Geschlechtskrankheit Chlamydien: weit verbreitet und gefährlich

Sexuell übertragbare Krankheiten:Chlamydien: Die unterschätzte Gefahr

von Corinna Klee
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Chlamydien zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten, gerade bei jungen Erwachsenen. Eine unerkannte Infektion kann schwere Folgen wie Unfruchtbarkeit haben.

Schrift vor einem schwarzen Hintergrund: in roter Schrift "Sex" und klein in weißer Schrift "Sex"

Vor zwei Jahren hat sich Cecilia Dücker mit Chlamydien angesteckt. Die Infektion wurde bei einer Routineuntersuchung entdeckt. Wieso sie andere für das Thema sensibilisieren möchte.

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Chlamydien gehören zu den häufigsten Erregern sexuell übertragbarer Krankheiten. Die Infektion mit Chlamydien ist ein schambesetztes Thema. Betroffene sprechen nur ungern darüber. In Deutschland kommt es jährlich zu rund 300.000 Neuansteckungen.

Die Dunkelziffer dürfte noch viel höher sein, denn ein Großteil der Infektionen bleibt unentdeckt. Oft verläuft die Erkrankung völlig symptomfrei, erklärt Michael Eichbaum, Gynäkologe an den Helios Dr. Horst Schmidt Kliniken Wiesbaden.

In der Gruppe der 15- bis 25-jährigen kann man davon ausgehen, dass zehn bis 20 Prozent eine Chlamydien-Infektion haben.

Prof. Dr. Michael Eichbaum, Gynäkologe

Unbehandelt können Chlamydien zu gravierenden Spätfolgen führen, etwa zu Unfruchtbarkeit oder chronischen Entzündungen, so Eichbaum weiter. Hinzu kommt: Weil die Erkrankung oft unerkannt bleibt, stecken Infizierte unwissend weitere Personen an.

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Sexuell übertragbare Krankheiten, englisch Sexually Transmitted Infections, kurz STI, werden beim Geschlechtsverkehr durch Kontakt mit infektiösen Körperflüssigkeiten wie Sperma und Scheidenflüssigkeit, aber auch über befallene Schleimhäute und Hautveränderungen wie Herpes-Bläschen sowie über Schmierinfektionen übertragen. Verursacher können Viren, Bakterien und Pilze sein.

Zu den bekanntesten Erkrankungen zählen Chlamydien-Infektionen, Gonorrhoe (Tripper), Herpes genitalis, Syphilis (Lues), Infektionen mit Humanen Papillomviren (HPV) und HIV. Viele dieser Erkrankungen verlaufen anfänglich ohne Symptome, sodass eine Ansteckung oft unbemerkt bleibt. Deswegen bleibt Safer Sex, insbesondere die konsequente Verwendung von Kondomen, der effektivste Schutz.


Was sind Chlamydien?

Chlamydien sind eine Gattung von Bakterien, die aus mehreren Arten besteht. In Deutschland und Europa ist vor allem Chlamydia trachomatis verbreitet. Das Bakterium wird meist sexuell übertragen und befällt die Harn- sowie Geschlechtsorgane von Frauen und Männern. Unbehandelt kann die Infektion zu ernsthaften Folgeerkrankungen führen.

Die meisten Infektionen verlaufen symptomlos, rund 80 Prozent der Frauen und etwa 50 Prozent der Männer spüren nichts davon. Kommt es doch zu Symptomen, so äußern sich diese bei Frauen durch einen ungewöhnlichen, gelblichen Ausfluss, Brennen beim Wasserlassen, Jucken oder Schmerzen im Intimbereich sowie Zwischenblutungen. Männer bemerken als Krankheitszeichen häufig ein Brennen beim Wasserlassen und einen Juckreiz.

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Wie werden Chlamydien übertragen?

Die Ansteckung erfolgt meist durch ungeschützten Vaginal-, Oral- oder Analverkehr. Schon ein einziges Mal reicht aus, um sich mit Chlamydien zu infizieren. Die Bakterien gelangen dabei zum Beispiel über infektiöse Körperflüssigkeiten wie Sperma oder Vaginalsekret direkt auf die Schleimhäute des Partners.

Junge Menschen sind häufiger betroffen, weil sie eher wechselnde Partnerschaften haben. Das erhöhe die Möglichkeit, dass es zu einer weiteren Ausbreitung komme, erklärt Eichbaum. Wichtig sei, den Partner umgehend über eine Infektion zu informieren.

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Ein Abstrich oder ein Urintest reichen aus, um Chlamydien nachzuweisen. In Deutschland können Frauen bis 25 Jahre jährlich ein kostenloses Screening beim Gynäkologen in Anspruch nehmen.

Als Teil der Schwangerschaftsvorsorge wird jeder werdenden Mutter ein Chlamydien-Test empfohlen. Unbehandelt kann eine Infektion mit Chlamydien für Mutter und Kind schwerwiegende Folgen haben. Dazu gehören ein erhöhtes Risiko für Frühgeburten und für einen vorzeitigen Fruchtblasensprung. Die Infektion kann zudem bei der Geburt auf das Neugeborene übertragen werden. Das ist bei etwa der Hälfte der Kinder der Fall. Augen- und Lungenentzündungen können dann die Folge sein.

Wer häufig wechselnde Sexualpartner hat, sollte das Risiko einer Chlamydien-Infektion im Auge behalten und sich gezielt testen lassen, beispielsweise beim Gynäkologen, Urologen, bei Gesundheitsämtern oder ausgewiesenen Teststellen.


Warum Chlamydien gefährlich sind

Unerkannte Infektionen können bei Männern zu Entzündungen der Prostata und Nebenhoden führen, bei Frauen zu Entzündungen des Gebärmutterhalses und der inneren Geschlechtsorgane. Dadurch können die Eileiter verkleben und vernarben, was das Risiko für Eileiterschwangerschaften und Unfruchtbarkeit erhöht.

Zu Michael Eichbaum kommen häufig Frauen mit unerfülltem Kinderwunsch in die Sprechstunde. Bei der weiteren Abklärung findet er dann häufig einen verklebten Eileiter - ein Hinweis darauf, dass die Frau wahrscheinlich irgendwann eine Chlamydien-Infektion hatte.

Je nach Ausprägung muss man operative Maßnahmen ergreifen oder eine künstliche Befruchtung empfehlen.

Prof. Dr. Michael Eichbaum, Gynäkologe

Auch unbehandelt kann eine Infektion mit Chlamydien wieder abklingen.

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So werden Chlamydien behandelt

Die Behandlung erfolgt meist mit dem Antibiotikum Doxycyclin, das über eine Woche zweimal täglich eingenommen wird. Partner sollten immer mitbehandelt werden, um eine Neuinfektion nach Abschluss der Behandlung zu vermeiden.

Werden die Infektionen früh erkannt und behandelt, heilen sie in der Regel folgenlos aus. Ist die Erkrankung weiter fortgeschritten, kommen ebenfalls Antibiotika zum Einsatz, oft auch als Wirkstoffkombination per Spritze oder Infusion.

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Kondome und Femidome schützen

Im Gegensatz zu Humanen Papillomviren (HPV) gibt es gegen Chlamydien keine Impfung. Den besten Schutz vor Ansteckung bieten Kondome und Femidome (Frauenkondome).

Safer Sex reduziert das Risiko einer Ansteckung deutlich, allerdings nie zu 100 Prozent.

Prof. Dr. Michael Eichbaum, Gynäkologe

Es gibt trotz Schutz also immer ein Restrisiko, weil Chlamydien auch über infizierte Hautstellen und Schleimhäute übertragen werden können.

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Quelle: dpa

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