Tarifgespräche der Bundesländer:Verdi: "Es geht um die Zukunft des öffentlichen Dienstes"
von Kai Niklasch
In Berlin haben sich Gewerkschaften und Vertreter der Länder zu einer ersten Tarifrunde getroffen. Verhandelt wird für mehr als zwei Millionen Beschäftigte im öffentlichen Dienst.
In Berlin beginnen die Tarifverhandlungen für Beschäftigte im öffentlichen Dienst der Länder. Die Gewerkschaften fordern eine Erhöhung der Tarifgehälter um sieben Prozent.
03.12.2025 | 1:30 minAltes erhalten und mit dem richtigen Wissen wieder in Form bringen: Die zukünftige Vergütung der Arbeit von Daniel Fitzenreiter wird in der heutigen Tarifrunde auch verhandelt.
Die Forderungen des Gemälderestaurators der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten in Berlin/Brandenburg sind eindeutig:
Die Reallöhne sind gesunken, viele können sich keinen Urlaub mehr leisten von den Kollegen im öffentlichen Dienst - und das ist ganz wesentlich.
Daniel Fitzenreiter, Restaurator
Tarifrunde für Millionen Beschäftigte
Mit Trillerpfeifen und lauter Musik verschaffen die Verdi-Mitglieder im Berliner Regierungsviertel ihren Forderungen nach mehr Geld und Anerkennung Gehör: Sie wollen sieben Prozent mehr Gehalt im Monat, mindestens aber 300 Euro monatlich zusätzlich.
Deutsche Kitas sind überlastet. Wegen Personalmangels droht Kinderbetreuung zu Aufbewahrung zu werden. Zeit für Erziehung und Bildung fehlt - eine Herausforderung für Erzieher.
15.10.2024 | 28:44 minDas würde den unteren Tarifgruppen besonders zugutekommen. Verhandelt werden Löhne und Gehälter für die Beschäftigten im öffentlichen Dienst der Bundesländer, rund 2,2 Millionen Menschen. Den öffentlichen Dienst plagen Nachwuchssorgen und deshalb wollen die Gewerkschaften die Attraktivität der Arbeitsplätze verbessern.
Verdi-Chef Frank Werneke sagt: "Es geht uns hier um die Zukunft des öffentlichen Dienstes. Wir haben gerade im Bereich der Länder viele tausend Stellen, die nicht besetzt sind. Das hat was mit der Einkommenssituation im Bereich der Länder zu tun."
Die Einkommen für die Landesbeschäftigten hinken nicht nur der Privatwirtschaft hinterher, sondern auch den Beschäftigten bei Bund und Kommunen.
Frank Werneke, Verdi-Chef
Mit einem neuen Gesetz will die Bundesregierung Pflegeberufe attraktiver machen. Angesichts des Fachkräftemangels scheint dies auch notwendig.
05.11.2025 | 1:38 minVerdi: Orientierung am Ergebnis von Bund und Kommunen
Schon im Frühjahr hatte sich der Verdi-Vorsitzende Werneke als hartleibiger Verhandlungspartner präsentiert. Da musste nach fast dreimonatigen Gesprächen und zahlreichen Warnstreiks sogar eine Schlichtungsrunde um den früheren hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch und den ehemaligen Bremer Finanzstaatssekretär Hans-Henning Lühr einberufen werden.
Das Ergebnis im April 2025 für die gemeinsame Tarifgemeinschaft von Bund und Kommunen: eine zweistufige Lohnerhöhung um 5,8 Prozent und weitere Verbesserungen bei Urlaubstagen und Wechselschichten.
Im April war es nach mehreren Wochen mit Streiks im Tarifstreit des öffentlichen Dienstes zu einer Einigung gekommen. Demnach bekommen die Beschäftigten in zwei Stufen mehr Geld.
06.04.2025 | 1:13 min"An diesem Tarifabschluss wollen wir uns orientieren", lässt Frank Werneke im Hinblick auf die in Berlin gestarteten Verhandlungen für die Länderbeschäftigten wissen.
Arbeitgeberseite: "Verfassungsrechtlich bedenklich"
"Alles viel zu teuer. Der öffentliche Dienst kann nicht Lohnführer für andere sein", wendet Andreas Dressel ein. Er ist der Verhandlungsführer der Arbeitgeberseite und Finanzsenator in Hamburg.
Der Sozialdemokrat rechnet vor, dass alle Forderungen von Verdi in dieser Tarifauseinandersetzung ein Gesamtvolumen von 12,6 Milliarden Euro hätten und ein Plus von insgesamt 8,3 Prozent für die Beschäftigten brächten.
In Deutschland ist die Arbeitsstundenzahl im internationalen Vergleich gesunken. Kanzler Merz will, dass wieder mehr gearbeitet wird. Wie kommt das an, bei Arbeitnehmern und -gebern?
24.05.2025 | 5:34 minVor allem die Forderung nach 300 Euro Mindesterhöhung "ebne die unterschiedlichen Tarifstufen und die Binnenabstände der Besoldungsgrenzen ein" meint der Hamburger Finanzsenator. Und dies sei "verfassungsrechtlich bedenklich".
Da muss man sagen sieben Prozent für zwölf Monate passen nicht in diese Zeit, wo parallel die Inflation gerade bei zwei Prozent liegt.
Andreas Dressel, Verhandlungsführer der Länder
Das müsse man zusammenbringen und deswegen gehe man jetzt in die Verhandlungen, sagt Dressel.
Doch Verdi schätzt die Kassenlage der Länder "auf keinen Fall schlechter als bei Kommunen und beim Bund ein" und die Gewerkschaftsmitglieder fordern daher einen gehörigen "Schluck aus der Pulle".
Kai Niklasch leitet das ZDF-Landesstudio in Brandenburg.
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