Sitzung des Koalitionsausschusses :Union und SPD betonen Einigungswillen
Bei einem Koalitionsausschuss bemühen sich die Spitzen von Union und SPD, Einigkeit zu demonstrieren. Zudem kündigte Kanzler Merz Gespräche mit der Stahl- und Autoindustrie an.
Im Koaltionsausschuss sind sich die Parteichefs von CDU, CSU und SPD einig, dass der Reformbedarf groß ist. Streitigkeiten aus dem Sommer will man beigelegt haben.
03.09.2025 | 2:44 minCDU/CSU und SPD wollen nach den Streitigkeiten der vergangenen Wochen in der gemeinsamen Regierungskoalition wieder an einem Strang ziehen. Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) sagte am Mittwochabend anlässlich eines Koalitionsgipfels im Kanzleramt:
Wir wissen, dass wir noch einige Aufgaben vor uns haben, die wir lösen müssen.
Friedrich Merz, Bundeskanzler
Dabei sei die Koalition "entschlossen, dieses Land wieder gemeinsam voranzubringen", sagte Merz mit Blick auf die schwächelnde Wirtschaft und die gestiegene Zahl von Arbeitslosen in Deutschland.
"Eigentlich ist allen hier klar: So wie es ist, kann es nicht bleiben", berichtet Hauptstadt-Korrespondentin Andrea Maurer. Wie Sozialreformen aussehen sollen, sei noch unklar.
03.09.2025 | 2:10 minVizekanzler und SPD-Chef Lars Klingbeil ergänzte, er sei "zuversichtlich, dass wir besser aus dem Sommer rauskommen, als wir reingegangen sind". Die Koalition habe "keine Chance", sich zurückzulehnen, fügte er hinzu. CSU-Chef Markus Söder sagte, Ziel der Koalition sei nun, "nach der Sommerdepression eine neue Herbstkraft zu finden".
Merz räumt Fehler ein
Union und SPD hatten im Sommer über verschiedene Politikbereiche ihre Meinungsverschiedenheiten öffentlich ausgetragen. Der Koalition seien "natürlich auch Fehler passiert", räumte Kanzler Merz mit Blick auf die vor der Sommerpause gescheiterte Wahl neuer Richterinnen und Richter beim Verfassungsgericht und Streitigkeiten um die Stromsteuer ein. Für Streit sorgten auch die Migrations- und Sozialpolitik.
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17.12.2024 | 9:20 minStreitpunkt Sozialreformen - Merz und Bas versöhnlich
Merz und Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) demonstrierten nach dem Koalitionsgipfel Einigkeit beim Thema Sozialstaat. Merz hatte zuletzt gesagt, dieser sei mit der derzeitigen Wirtschaftskraft nicht mehr finanzierbar und müsse verschlankt werden. SPD-Co-Chefin Bas hatte die Aussage als "Bullshit" bezeichnet.
Beide hatten sich am Abend vor dem Koalitionsausschuss zum Abendessen getroffen. Dabei hätten sie sich "bei zwei Bier", wie die SPD-Chefin sagte, gut verständigt. Merz sagte nun mit Blick auf die Auseinandersetzung:
Wir sind uns einig, dass wir den Sozialstaat Bundesrepublik Deutschland erhalten wollen.
Friedrich Merz, Bundeskanzler
Die Koalition wolle den Sozialstaat "nicht abschaffen, nicht schleifen, nicht kürzen", sondern "in den wichtigsten Funktionen erhalten". Dafür müsse er reformiert werden.
Die Bundesregierung ringt um eine Reform des Sozialstaats. Während Bundeskanzler Merz Reformen für überfällig hält, bezeichnete Arbeitsministerin Bas die Debatte als "Bullshit".
01.09.2025 | 2:06 minBas: Debatte hat Menschen verunsichert
Bas sagte, sie sei dazu mit Merz "in der Tat auf dem gleichen Kurs". Es gehe nicht darum, den Sozialstaat zu schleifen oder Leistungen zu kürzen. "Aber er ist reformbedürftig, und dem habe ich nie widersprochen", betonte die SPD-Chefin. Die Debatte habe jedoch viele Menschen verunsichert. Weiter sagte sie:
Ich bin froh, dass wir uns jetzt wieder konzentrieren auf die gemeinsamen Ziele, die wir wirklich haben.
Bärbel Bas, Co-SPD-Chefin
Haushalt: Klingbeil will keinen öffentlichen Streit
Beim Aufstellen des schwierigen Bundeshaushalts 2027 wollen die Parteichefs politische Führung zeigen. Finanzminister Klingbeil sagte dazu:
Ich will darauf verzichten, dass wir im normalen Haushaltsaufstellungsverfahren für 2027 in nächtelange Koalitionssitzungen kommen und öffentlichen Streit, falls es den geben sollte an der einen oder anderen Stelle, zelebrieren.
Lars Klingbeil, SPD
Merz betonte, alle drei Partner seien sich über die Dimension der Aufgabe im Klaren. Nach Klingbeils Angaben klafft im Haushalt 2027 eine Lücke von mehr als 30 Milliarden Euro.
Stahlgipfel geplant
Bundeskanzler Merz lud zudem die angeschlagene Stahlindustrie zu einem Gipfel ins Kanzleramt ein. "Das Ziel lautet: Wir, ich möchte, dass wir auf Dauer Stahlproduktion in Deutschland erhalten", so Merz. Weiter sagte er:
Wie wir dieses Ziel erreichen können, das wollen wir mit den Erzeugern und auch mit den Arbeitnehmervertreterinnen und -vertretern besprechen.
Friedrich Merz, Bundeskanzler
Die deutsche Stahlindustrie stehe aktuell gleich von zwei Seiten unter Druck, sagte Merz: Durch Zölle, die sie in den USA bezahlen müssten und durch Dumping-Angebote aus China.
Dialog mit Autobauern angekündigt
Auch mit den deutschen Autobauern und ihren Zulieferern will die Koalition Wege aus der Krise suchen. Er werde zu einem industriepolitischen Dialog zur Zukunft der Automobilindustrie einladen, kündigte Merz an.
Die deutsche Wirtschaft schwächelt. Konkret zeigt sich das auch in der Autobranche, z.B. an den Zahlen von Mercedes-Benz. Der Autohersteller meldet ein dickes Minus beim Gewinn.
30.07.2025 | 2:05 minNicht nur die großen Hersteller, auch die Zulieferindustrie leide im Augenblick stark, sagte er. Söder betonte, man sei nicht bereit, China oder anderen Automobilmärkten die Zukunft zu überlassen:
Jeder muss wissen: Ohne Auto wird Deutschland industriell nicht funktionieren.
Markus Söder, CSU-Chef
Die Autobranche hat mit einer Absatzflaute, Konkurrenz aus China und dem Wandel zur E-Mobilität zu kämpfen. Dazu kommt der Zollstreit mit den USA.
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