Tipps für gute Kommunikation:Wann Komplimente gut ankommen und wann sie unangenehm sind
von Cornelia Petereit
"Tolle Arbeit" oder "Sie sehen aber gut erholt aus" - ist das noch positives Lob oder schon übergriffige Äußerung? Wie Komplimente wirken und wie sie richtig formuliert werden.
Komplimente können charmant oder problematisch wirken – doch wo verläuft die Grenze? Philosoph und Ethikprofessor Hanno Sauer im Gespräch.
13.06.2025 | 5:34 min"Toll siehst Du aus", "Gut gemacht", "Du bist umwerfend": Komplimente können in zwischenmenschlichen Beziehungen Balsam sein. Aber auch wie Dynamit sprengen. Beate Ditzen, Psychologische Psychotherapeutin, weiß, wie Komplimente wirken: auf den, der sie hört - und auf den, der sie macht.
Komplimente und Beziehungen
Eine Studie mit Paaren ergab, dass es vom Inhalt, aber auch der Art, wie das Kompliment gemacht werde abhänge, ob ein Kompliment gut ankommt, so Studienleiterin Ditzen. Häufig hätten Partner das Kompliment gemacht, dass "man gut miteinander reden könne" und den Humor des anderen gelobt. Auch Kommentare zu gemeinsamen Aktivitäten seien oft gefallen, zitiert Ditzen aus den Ergebnissen.
Der Duden definiert Kompliment als "lobende, schmeichelnde Äußerung", die jemand an eine andere Person richtet, um ihr etwas Angenehmes oder Erfreuliches zu sagen. Allerdings gibt es auch Komplimente, die gemacht werden, um der Person damit zu gefallen.
Früher wurde ein Kompliment auch als Grußformel verwendet, beispielsweise "Richten Sie bitte meine Komplimente aus!".
Das Wort leitet sich vom französischen "compliment" ab, das eigentlich Fülle oder Übertreibung bedeutet und vom lateinischen "complere" (ausfüllen) stammt.
Komplimente über das Äußere würden eher positiv wahrgenommen, wenn sie von Frauen an Frauen gerichtet würden, so Ditzen weiter.
Zwischen den Geschlechtern sind Komplimente schwieriger.
Prof. Dr. phil. Beate Ditzen, Psychologisches Institut, Universität Zürich
Sexueller Kontext käme aber auch in Paarbeziehungen nicht immer gut an, das könne "Druck auslösen oder ironisch verstanden werden", warnt Ditzen.
Die Forschung zeigt: Komplimente machen glücklicher und zufriedener. Nicht nur das Erhalten eines Kompliments löst positive Gefühle aus, auch Komplimente machen lohnt sich.
01.03.2024 | 3:38 minWertschätzung am Arbeitsplatz
Laut Ditzen sollte ein Kompliment sich auf eine konkrete Situation oder den persönlichen Eindruck beziehen. Dann funktionierten lobende Äußerungen auch bei Arbeitsbeziehungen, ist sie sich sicher. Konkrete Ich-Botschaften wie "ich bin begeistert, wie Sie das präsentiert haben" seien wertschätzender, als pauschale Schmeicheleien wie "Sie machen immer gute Arbeit".
Auch Philosoph Hanno Sauer hat sich mit Komplimenten beschäftigt. Der Impuls, ein ehrliches Kompliment zu geben entstehe, "wenn mich begeistert, was jemand gemacht hat".
Es hat etwas mit Respekt und Wertschätzung zu tun.
Hanno Sauer, Philosoph
Er habe an sich selbst beobachtet, dass er viel leichter Komplimente für eine Leistung geben könne.
Auseinandersetzungen mit anderen sind unangenehm, aber manchmal führt kein Weg an ihnen vorbei. Wer konstruktiv mit Konflikten umgeht, hat mehr vom Leben.
18.05.2024 | 28:21 minPsychologin Ditzen betont, dass es auch einen Unterschied mache, "was wir unterstellen, wie der andere das Kompliment meint". Denn das sage auch immer was über die Beziehung oder die gewünschte Beziehung aus. Das sexuell konnotierte Bemerkungen am Arbeitsplatz "gar nicht gehen", müsse selbstverständlich sein.
Generationsunterschiede bei Komplimenten
Philosoph Sauer vermutet, dass Komplimente machen "in der jüngeren Generation zunehmend problematischer geworden ist". Das liege auch daran, dass die Sensibilität für übergriffige Handlungen und unangenehme oder deplatzierte Kommentare gestiegen sei. Früher wäre es fast unhöflich gewesen, keine Komplimente zu machen.
Wann sind welche Komplimente angemessen? Wie kann man gut mit ihnen umgehen? Beate Ditzen vom Institut für Medizinische Psychologie am Universitätsklinikum Heidelberg im Gespräch.
01.03.2024 | 5:32 minPsychologin Ditzen empfiehlt, Komplimente eher in symmetrischen, also gleichrangigen, Beziehung zu äußern. Ein großes Ungleichgewicht an Macht oder Einfluss mache es schwierig, Komplimente zu geben oder anzunehmen.
Das gelte auch für Eltern-Kind-Beziehungen. "Wenn Eltern die Klamotten ihres Kindes gut finden, ziehen Jugendliche sich doch daraufhin meist um." Anerkennung werde bei Teenagern eher von der Peergroup akzeptiert.
Dos und Don'ts bei Komplimenten
- Komplimente freiwillig und aufrichtig geben
- konkrete Aspekte benennen
- eigenen, persönlichen Eindruck formulieren
- Wertschätzung des Gegenübers und seiner Werte
- auf gleicher hierarchischer Ebene
- Erwiderung oder Gegenleistungen erwarten
- anzügliche, intime oder sexuelle Aussagen
- Lügen oder Halbwahrheiten
Komplimente wirken auf Immunsystem
Wertschätzungen funktioniere für beide, Sender und Empfänger, erklärt Ditzen. Das wurde mit einem bildgebenden Verfahren, der Magnetresonanztomografie (MRT), in der Studie nachgewiesen. Eher überraschend sei, dass sogar das Äußern von Komplimenten "eine stärkere Aktivierung in Belohnungsbereichen des Gehirns" zur Folge habe.
Eine Beziehung kitten könnten Komplimente allerdings nicht, schränkt Beate Ditzen ein, das reiche nicht als Paartherapie. Doch der Austausch könne die Beziehungsqualität und die Stimmung steigern, so Ditzen. Sogar dann, wenn einer der Partner unter Depressionen leide.
Es hat einen Wert für sich, wenn man darüber nachdenkt, was mag ich am anderen.
Prof. Dr. phil. Beate Ditzen, Psychologisches Institut, Universität Zürich
Daraus dann ein Kompliment zu formulieren, stärke den Blick dafür "was am Partner und an der Beziehung gut ist". Mit positiver Wirkung auf das Immunsystem.
Cornelia Petereit ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
Auseinandersetzungen entschärfen:Wie verhalte ich mich in Konfliktsituationen?
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