Kurz vor Weltklimakonferenz:EU-Staaten einigen sich auf 90-Prozent-Klimaziel für 2040
Kurz vor der Weltklimakonferenz in Brasilien haben sich die EU-Umweltminister auf ein Klimaziel für 2040 verständigt - dieses in letzter Minute aber abgeschwächt.
Die Einigung der EU-Umweltminister erlaubt bis zu fünf Prozent internationale Klimagutschriften.
Quelle: dpaKurz vor der Weltklimakonferenz in Brasilien am 6. November haben sich die EU-Umweltminister auf ein Klimaziel für 2040 verständigt. Die am frühen Mittwochmorgen in Brüssel nach mehr als 18-stündigen Beratungen erzielte politische Einigung sieht vor, dass der Ausstoß von Treibhausgasen um 90 Prozent im Vergleich zu 1990 sinken soll.
Davon sollen aber bis zu fünf Prozentpunkte durch den Kauf von Klimagutschriften in Drittstaaten eingespart werden können. Ein entsprechendes System dafür soll nach ZDF-Informationen 2026 starten. Für 2035 bestätigten die Umweltminister zudem das im September ausgehandelte Klimaziel von 66,25 bis 72,5 Prozent weniger Emissionen.
Noch am Dienstagabend stritten die EU-Umweltminister um das Klimaziel.
04.11.2025 | 2:00 minEU-Länder sorgen sich um Benzin- und Heizkosten
Damit müsste die EU ihre Emissionen bis 2040 faktisch nur um 85 Prozent verringern. Zudem wird der Start des Emissionshandels für die Bereiche Verkehr und Gebäude auf 2028 verschoben, da einige Länder Bedenken wegen steigender Benzin- und Heizkosten hatten. Die Ministerrunde kam im Laufe des Vormittags erneut zusammen, um die Einigung formell zu beschließen.
- Neuer UN-Bericht: Welt besser beim Klimaschutz, aber nicht gut genug
Einzelne Länder wie Polen und Ungarn hatten zwar Widerstand signalisiert, können die Vereinbarung aber nicht blockieren. Erforderlich war die Unterstützung von mindestens 15 Mitgliedstaaten.
Kurz vor der Weltklimakonferenz in Brasilien zeigt sich: Europa tut sich schwer, beim Klimaschutz geschlossen aufzutreten, so ZDF-Korrespondent Andreas Stamm.
04.11.2025 | 2:37 minEU-Klimaziel: Kompromiss bei Zertifikaten
Ursprünglich hatte die EU-Kommission eine Emissionssenkung um 90 Prozent bei einem Anteil von maximal drei Prozent an Zertifikaten aus Drittstaaten vorgeschlagen. Dafür hatte sich bei Beginn der Beratungen am Dienstag auch Bundesumweltminister Carsten Schneider (SPD) eingesetzt: "Die drei Prozent internationale Gutschriften, das ist für uns das Maximum, was wir uns vorstellen können."
Wir wollen, dass die Investitionen in Klimaschutz in Europa stattfinden.
Carsten Schneider (SPD), Bundesumweltminister
- Zahlen der WMO: Neue Höchstwerte bei Treibhausgasen
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EU unter Zeitdruck vor Weltklimagipfel
Die Abschwächung des Klimaziels geht auf die Bedenken einiger Länder zurück, dass höhere Investitionen in Klimaschutz Wirtschaft und Verbraucher überforderten. Zudem gibt es angesichts des Ukraine-Kriegs neue Prioritäten wie den Hochlauf der Verteidigungsausgaben. Zusätzlich belasten Billigimporte aus China und die Zollpolitik der USA die Wirtschaft insgesamt. "Wirtschaft gegen Klima wird zum großen Zielkonflikt", sagt ZDF-Korrespondent Andreas Stamm in Brüssel.
In der Landwirtschaft machen sich die Folgen des Klimawandels weiter bemerkbar. Die Entscheidung der EU-Umweltminister ist daher umso wichtiger.
19.09.2025 | 2:10 minFrankreich und Portugal hatten gefordert, die Option zum Ankauf von Klimagutschriften aus Drittländern auf fünf Prozentpunkte zu erhöhen. Polen und Italien verlangten zehn Prozentpunkte. "Der gefundene Kompromiss verhindert, dass die EU sich kurz vor der Weltklimakonferenz blamiert, und sich dort ohne ein neues Klimaziel präsentieren muss", sagt Stamm.
Wir haben viel zu verlieren. Wir riskieren unsere internationale Führungsrolle, die in diesem außerordentlich komplizierten Kontext von grundlegender Bedeutung ist.
Sara Aagesen, Umweltministerin Spanien
Für die Zustimmung zu den Klimazielen hätten die Blockierer viel rausgeholt, so Stamm weiter. Erstens mit der Ausweitung des internationalen im EU-Portfolio, aber auch mit der Verschiebung des Beginns des ETS 2 um ein Jahr auf 2028. "Ein Zugeständnis etwa an Polen."
Eigentlich sollten die EU-Umweltminister schon im September die Klimaschutzziele für 2035 und 2040 festlegen. 10 Länder blockierten damals.
18.09.2025 | 2:37 minExperten: Klimazertifikate hemmen Investitionen
Polen und Tschechien befürchteten durch den neuen Handel für CO2-Verschmutzungsrechte in den Bereichen Verkehr und Gebäuden höhere Kraftstoffpreise. Klimawissenschaftsberater der EU hatten gewarnt, dass der Kauf ausländischer CO2-Zertifikate dringende Investitionen von der europäischen Industrie abziehen würde.
Länder wie die Niederlande, Spanien und Schweden plädierten für ehrgeizige Ziele und verwiesen auf sich verschärfende Wetterextreme und die Notwendigkeit, bei grünen Technologien mit China gleichzuziehen.
"Dass die EU heute ihre Klimaziele beschließt, das ist ganz wichtig", sagt Klimaexperte Sven Harmeling.
04.11.2025 | 5:31 min"Das ganze Drama in einer Zeit, in der viele Nationen nach dem Ausstieg der USA aus dem Pariser Klimaabkommen ganz bewusst zum langjährigen Klimavorreiter EU schauen und fragen: Wer, wenn nicht vor allem die EU, soll denn nun den internationalen Klimaschutz am Leben und Laufen halten?", sagt Stamm. Es sei alles andere als ein gutes Omen für die COP30 und für die Befürworter eines weiter starken Klimaschutzes in Europa.
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