auf der Bank, doch nach einem 0:2-Rückstand war der ehemalige deutsche Nationaltorwart seinen Job bereits in der Halbzeitpause los.

Der legendäre Fortuna-Präsident Jean Löring hatte Schumacher kurzerhand entlassen, der Überlieferung zufolge mit einer Schimpftirade im breitesten Kölsch. Nach der Pause saß Löring als Interimstrainer auf der Bank, die Fortuna verlor 1:5. Löring begründete Schumachers Entlassung in der Pause später mit den Worten: "Als Verein musste ich handeln."

Afrika-Cup beginnt am Sonntag

Fast auf den Tag genau 26 Jahre später staunt das Publikum wieder über eine äußerst kuriose Geschichte, diesmal kurz vor Beginn des Afrika-Cups in Marokko am Sonntag. Im Mittelpunkt dieser Posse: Kameruns Verbandspräsident Samuel Eto’o und zwei Trainer, die sich für die Nationalmannschaft zuständig fühlen, obwohl nur einer das Amt bekleiden kann.

Doch der bisherige Trainer Marc Brys, ein 63 Jahre alter Belgier, akzeptiert die Entlassung durch Eto’o nicht. Der ehemalige Weltklassestürmer hatte Brys nach der verpassten Qualifikation für die WM 2026 Anfang Dezember gefeuert. Doch Brys hält Eto’o gar nicht für befugt. Nicht der Verband sei dafür zuständig, sondern Kameruns Sportministerium, das ihn 2024 als Coach eingestellt habe.

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Zwei Trainer, zwei Kader

Brys Weigerung, zu gehen, erscheint schon kurios genug. Hinzu kommt, dass Eto’o bereits seinen Landsmann David Pagou, 56, als Brys Nachfolger eingestellt hat. Doch weil sich auch Brys weiterhin zuständig fühlt für die "unbezähmbaren Löwen", hat er ebenso wie Pagou einen 28-köpfigen Kader nominiert.

Im französischen Fernsehsender "TV5 Monde" sagte Brys:

Solange es vom Präsidenten des Landes kein unterschriebenes Dokument gibt, auf dem er David Pagou zum Trainer erklärt, bleibe ich, Marc Brys, Trainer. Darüber gibt es keine Diskussionen.

Marc Brys, Fußball-Trainer

Brys bezeichnet Eto’o als "narzisstisch"

Nebenbei bezeichnete er Eto’o, der unter anderem für den FC Barcelona, Inter Mailand und FC Chelsea gespielt hatte, als "narzisstisch". In den belgischen "VTM Nieuws" sagte Brys: "Eto’o hatte von Anfang an das Ziel, mich loszuwerden, schon von der ersten Minute an hat er mich beleidigt. Ich war ihm einfach zu stark."

Brys mutmaßte gar, Eto’o habe Pagou den Kader für den Afrika-Cup vorgegeben. Darin fehlen Torwart André Onana und Angreifer Vincent Aboubakar. Der 33-Jährige hat 45 Tore für die Nationalelf erzielt. Spekuliert wird, dass Eto’o (56 Treffer) verhindern will, als Kameruns Rekordtorschütze abgelöst zu werden.

Kameruns fünf Titel beim Afrika-Cup

Eto’o hat sich noch nicht geäußert. Klar ist, dass die Posse schnell gelöst werden muss. Kameruns erstes Spiel findet an Heiligabend statt, Gegner ist die Auswahl Gabuns. Zwei Trainer können dann nicht auf Kameruns Bank sitzen und zwei Kader coachen.

Vielleicht sollten sie sich bei Kameruns Nationalmannschaft schnell an die besseren Momente in ihrer Fußballhistorie erinnern. Darunter an ihre fünf Titel beim Afrika-Cup.

Als Kamerun mit Milla ins WM-Viertelfinale tanzte

Oder an die WM 1990, als sie den Titelverteidiger Argentinien im Eröffnungsspiel 1:0 besiegten und anschließend mit ihrem legendären Stürmer Roger Milla bis ins Viertelfinale tanzten, als erste afrikanische Mannschaft in der Geschichte.

Der zu jener Zeit bereits 38 Jahre alte Milla war übrigens nicht von Kameruns damaligem Trainer, dem Russen Waleri Nepomnjaschtschi, in den WM-Kader berufen worden. Kameruns diktatorischer Präsident Paul Biya intervenierte und verfügte, dass Milla bei der WM spielen müsse. Noch so eine kuriose Geschichte. Biya, inzwischen 92 Jahre alt, ist übrigens immer noch im Amt.

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Quelle: Reuters

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Über dieses Thema berichtete das ZDFsportstudio am 18.12.2025 um 15:04 Uhr in dem Beitrag "Kamerun versinkt im Trainerchaos".

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