UN-Zwischenkonferenz in Bonn:Druck für verbesserte Klima-Ziele wächst
von Elisa Miebach
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Die Weltlage überschattet die Klima-Zwischenkonferenz der UN in Bonn. Es zeigt sich erneut: Die Klima-Ambitionen der Welt reichen nicht aus. Die neuen Ziele der EU sind noch offen.
Delegierte der UN-Klimakonferenz im Bonner World Conference Center
Quelle: dpa
Die Schlangen am UN-Klimasekretariat in Bonn sind lang. Delegierte in Anzügen reihen sich ein hinter Vertretern indigener Völker aus dem Amazonas mit traditionellem Kopfschmuck. Demonstrationen fordern mehr Klimaschutz oder machen auf die Lage im Gazastreifen aufmerksam.
Krisengespräche und gesperrter Luftraum
Es ist ein Treffen der Welt zur 62. UN-Klimazwischenkonferenz mit Teilnehmern aus mehr als 190 Ländern. Wenn sie denn hier sein können, denn die kriegs- und krisengeschüttelte Weltlage überschattet auch die Verhandlungen in Bonn. Noor Saghir, die selbst ursprünglich aus dem Libanon stammt, weiß, wie sich gerade viele Verhandler fühlen.
Es ist schwer, zu verhandeln, während alles instabil ist zuhause. Man ist einer Menge Stress und Druck ausgesetzt.
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Noor Saghir, International Institute for Environment and Development (IIED)
Der Klimawandel schreitet weiter voran. Welche Mittel und Ideen helfen gegen die Erderwärmung?28.05.2023 | 28:51 min
Einige Delegierte, etwa aus dem Libanon, konnten gar nicht anreisen, da der Luftraum geschlossen ist.
Entscheidende Vorbereitung vor Gipfel in Belém
Dabei steht viel auf dem Spiel beim letzten formellen Treffen vor der großen UN-Klimakonferenz im brasilianischen Belém im November. Sowohl bei der Klimafinanzierung als auch bei der Ambition im Klimaschutz bleibt nach der vergangenen Konferenz im November 2024 in Baku viel zu tun, sagt Laura Schäfer von der Nichtregierungsorganisation Germanwatch.
Nach zähen Verhandlungen ist die Weltklimakonferenz in Baku zu Ende gegangen. Trotz Einigung auf höhere Finanzhilfen für ärmere Länder ist die Kritik an den Ergebnissen groß.25.11.2024 | 2:05 min
Alles, was in Brasilien beschlossen wird, muss hier in Bonn vorbereitet werden.
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Laura Schäfer, Bereichsleiterin für internationale Klimapolitik, Germanwatch
Spätestens in diesem Jahr sollen die Länder ihre neuen Klimaziele bis 2035 abgeben. Laut Pariser Klimaabkommen müssen sie diese alle fünf Jahre einreichen. Die Lücke zur Begrenzung der Erderwärmung auf zwei, im besten Fall 1,5 Grad, bleibt groß.
Emissionen müssten um 40 Prozent sinken
Mit den alten für 2030 abgegebenen Zielen würden die Emissionen im Vergleich zu 2019 nur um 2,6 Prozent sinken, resümiert der Bericht des UN-Klimasekretariats dazu. Um zumindest theoretisch noch in die Nähe von 1,5 Grad zu gelangen, müssten sie bis 2030 um mehr als 40 Prozent sinken, so das Umweltbundesamt.
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Germanwatch-Referentin Laura Schäfer begrüßt Fortschritte in den neu eingereichten Zielen für 2035. "Aber was da auf dem Tisch liegt, reicht noch lange nicht aus." 90 Prozent der Länder müssen ihre Pläne allerdings noch vorlegen.
Bisher haben 22 Staaten neue Ziele eingereicht, darunter Großbritannien, Japan, Kanada, Kenia und Ecuador. Die EU hat noch nicht geliefert, Deutschland muss sein Ziel als Teil der Union abgeben.
Deutscher Umweltminister: Klimaschutz besser, aber nicht genug
Die Welt sei vorangekommen, betont der neue deutsche Umweltminister Carsten Schneider anlässlich der Klimazwischenkonferenz. Vor dem Pariser Klimaabkommen hätten die Prognosen der Klimawissenschaften für den globalen Temperaturanstieg zwischen vier und fünf Grad bis zum Ende des Jahrhunderts gelegen.
Seit 1995 die erste UN-Klimakonferenz stattfand, geht es um nichts weniger als die Vermeidung der Klimakatastrophe. Was haben die Weltklimakonferenzen bisher erreicht?14.11.2024 | 27:29 min
Die letzten Szenarien lägen im Mittel bei unter drei Grad. Deshalb laute die Aufgabe jetzt: besser werden, schneller werden, so der Minister. Das Ziel sei es, dass die Europäische Union bis September ihre Pläne vorlege, wie in Europa der Klimaschutz verstärkt werden könne.
"Damit können wir andere Länder motivieren, selbst nachzulegen und schaffen die notwendige Investitionssicherheit für die Europäische Wirtschaft", sagt Schneider.
Nicht mehr Klimaschutz gefährdet den Wohlstand, sondern zu wenig.
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Carsten Schneider, Bundesumweltminister
Großbritannien mit neuem Ziel weiter als die EU
Deutschland selbst wird jedoch dafür kritisiert, seine eigenen Klimaziele zu verfehlen. Wenn Berlin nicht handele, werde die Klimaneutralität bis 2045 nicht erreicht, vermeldete kürzlich noch der Expertenrat für Klimafragen. Besonders im Verkehrs- und Gebäudesektor müsse nachgeschärft werden.
Klimaneutral - ein begehrtes Prädikat. Immer mehr Firmen werben damit. Selbst Staaten wollen klimaneutral werden. Doch was ist klimaneutral und wer überprüft das?31.07.2022 | 27:43 min
Der EU schon einen Schritt voraus ist Großbritannien, das fristgerecht im Januar sein Ziel einreichte. Der Klimaplan für 2035 wurde vom Climate Action Tracker als 1,5 Grad konform bewertet.
Bis 2035 will das Land, das bereits aus der Kohleverstromung ausgestiegen ist, seine Emissionen um 81 Prozent im Vergleich zu 1990 reduzieren. Nun bleibt abzuwarten, ob den Zielen Taten folgen - in Großbritannien und weltweit.
Elisa Miebach ist Reporterin der ZDF-Umweltredaktion.
Der Klimawandel schreitet voran - abgeschwächt wird er, wenn wir weniger CO2 und andere Treibhausgase ausstoßen. Wichtige Daten zum Klimawandel im Überblick: