Vor Leichtathletik-WM: Abdilaahi über Klick bei deutschen Läufern
Mohamed Abdilaahi vor WM 2025:Wie es bei den deutschen Läufern klick machte
von Johannes Fischer
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WM-Medaille für einen deutschen Läufer oder eine Läuferin? Jahrelang unvorstellbar. In Tokio könnte es aber mal wieder so weit sein, hofft zumindest Mohamed Abdilaahi.
Sieht deutsche Läufer auf dem Weg nach oben: 5.000-Meter-Meister Mohamed Abdilaahi.
Quelle: Imago / Beautiful Sports / Axel Kohring
Mohamed Abdilaahi versuchte auf der Zielgeraden noch einmal alles, doch mehr als Platz drei sprang bei den Finals in Dresden im 1.500-Meter-Rennen für ihn nicht heraus.
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Nach einem beeindruckenden Solo-Sieg hatte Favorit Robert Farken dem Zweitplatzierten Marc Tortell und Abdilaahi klar das Nachsehen gegeben, doch das störte den Drittplatzierten wenig.
"Vom deutschen Rekordhalter besiegt zu werden, ist wirklich kein Beinbruch", sagte Abdilaahi. "Vielleicht ist mir der zweite Platz entgangen, aber nach dem ganzen Pensum kann ich nicht zufriedener sein."
Ich denke, dass ich das Maximale herausgeholt habe. Es ist die perfekte Vorbereitung für Tokio.
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Mohamed Abdilaahi nach dem 1.500-Meter-Rennen
Dass der 26 Jahre alte Abdilaahi mit einem guten Gefühl aus Dresden abreiste, lag vor allem an seinem Sieg über 5.000 Meter am Freitagabend. Dort ließ er Florian Bremm und Maximilian Thorwirth mit einem furiosen Endspurt hinter sich.
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Umbruch bei den deutschen Läufern
Bei der WM in Tokio (13. bis 21. September) will sich der gebürtige Mönchengladbacher in der internationalen Spitze etablieren. Zusammen mit Farken und den Hindernisläufern Karl Bebendorf und Frederik Ruppert steht Abdilaahi sinnbildlich für den Umbruch in der deutschen Laufszene, der in diesem Jahr mit rasanter Geschwindigkeit vonstattenging.
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"Es ist unglaublich, was dieses Jahr passiert ist", staunt der für die Cologne Athletics startende Abdilaahi: "Es hat einfach Zeit gebraucht für diesen Entwicklungsschritt, und wir sind noch alle jung. Freddy (Frederik Ruppert, Anm. d. R.), Karl, Robert und ich sind alle noch unter 30."
Ich glaube, wir sind Deutschlands goldene Generation, das hat sich in der Jugend schon gezeigt.
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Mohamed Abdilaahi
Prognose: Bei WM 2025 besser als bei Olympia 2024
Dass es nach jahrzehntelangem Hinterherlaufen der deutschen Männer 2025 zu einer Wende kommen könnte, verblüfft auf den ersten Blick - auch, wenn es im Vorjahr schon erste Anzeichen gab.
Doch während Bebendorf bei der EM in Rom die Bronzemedaille holte, kam in Paris kein DLV-Athlet in ein olympisches Lauffinale.
Weltmeister 2023: Jakob Ingebrigtsen 13:11,30 Minuten
Deutscher Meister 2025: Mohamed Abdilaahi 13:50,28
1.500 Meter
Weltmeister 2023: Josh Kerr 3:29,38
Deutscher Meister 2025: Robert Farken 3:46,96
3.000 Meter Hindernis
Weltmeister 2023: Soufiane el-Bakkali 8:03,53
Deutscher Meister 2025: Karl Bebendorf 8:32,90
Dies könnte sich in Tokio ändern, wo vor allem die beiden Hindernisläufer hoffen, um die Medaillen mitzulaufen. "Ich glaube, wir können der deutschen Laufszene noch viel Freude bereiten", sagt Abdilaahi. Man habe gesehen, wo es jetzt hingegangen ist.
Man sollte zwar nicht zu viel erwarten, trotzdem denke ich, dass wir mit Blick auf Olympia 2028 in Los Angeles Großes erreichen können.
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Mohamed Abdilaahi, Lang- und Mittelstreckenläufer
Jakob Ingebrigtsen Vorreiter
Dass es in der deutschen Laufszene endlich klick gemacht hat, liegt an der zunehmenden Professionalisierung in verschiedenen Bereichen. Hier spielt vor allem der norwegische Superstar Jakob Ingebrigtsen als Vorreiter eine Rolle, wie Abdilaahi erklärt.
"Für mich ist das einfach der größte Erfolg meiner bisherigen Karriere", so Karl Bebendorf über Bronze im 3.000-Meter-Hindernislauf bei der Leichtathletik-EM 2024 in Rom.11.06.2024 | 3:59 min
"Wir haben angefangen, uns an der internationalen Spitze zu orientieren, viel Höhentraining zu machen, Trainingsaussteuerung zu professionalisieren", erläutert Abdilaahi. Es sei eine unglaubliche Detailarbeit, die die Trainer leisten. "Die Ingebrigtsens haben mit ihrem Schwellentraining viel verändert, jetzt sieht man auch hierzulande, was alles möglich ist."
Während noch vor einigen Jahren die ostafrikanische Konkurrenz übermächtig die meisten Medaillen unter sich ausmachte, tummeln sich zunehmend US-Amerikaner, Asiaten und Europäer in der Weltspitze.
Es sind nicht nur Kenianer oder Äthiopier, die gut im Laufsport sind, es ist mittlerweile eine breite internationale Elite.
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Mohamed Abdilaahi
Abdilaahi: Die Höhe macht den Unterschied
Die Ostafrikaner hätten zwar den Vorteil, dass sie in der Höhe aufwachsen und leben, "aber mittlerweile kenne ich viele Athleten, die nicht aus Afrika kommen und zwölf Monate im Jahr in der Höhe leben". Dann sei es egal, "ob du weiß oder schwarz bist, ob du aus Ostafrika oder Asien kommst. Wenn du das machst, dann hast du diesen natürlichen Vorteil."
Abdilaahi ist dafür der beste Beweis: Seit über einem halben Jahr lebt er nun schon im Pyrenäendorf Font Remeu auf 1.800 Meter Höhe.
Ich habe gesehen, was für ein Unterschied das ausmacht.
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Mohamed Abdilaahi über den Vorteil des Höhentrainings
Übrigens: Dass bei den Frauen die ostafrikanische Dominanz noch ungebrochen ist, werde nicht mehr von langer Dauer sein, mutmaßt Abdilaahi. "Dort ist der Sprung noch nicht da, aber auch da wird er kommen." Im besten Fall ziehen dann auch die deutschen Frauen nach.
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