Broken-Heart-Syndrom: Ursachen, Symptome, Verlauf und Folgen

Broken-Heart-Syndrom:Kann ein Herz wirklich brechen?

von Charlotte Bauer
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Emotionaler Stress wie Liebeskummer oder Trauer kann bei Menschen tatsächlich zu einem gebrochenen Herzen führen. Wie sich das Broken-Heart-Syndrom äußert und was dahintersteckt.

Ultraschallbild
Das Broken-Heart-Syndrom ist eine lebensbedrohliche Erkrankung, bei der es zu typischen Symptomen eines Herzinfarktes kommt. Es kann durch starken emotionalen Stress ausgelöst werden.15.05.2025 | 4:22 min
Ein plötzliches Stechen in der Brust oder Luftnot: Liebeskummer, der Tod eines geliebten Menschen oder anderer emotionaler Stress können schmerzhaft sein. Beim Broken-Heart-Syndrom ist der Herzmuskel quasi gelähmt, die linke Herzkammer bläht sich auf, Ärzte sprechen davon, dass das Herz bricht.
Das bedeutet nicht, dass etwas ab- oder durchbricht, sondern dass bestimmte Teile des Muskels plötzlich in ihrer Funktion gestört sind. Das Herz kann nicht mehr so gut Blut durch den Körper pumpen. Auf dem Ultraschall erscheint die Herzspitze wie ein Ballon.
Grafik: Normales Herz und Broken-Heart-Syndom
Als Forschende in Japan in den 1990er-Jahren diese Verformung erstmals beobachteten, erinnerte sie das an die traditionelle Tintenfischfalle Tako-Tsubo. Die Erkrankung heißt daher auch Tako-Tsubo-Syndrom.

Symptome wie bei einem Herzinfarkt

Auf den ersten Blick ist das Broken-Heart-Syndrom nur schwer von einem Herzinfarkt zu unterscheiden, denn die Symptome sind ähnlich: massive Atemnot und Schmerzen im Brustkorb. Aber auch Herzrhythmusstörungen, Schweißausbrüche und Übelkeit können beim Broken-Heart-Syndrom auftreten.
Ein Bestrahlungsgerät in einem Krankenhaus mit diversen Gerätschaften und einer Patientenliege.
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Laut Alexander Staudt, Chefarzt der Klinik für Kardiologie und Angiologie an den Helios Kliniken Schwerin, fällt erst bei der genauen Untersuchung per Ultraschall auf, dass im Unterschied zum Infarkt keine Herzgefäße verschlossen sind.

Wie häufig ist das Broken-Heart-Syndrom?

"Hunderttausende Patienten in Deutschland kommen jedes Jahr mit der Verdachtsdiagnose eines akuten Herzinfarktes. Etwa zwei Prozent der Patienten haben letztendlich das Broken-Heart-Syndrom", sagt Staudt. Der Kardiologe schätzt, dass pro Jahr mehrere Tausend Menschen allein in Deutschland an einem Broken-Heart-Syndrom leiden.
Der Herzrhythmus durch eine Elektrokardiografie (EKG) aufgenommen.
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Frauen erkranken deutlich häufiger als Männer an der Herzkrankheit. Besonders betroffen sind Frauen nach der Menopause. Das Durchschnittsalter liegt zwischen 66 bis 70 Jahren. Ob dies mit dem veränderten Hormonhaushalt zu tun hat, wird noch erforscht.

Man hat festgestellt, dass bei Patienten relativ häufig auch neurologische Erkrankungen im Vorfeld stattgefunden haben, sei es ein Schlaganfall oder Depressionen.

Prof. Dr. Alexander Staudt, Kardiologe, Helios Kliniken Schwerin

Auch emotionaler Stress habe eine Rolle gespielt, erklärt Staudt. Häufig lösen emotionale Ereignisse wie etwa Liebeskummer oder der Tod eines geliebten Menschen das Broken-Heart-Syndrom aus. Ebenso können Gewalterlebnisse, Mobbing oder Depressionen dazu führen. Aber auch positive Erlebnisse können das Herz überfordern, indem der Körper vermehrt Stresshormone, beispielsweise Adrenalin, ausschüttet.
Übereinander liegende Hände halten ein weißes Abbild eines menschlichen Herzens.
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Wie das "gebrochene Herz" behandelt wird

Wird das Broken-Heart-Syndrom nicht schnell genug behandelt, kann es wie ein Herzinfarkt lebensbedrohlich enden. Mit rund fünf Prozent ist die Sterberate laut Alexander Staudt etwas höher als beim Herzinfarkt.
Das liege daran, dass das Herzgewebe von Betroffenen in der "akuten Phase" des Broken-Heart-Syndroms stärker geschädigt werde. Dadurch könnte sich dann auch eine Herzschwäche oder Herzrhythmusstörungen entwickeln.
"Die meisten Patienten kriegen wir aber sehr gut aus dieser Phase wieder heraus", sagt Staudt. Wie bei einem Herzinfarkt bekämen Patienten beim Broken-Heart-Syndrom zur Behandlung zunächst einen Herzkatheter, so der Kardiologe.
Eine medikamentöse Therapie sei bislang durch Studien noch nicht gesichert. Es sei aber so, dass man sie natürlich mache, etwa wenn jemand eine Herzschwäche habe.

Wir haben Medikamente, die wir einfach aus Erfahrung bei diesen Patienten einsetzen. Also ACE-Hemmer, auch die Betablocker, Diuretika.

Prof. Dr. Alexander Staudt, Klinik für Kardiologie, Helios Kliniken Schwerin

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Rund 90 Prozent würden "ohne Schaden" wieder genesen, so Staudt. Bereits wenige Wochen nach der Behandlung seien keine Fehlfunktionen mehr nachweisbar. Das "gebrochene Herz" kann also schnell wieder heilen. Starken Stress sollten Erkrankte dennoch vermeiden, rät Staudt.
Der Artikel wurde erstmals am 3. Dezember 2022 publiziert und am 15. Mai 2025 aktualisiert.
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