Diabetes: Wöchentliche Insulinspritzen sollen Alltag erleichtern

Neues Insulin bei Diabetes:Wie Wocheninsulin das Spritzen vereinfachen soll

von Thomas Förster

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Etwa 1,8 Millionen Diabetiker müssen sich hierzulande täglich Insulin spritzen. Doch viele halten sich nicht an diese Therapievorgabe. Kann ein neues Wocheninsulin das ändern?

Eine Person spritzt sich mit einem Injektionsstift zur Medikamentengabe in die Bauchregion.

Diabetikerin Ursula Duwe hasst Spritzen. Lange weigert sie sich, Insulin zu spritzen. Inzwischen überwindet sie einmal pro Woche ihre Angst.

14.11.2025 | 5:09 min

Jeden Tag Insulin zu spritzen, belastet viele Patienten mit Diabetes. Laut Studien halten sich 25 bis 50 Prozent der Typ-2-Diabetiker nicht konsequent an die Therapie. Denn es erfordert viel Disziplin, den Blutzucker im Alltag mit täglichen Insulinspritzen zu regulieren. Zudem zögerten viele Betroffene den Beginn einer notwendigen Insulintherapie hinaus, so Andreas Pfeiffer, Klinik für Endokrinologie und Stoffwechselkrankheiten, Charité - Universitätsmedizin Berlin.

Mit dem Spritzen von Insulin haben viele Patienten das Gefühl, jetzt ist die Krankheit viel schwerer geworden.

Prof. Dr. Andreas F. H. Pfeiffer, Diabetologe

Wer sich nicht strikt an die Therapie halte, riskiere Folgeerkrankungen durch häufige Unter- oder Überzuckerungen, so Pfeiffer weiter. Diese können zu Augen- und Nervenschäden sowie Nieren- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen führen. Studien zeigen, dass Patienten, die von Therapievorgaben abweichen, bis zu zehn Jahre früher versterben.

In Pakistan misst eine Ärztin bei einem Pateinten den Blutzucker.

In Deutschland ist jeder Zehnte von Typ-2-Diabetes betroffen. Eine gesunde Ernährung ist dabei entscheidend - sowohl zur Vorsorge als auch in der Therapie.

14.11.2024 | 1:19 min

Typ-1-Diabetiker können kein Insulin selbst produzieren. Sie sind oft schon ab ihrer Kindheit lebenslang auf das tägliche Spritzen von Insulin angewiesen.

Bei Typ-2-Diabetikern stellt der Körper zwar oft noch Insulin selbst her, doch es verliert an Wirkung oder die Menge reicht nicht aus. Die Betroffenen kommen anfangs oft ohne Insulinzufuhr von außen aus. Wenn sie über Ernährung und Sport den Lebensstil ändern und Tabletten zur Verbesserung der Blutzuckerregulation nehmen, kann es sein, dass die Erkrankung wieder zurückgeht. Im besten Fall können auch Diabetiker, die Insulin spritzen müssen, später darauf wieder verzichten.


Neues Wocheninsulin für mehr Therapietreue

Ein neues Insulin-Präparat soll die Situation von vielen Diabetikern verbessern. Es muss nur einmal pro Woche gespritzt werden. Dafür wurden die Moleküle des Wirkstoffs so verändert, dass sie sich an ein Eiweiß im Blut binden. Das gebundene Insulin wird dann allmählich wieder freigegeben. So kann es eine Woche lang den Blutzuckerspiegel senken. Laut Studien senkt das Wocheninsulin den Blutzucker genauso gut wie Insulin, das täglich gespritzt wird.

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Wer vom Wocheninsulin profitieren kann

Der neue Wirkstoff ist laut Pfeiffer vor allem für Typ-2-Diabetiker interessant, die Probleme mit der Therapietreue haben.

Wer ein Langzeitinsulin hat, vergisst es nicht so oft wie die tägliche Spritze.

Prof. Dr. Andreas F. H. Pfeiffer, Facharzt für Innere Medizin

Weniger geeignet sei das Wocheninsulin laut Pfeiffer für Typ-2-Diabetiker, die intensiv Sport treiben, denn körperliche Aktivität senke den Blutzuckerspiegel. Die Insulingabe müsse dann angepasst werden, was bei einer wöchentlichen Gabe nicht möglich sei.

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Hoher Anpassungsbedarf bei Typ-1-Diabetikern

Da Typ-1-Diabetiker kein eigenes Insulin produzieren, sind sie besonders auf eine exakte Dosierung angewiesen. Der Insulinbedarf kann bei ihnen durch Ernährung oder körperliche Aktivitäten stark schwanken. Eine flexible Anpassung des Blutzuckerspiegels ist mit der wöchentlichen Insulingabe jedoch nur schwer zu vereinbaren. Fast alle Typ-1-Diabetiker benötigen daher sogenannte Bolus-Spritzen.

Bolus-Spritzen sind Spritzen mit kurz wirksamen Insulin-Präparaten. Sie werden etwa zu Mahlzeiten verabreicht, um einen kurzfristigen Blutzuckeranstieg auszugleichen. In solchen Fällen spricht man von einer intensivierten Insulintherapie. Tägliche Bolus-Spritzen sind meist bei Typ-1-Diabetikern erforderlich. Bei Typ-2-Diabetikern können sie auch zusätzlich zu dem neuen Wocheninsulin notwendig sein.


Umstellung muss mit Bedacht erfolgen

Vor allem am Anfang kann es eine Herausforderung sein, die richtige Dosis für das Wocheninsulin zu finden, um Über- oder Unterdosierungen zu vermeiden. Daher müssen Arzt und Patient individuell Nutzen und Risiken einer Umstellung der Insulintherapie abwägen. Andreas Pfeiffer hält bei Patienten, die Bolus-Spritzen benötigen, den Vorteil des Wocheninsulins für gering.

Patienten, die zu jeder Mahlzeit ohnehin Insulin spritzen, macht diese eine zusätzliche Spritze meist nicht viel aus.

Prof. Dr. Andreas F. H. Pfeiffer, Charité - Universitätsmedizin Berlin

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Das Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG) hat dem neuen Insulin keinen Zusatznutzen bescheinigt. Trotz des Komforts durch die wöchentliche Verabreichung sei es nicht besser als Präparate, die täglich gespritzt werden. Dennoch übernehmen gesetzliche Krankenkassen in der Regel die Kosten.

Das neue Wocheninsulin kann für Typ-2-Diabetiker interessant sein, die Probleme mit dem täglichen Spritzen von Insulin haben. Für körperlich aktive Menschen und Typ-1-Diabetiker sind herkömmliche Insulin-Präparate laut Pfeiffer oft die bessere Wahl.

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