Merz: Warum der EPG-Gipfel für den Kanzler so wichtig ist

Europa-Gipfel in Tirana:Merz' Speeddating mit Erdogan und Orban

Wulf Schmiese
von Wulf Schmiese
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Beim Mega-Gipfel der Europäischen Politischen Gemeinschaft zeigt sich Merz als Kanzler fast dem ganzen europäischen Kontinent. Mit Erdogan und Orban stehen schwierige Gespräche an.

Donald Tusk, Friedrich Merz, Emmanuel Macron und Kier Starmer auf dem EPG-Treffen in Tirana, Albanien.
47 europäische Staaten trafen sich in Tirana. Im Fokus: die gemeinsame Linie im Umgang mit Russlands Krieg gegen die Ukraine und neue Impulse für die Kooperation.16.05.2025 | 1:44 min
Heute trifft der neue Bundeskanzler Friedrich Merz auf ganz Europa. Zu einem Mega-Gipfel ist er in Albaniens Hauptstadt Tirana gelandet. Dorthin sind die Staats- und Regierungschefs aus 47 Ländern gekommen, also fast aller des Kontinents. Es fehlen, weil nicht eingeladen: Russland und Belarus.
Das charakterisiert die Idee der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG). So heißt dieses pro-westliche Format, das sich alle sechs Monate in einer anderen europäischen Hauptstadt trifft. Die EPG war vor einigen Jahren eine Antwort von Frankreichs Präsident Emmanuel Macron auf Russlands Einmarsch in die Ukraine. Damit sollen auch jene Staaten regelmäßig mit der EU im Austausch sein, die ihr nicht angehören.
Wulf Schmiese zum EPG-Gipfel in Tirana
"Das eigentliche Gipfel-Programm interessiert den Bundeskanzler Merz nur am Rande", so ZDF-Korrespondent Wulf Schmiese vom EPG-Gipfel in Tirana.16.05.2025 | 0:24 min
Anders gesagt: Seit dem russischen Angriff auf die Ukraine sollen die EPG-Treffen Staaten an den Westen binden, die unter dem Einfluss Moskaus stehen: Länder wie Serbien, Georgien, Moldau, Armenien, Aserbaidschan, Nordmazedonien.
Mitglieder der Europäischen Politischen Gemeinschaft (EPG)

ZDFheute Infografik

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EPG-Gipfel: Merz trifft wichtigste europäische Partner

Für Bundeskanzler Merz ist dieses Format aus einem anderen Grund wichtig. Eine Woche nach der historischen gemeinsamen Fahrt im Sonderzug nach Kiew trifft Friedrich Merz seine drei wichtigsten europäischen Partner wieder, um ihren Einsatz für die Ukraine fortzusetzen.
Maybrit Illner, Bundeskanzler Friedrich Merz
Bundeskanzler Merz hat bei "maybrit illner" weiteren Diskussionen über die Lieferung des Marschflugkörpers Taurus an die Ukraine eine Absage erteilt.15.05.2025 | 2:14 min
Die "E4", wie sich die vier europäischen Staatenlenker aus Deutschland, Frankreich, Großbritannien und Polen nennen, sehen sich als die Crew, die den laufenden Verhandlungsprozess zwischen der Ukraine und Russland ausgelöst haben. So jedenfalls interpretieren sie die Entwicklung.

Speeddating für den neuen Bundeskanzler

Niemand von ihnen macht sich Illusionen, dass nun bald Frieden herrschen wird. Nicht einmal mit einem Waffenstillstand, den die "E4" ja bedingungslos gefordert haben, rechnen sie. Seitens Merz wird es aber dennoch als kleiner Erfolg gesehen, dass Russland und die Ukraine erstmals seit drei Jahren wieder direkt miteinander reden.
Für Merz ist der Tagesausflug nach Tirana auch eine Vorstellungsrunde. Denn der Gipfel soll vor allem informellen Treffen dienen. Für den neuen Bundeskanzler Gelegenheit zum Speeddating mit denen, die er noch nicht persönlich kennt.
Die eruopäischen Regierungschefs erreichen Kiew mit dem Zug.
Unter strengster Geheimhaltung waren Kanzler Merz, Frankreichs Präsident Macron und der britische Premier Starmer nach Kiew gereist - im Sonderzug mit dem Namen "Bravery Express".10.05.2025 | 6:08 min

Merz: Treffen mit Erdogan und Orban

So hat er sich mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan verabredet. Ihn hatte er schon im September treffen wollen, konnte dann aber nicht. Gestern wollten sie telefonieren, da musste Erdogan absagen wegen des Treffens mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Und genau diese jüngste Entwicklung ist ihr Gesprächsthema.
Ebenso bei dem ersten bilateralen Treffen zwischen Merz und Ungarns Ministerpräsidenten Viktor Orban oder Dänemarks Ministerpräsidentin Mette Frederiksen. Sie von schärferen Sanktionen gegen Russland zu überzeugen, wird für Merz wesentlich leichter sein, als ihn, seinen ungarischen Kollegen.
Viel Abstimmung ist hier nötig. Insofern wird dieser zehnte Tag im Amt des zehnten Bundeskanzlers gut gefüllt sein mit Terminen - und neuen Eindrücken Europas, sowohl für ihn als auch von ihm.

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