G20 nach Absagen der Großmächte: Gipfel der Ohnmächtigen

Analyse

G20 in Südafrika:Absagen der Großmächte: Gipfel der Ohnmächtigen

von Julia Rech und Ulf Röller

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Der G20-Gipfel leidet unter den vielen Absagen. Trump, Xi und Putin haben Besseres zu tun. Europa versucht, die Lücke zu füllen. In Südafrika droht die Weltordnung zu verfallen.

EU-Ratspräsident Antonio Costa (rechts) und EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen (links) geben eine Pressekonferenz im Sandton Convention Centre in Sandton, Südafrika

In Südafrika versuchen die Europäer die Lücke zu füllen, die nach den vielen Absagen mächtiger Länder entstanden ist. Doch sind sie dafür stark genug?

Quelle: AFP

Niemand soll sagen, der südafrikanische Präsident Cyril Ramaphosa habe nicht alles als Gastgeber versucht, um ein wenig Hoffnung zu streuen. "Wir haben gerade eine Botschaft der USA bekommen hinsichtlich der Teilnahme am G20-Gipfel. Die Gespräche laufen", schreibt er auf X.

Cyril Ramaphosa auf X:

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G20-Gipfel in der Krise

Kommt US-Präsident Donald Trump doch noch nach Johannesburg oder sendet er vielleicht seinen Vize JD Vance? Nein, kein Grund zur Aufregung. Es geht nur um die Abschlussfeier am Sonntag. An ihr soll ein Vertreter der US-Botschaft in Südafrika teilnehmen, um den G20-Stab zu übernehmen. Denn der nächste G20-Gipfel findet ausgerechnet in den USA statt. Ramaphosa hatte angekündigt, den Stab einem leeren Stuhl zu überreichen. Schon so kleine Gesten sorgen für große Aufregung.

Cyril Ramaphosa (l.) und Donald Trump

Beim Besuch des südafrikanischen Präsidenten im Weißen Haus ging es hoch her. Donald Trump führte Cyril Ramaphosa vor.

22.05.2025 | 1:08 min

Dass der G20-Gipfel in der Krise steckt, ist eine Untertreibung. Die Idee der internationalen Zusammenarbeit löst sich gerade vor den Augen der Weltöffentlichkeit auf. Was würden wir von einer Fußball-Weltmeisterschaft halten, zu der Brasilien oder Spanien keine Lust hätten, ein Team zu schicken? Genau das passiert gerade mit der G20. All diese Länder schicken keinen Staats- oder Regierungschef: USA, China, Russland, Argentinien, Saudi-Arabien, Mexiko - stell dir vor, es ist Gipfel und keiner geht hin.

Europa als Zaungast

Für den Gastgeber Südafrika ist es bitter, für Afrika ist es bitter. Denn es ist der erste G20-Gipfel auf dem Kontinent. Wen interessiert es? "Uns!", schreien die Europäer ganz laut. Sie würden gerne die Lücke füllen, würden gerne die regelbasierte Weltordnung retten, bevor Trump sie beerdigt. Sie treffen sich mit Ramaphosa zu einem Mini-Vorgipfel, überschütten sich gegenseitig mit Lob und bedeutungsschwangeren Bekundungen der Solidarität. Aber das alles kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass Europa zu schwach ist, das Chaos auf der Welt zu zähmen.

Vor einem Wohngebäude, das bei einem russischen Angriff auf Ternopil in der Ukraine am Mittwoch, dem 19. November 2025, schwer beschädigt wurde, sind ausgebrannte Autos zu sehen.

Die USA haben einen "Friedensplan" für die Ukraine vorgelegt. Die EU wirkt überrumpelt, der deutsche Außenminister sieht eine "Grundlage für Gespräche".

21.11.2025 | 1:34 min

Trump liebt es, seine politischen Kontrahenten zu erniedrigen. Nichts anderes ist der 28-Punkte-"Friedensplan" für die Ukraine. Ein Diktat-Frieden - zumindest nach dem zu urteilen, was man bisher weiß. Aber nicht nur das. Europa ist nicht eingebunden gewesen. Es hat nur die Rolle des Zaungastes. Obwohl die Europäer auch jetzt auf dem Gipfel wieder sagen werden: "Ohne uns geht es nicht." Aber Trump ist ja nicht da und wird Europa nicht hören. Und: Die Meinung von Ursula von der Leyen und Co. interessiert den US-Präsidenten nicht wirklich.

China auf Augenhöhe mit den USA?

Der Gipfel wird ein Gipfel der Ohnmächtigen, die zuschauen müssen, wie die Weltmächte immer mehr das Recht des Stärkeren zum obersten Prinzip der internationalen Zusammenarbeit erheben. Auch der chinesische Präsident Xi Jinping ignoriert das Treffen, aber er erniedrigt den Gipfel nicht. Seine Strategie ist eine andere. Er schickt Li Qiang, seinen Premier, nach Johannesburg. So ist die Form gewahrt. Aber niemand sollte sich davon täuschen lassen.

US-Präsident Donald Trump und der chinesische Präsident Xi Jinping geben sich die Hand

US-Präsident Donald Trump und Chinas Staatschef Xi Jinping haben sich in Südkorea getroffen. Sie diskutierten zahlreiche Konfliktthemen und näherten sich im Handelsstreit an.

30.10.2025 | 2:28 min

China setzt seine Interessen nicht weniger brutal als die USA durch. Das Reich der Mitte sieht sich auf Augenhöhe mit den USA und alle anderen eben darunter. China setzt immer stärker seine Wirtschaftsmacht ein, um politische Ziele zu verfolgen. Keine seltenen Erden für diejenigen, die das Land zu sehr als Diktatur brandmarken. Xi ist wie Trump ein Despot - nur er lächelt mehr.

Kampf für den Erhalt der Weltordnung

Europa hat das gerade bei den seltenen Erden erleben müssen. Redebedarf über sein Verhalten hat China nicht. Ein bilaterales Treffen mit EU-Kommissionspräsidentin von der Leyen ist bisher wohl nicht geplant. Aus der europäischen Delegation heißt es, man habe sich vor kurzem erst getroffen. Na dann ist ja alles gut. 

Es ist die EU-Flagge und die chinesiche Flagge zu sehen.

Die EU und China befinden sich in einem Handelsstreit um wertvolle Erden und Chips. EU-Handelskommissar Sefcovic kündigt ein Treffen mit dem chinesischen Handelsminister an.

22.10.2025 | 1:20 min

Das Motto des Gipfels in Südafrika lautet: "Solidarität, Gleichheit, Nachhaltigkeit". Die Europäer werden dafür kämpfen. Aber die Raubtiere der Weltgemeinschaft drohen die alte Ordnung aufzufressen.

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