Spahn stößt Debatte um Erbschaftssteuer an - Grüne für Reform

Kritik an Vermögensverteilung:Spahn stößt Debatte um Erbschaftssteuer an

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Mit einem Talkshow-Auftritt hat Jens Spahn (CDU) eine Debatte um die Erbschaftssteuer losgetreten. Für SPD, Grüne und Linke ist eine Reform überfällig. Die Union sieht das anders.

Jens Spahn (CDU), Vorsitzender der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, sitzt bei einem Gespräch mit der Deutschen Presse-Agentur dpa im Newsroom der Nachrichtenagentur.

Ungewohnte Einigkeit: Jens Spahn kritisiert ungleiche Vermögensverteilung. Ähnlich hatte sich auch Linken-Fraktionschefin Reichinnek geäußert.

12.09.2025 | 0:19 min

In der von Unionsfraktionschef Jens Spahn (CDU) ausgelösten Diskussion über die Vermögensverteilung in Deutschland geht es zunehmend darum, wie Groß-Erben zur Kasse gebeten werden können. Denn Erbschaften und Schenkungen großer Vermögen bleiben in Deutschland oft steuerfrei.

"Wer schon hatte, hat immer mehr", hatte der CDU-Politiker in der ZDF-Talkshow "maybrit illner" erklärt. "Wir hatten in den letzten Jahren, gerade in der Niedrigzinsphase, die Situation, dass Vermögen eigentlich ohne größeres eigenes Zutun von alleine fast gewachsen ist. Immobilienwerte, Aktienwerte und anderes mehr." Spahn fügte hinzu:

Es ist ein Problem, die Vermögensverteilung.

Jens Spahn, CDU

Jens Spahn bei Maybrit Illner

Unionsfraktionsvorsitzender Jens Spahn (CDU) kritisiert die ungleiche Vermögensverteilung in Deutschland.

11.09.2025 | 2:15 min

Erbschaftssteuer: Grüne für weniger Ausnahmen

Damit große Vermögen künftig nicht mehr ganz oder weitgehend steuerfrei vererbt beziehungsweise verschenkt werden können, schlagen die Grünen eine Reform vor, die unter anderem Ausnahmen bei der Erbschaftssteuer verhindern soll.

Steuerbefreiungen gibt es bislang zum Beispiel, wenn Betriebsvermögen, landwirtschaftliche Betriebe oder Anteile an Kapitalgesellschaften vererbt oder verschenkt werden. Damit will man vermeiden, dass Betriebe aufgegeben werden müssen, weil die neuen Besitzer die Erbschaftsteuer aus dem Privatvermögen nicht zahlen können.

Diese sogenannten Verschonungsregelungen sollten aus Sicht der Vorsitzenden der Grünen-Bundestagsfraktion, Katharina Dröge geändert werden. Sie will durch "weitreichende mehrjährige Stundungsregelungen" dafür sorgen, dass die Steuerzahlung für Firmenerben machbar ist, ohne dass dadurch Arbeitsplätze gefährdet sind.

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Reaktionen in Wirtschaft und Union verhalten

Spahns Bereitschaft, aus der ungleichen Verteilung von Vermögen in Deutschland politische Konsequenzen zu ziehen, stieß bei den Wirtschaftsverbänden und in der Union bislang auf ein verhaltenes Echo, während der Koalitionspartner SPD positiv reagierte.

463-mal wechselten in den vergangenen zehn Jahren 100 Millionen Euro oder mehr den Besitzer. In mindestens 258 Fällen, also mehr als der Hälfte, flossen dafür keine Steuern. Das geht aus der Antwort des Finanzministeriums auf eine Frage des Linken-Haushälters Dietmar Bartsch hervor, die der Deutschen Presse-Agentur vorliegt. Bartsch selbst sieht die Erbschaftsteuer als "die ungerechteste Steuer des Landes". Er erklärt:

Wer die größten Vermögen geschenkt bekommt oder erbt, spart Steuern - wer arbeitet, zahlt sie.

Dietmar Bartsch, Linke

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Steuereinnahmen aus Erbschaft und Schenkung auf Rekordhoch

Trotz der geltenden Ausnahmen haben die Finanzämter im vergangenen Jahr so viel Erbschaft- und Schenkungsteuer eingefordert wie nie zuvor: insgesamt 13,3 Milliarden Euro. Das sind 12,3 Prozent mehr als im Jahr davor. 8,5 Milliarden Euro entfielen auf Erbschaften, 4,8 Milliarden Euro auf Schenkungen.

Große Vermögen werden der Statistik zufolge deutlich häufiger verschenkt als vererbt. In beiden Fällen gelten die gleichen Steuersätze und Freibeträge. Trotzdem lassen sich durch geschickte Schenkungen zu Lebzeiten Steuern sparen - denn der Freibetrag kann alle zehn Jahre erneut genutzt werden. Wer früh anfängt, kann enorme Summen übertragen, ohne den Staat zu beteiligen.

Quelle: dpa

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