Bundeswirtschaftsministerin :Reiche: Steuererhöhungen sind "Gift" für den Standort
Wirtschaftsministerin Reiche spricht sich gegen Forderungen aus der schwarz-roten Koalition nach einer höheren Erbschaftsteuer aus: Steuererhöhungen seien derzeit "Gift".
In der Debatte über Steuerreformen erteilt Wirtschaftsministerin Katherina Reiche Steuererhöhungen eine klare Absage.
Quelle: dpaBundeswirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) hält nichts von Forderungen der SPD, die Erbschaftsteuer anzuheben. "Meine grundsätzliche Überzeugung bleibt, dass jede Erhöhung von Steuern dem Standort eher schadet, als nutzt", sagte Reiche der "Bild am Sonntag".
Wie bei der sogenannten Reichensteuer oder einer Vermögensabgabe bin ich bei einer Erbschaftsteuer skeptisch, wenn diese dazu führt, dass Unternehmen entscheiden, sich aus Deutschland zurückzuziehen.
Katherina Reiche, Bundeswirtschaftsministerin (CDU)
"Das darf nicht passieren", fügte die CDU-Politikerin hinzu. Steuererhöhungen seien in einer Zeit wachstumshemmender Bedingungen "Gift".
Kürzlich hatte der Vorsitzende der Unionsfraktion Jens Spahn die ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland als Problem bezeichnet und damit eine Debatte zur Erbschaftssteuer losgetreten.
Spahn verwies darauf, dass ein Urteil des Bundesverfassungsgerichts zur Erbschaftsteuer erwartet werde und die schwarz-rote Koalition die Steuer dann möglicherweise neu regeln werde. Die SPD begrüßte die Äußerungen des Fraktionschefs.
Unionsfraktionschef Spahn tritt bei Maybrit Illner eine Debatte um die Erbschaftssteuer los. Ähnlich hatte sich auch die Linken-Fraktionschefin Reichinnek geäußert.
12.09.2025 | 0:19 minFrei: Erbschaftssteuer für Familienunternehmen "problematisch"
Kanzleramtschef Thorsten Frei meldete sich hingegen wie Reiche warnend zu Wort. Die Erbschaftsteuer sei "hoch komplex, und hohe Privatvermögen werden bereits besteuert", sagte der CDU-Politiker der "Welt am Sonntag".
Problematisch wird es beim Generationenwechsel in Familienunternehmen. Eine harte Verschärfung würde oft zum Verkauf zwingen.
Thorsten Frei, Chef des Kanzleramts (CDU)
Kapital, das als Steuer abgeführt werde, fehle für Innovation und Wettbewerbsfähigkeit, argumentierte Frei. "Deshalb ist die Erbschaftsteuer immer auch Strukturpolitik." Spekulationen schafften Unsicherheit; Unternehmen bräuchten aber Planbarkeit.
Jens Spahn kritisiert bei Maybrit Illner die ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland.
11.09.2025 | 2:15 minReiche will Senkung der Einkommensteuer
Wirtschaftsministerin Reiche sprach sich für eine rasche Senkung der Einkommensteuer aus, um die Konjunktur anzukurbeln. Eine "vorübergehende Verminderung eines Steuereinkommens" führe am Ende dazu, dass mit "mehr Produktivität auch tatsächlich mehr Wohlstand" geschaffen werden könne, sagte Reiche.
Aktuell schrumpften die Wirtschaft und die Steuereinkommen. Dadurch schrumpfe auch der "Kuchen", mit dem Geld verteilt werden könne.
"Die soziale Marktwirtschaft funktioniert dann am besten, wenn der Kuchen wächst", sagte Reiche in dem Interview. Man müsse wieder zu einem wachsenden Kuchen kommen. "Und das kann ich nur machen, indem ich attraktive Steuersysteme, eine attraktive Höhe von Sozialabgaben, geringere Bürokratie habe, um es am Ende Unternehmen leicht zu machen, zu beschäftigen und zu wachsen."
Angesichts der Debatte um die Reform des Sozialstaats sind Steuererhöhungen für die Sozialdemokraten weiterhin "auf dem Tisch", betont SPD-Generalsekretär Tim Klüssendorf im ZDF-Morgenmagazin.
01.09.2025 | 5:24 minReiche: Brauchen "gemeinsames Verständnis" über Lage der Wirtschaft
Reiche sagte, die Bundesregierung habe sich für den Herbst vorgenommen, "den Wirtschaftsstandort nochmal kritisch unter die Lupe zu nehmen". "Ich glaube, dass wir eine gemeinsame Basis, ein gemeinsames Verständnis darüber brauchen, in welcher Situation befinden wir uns", sagte die Ministerin.
Die Koalition müsse "Stärken und Schwächen und jene politischen Hebel kühl analysieren, an die wir nochmal rangehen können". Reiche betonte mit Blick auf die geforderte Steuerreform jedoch auch:
Den schönen Bierdeckel, den wir mal als Idee hatten - das werden wir so nicht hinbekommen.
Katherina Reiche, Bundeswirtschaftsministerin (CDU)
Die schwarz-rote Bundesregierung hat für die Legislaturperiode eine Senkung der Einkommenssteuer vereinbart. Allerdings steht der Beschluss im Koalitionsvertrag unter Finanzierungsvorbehalt.
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