Palhinha zu Tottenham: Abschied eines teuren Missverständnisses
Leihe von Bayern zu Tottenham:Palhinha - Ende eines teuren Missverständnisses
von Maik Rosner
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João Palhinhas Rückkehr in die Premier League nach nur einem Jahr steht auch für fragwürdige Transferentscheidungen des FC Bayern. Max Eberl versucht, die Debatte zu entkräften.
João Palhinha hat sich bei den Bayern nicht durchsetzen können.
João Palhinha war auch in München stets ein freundlicher Gesprächspartner, jedenfalls für all jene, die ihm außerhalb des Fußballplatzes begegneten. Dort allerdings pflegte der Portugiese einen ziemlich raubeinigen und körperbetonten Stil, mit dem er es in den 1980er-Jahren vermutlich auch beim FC Bayern zu einem Stammplatz gebracht hätte.
Im damals robusten bis harten Fußballstil waren solch kompromisslose Abräumer sehr gefragt. Nun geht es für ihn bei Tottenham Hotspur in London weiter, wohin der 30-Jährige ausgeliehen wurde inklusive Kaufoption. Diese soll sich laut Medienberichten auf rund 30 Millionen Euro belaufen.
Eberl: "Beste Lösung für alle Seiten"
"Mit Tottenham Hotspur haben wir die beste Lösung für alle Seiten gefunden. João kann dort eine ganze Saison auf internationalem Top-Niveau absolvieren", wurde Sportvorstand Max Eberl in der Bayern-Pressemitteilung zitiert. In München hätte das aller Voraussicht nach wieder nicht geklappt, wie schon in der vergangenen Spielzeit, in der Palhinha meist nur Ergänzungskraft war
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Umso erfreuter ist er nun, nach nur einem Jahr wieder in England zu sein. "Es ist ein großartiges Gefühl, in die Premier League und nach London zurückzukehren. Ich bin so glücklich, wieder hier zu sein. Meine Art und Weise zu spielen gehört in die Premier League", sagte Palhinha strahlend gegenüber Tottenhams Klub-TV.
Palhinha erfreut über Trainerwunsch
Er schwärmte dabei von dem Gefühl, vom Publikum gefeiert zu werden nach einem gewonnenen Tackling. Tottenhams Trainer, der Däne Thomas Frank, habe den Haupteinfluss gehabt auf seinen Wechsel. "Zu spüren, dass dich jemand haben möchte, bedeutet mir viel", sagte Palhinha. Er wolle nun zeigen, "wozu ich in der Lage bin".
Beim FC Bayern war ihm das auch deshalb kaum gelungen, weil sich der Trainer, der ihn unbedingt haben wollte, schon verabschiedet hatte, als Palhinhas Wechsel mit einem Jahr Verspätung vollzogen worden war. Eigentlich hätte er auf Wunsch von Thomas Tuchel ja schon im Sommer 2023 als sogenannte Holding six kommen sollen, als durchweg defensiv denkender Mittelfeldspieler.
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Palhinhas Transfer mit einem Jahr Verspätung
Palhinha hatte sich damals sogar schon in München befunden, ehe seine Vertragsunterschrift noch platzte, weil sein Verein FC Fulham auf die Schnelle keinen Ersatz besorgen konnte. Und als Palhinha im Sommer 2024 schließlich für gut 50 Millionen Euro Ablöse verpflichtet wurde, hatten sich Tuchel und die Bayern bereits getrennt.
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Bayerns teures Missverständnis
Palhinha steht exemplarisch für fragwürdige Transferentscheidungen des FC Bayern. Es wirkt ja nicht besonders weitsichtig, viel Geld für einen Spieler im fortgeschrittenen Alter auszugeben, der dann aber nicht in die Lehre des neuen Trainers passt und schon der Scoutingabteilung als fußballerisch eher limitiert aufgefallen sein müsste.
Eberl hat die Debatte über hochpreisige Käufe älterer Spieler gerade zu entkräften versucht, als der vom FC Liverpool für mindestens 67,5 Millionen Euro verpflichtete Linksaußen Luis Díaz, 28, vorgestellt wurde. "Wenn wir Titel gewinnen, dann sind Einkaufspreise nicht mehr ganz so relevant", sagte Eberl dazu. Das Alter sei nur eines von zehn bis 15 Kriterien.
Prinzip Hoffnung beim FC Bayern?
Er weiß aber auch: "Wenn es nicht funktioniert, dann kommt es auf den Tisch." Das klingt für manche ein bisschen zu viel nach dem Prinzip Hoffnung oder nach einer "All-in-Transferstrategie", wie die "Süddeutsche Zeitung" befand. Am Saisonende wird bilanziert, und beim FC Bayern dürften sie auch darauf hoffen, dass Tottenham dann die Kaufoption für Palhinha zieht.
Quelle: Reuters
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