Kassen warnen vor Zusatzbeiträgen:Endlich stabile Krankenkassenbeiträge? 2026 eher nicht
von Sybille Schultz
Um die Krankenkassenbeiträge stabil zu halten, sind aus Sicht der Verbraucherzentrale weitere Reformen nötig. Die Kassen warnen bereits vor höheren Zusatzbeiträgen ab 2026.
Die gesetzlichen Krankenkassen könnten ihre Zusatzbeiträge im kommenden Jahr erneut erhöhen.
Quelle: dpaBundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) möchte stabile Krankenkassenbeiträge. Doch das gestaltet sich schwieriger als gewünscht.
Das Bundesgesundheitsministerium hat für das kommende Jahr den durchschnittlichen ausgabedeckenden Zusatzbeitrag von 2,9 Prozent bekanntgegeben. Doch dabei wird es wohl nicht bleiben, denn der Wert ist lediglich geschätzt und für die Krankenkassen nicht bindend.
Unterschied zwischen geschätzten und tatsächlichen Zusatzbeiträgen
Der nun veröffentlichte durchschnittliche Zusatzbeitrag ist eine Schätzgröße, die das Bundesgesundheitsministerium auf Empfehlung des GKV-Schätzerkreises im Voraus festlegt. Entscheidend für die Versicherten ist jedoch der tatsächliche durchschnittliche Zusatzbeitrag. Dieser ergibt sich aus den Beitragserhöhungen, welche die Krankenkassen auf der Grundlage ihrer finanziellen Situation letztendlich beschließen. Er kommt zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent hinzu.
Die Bundesregierung will wegen einer Finanzierungslücke die Krankenkassen mit einem Zwei-Milliarden-Paket entlasten. Über die geplante Gesetzesänderung berät der Bundestag.
03.11.2025 | 0:24 minDer tatsächliche Zusatzbeitrag könnte weit mehr steigen als prognostiziert, warnen die Krankenkassen:
Wenn in den kommenden Wochen politisch nichts weiter unternommen werden sollte, dann werden in der Realität viele Kassen gezwungen sein, ihren Zusatzbeitrag anzuheben.
Oliver Blatt, Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes
Damit würden die Zusatzbeiträge in 2026 im Durchschnitt auf über drei Prozent steigen, so Oliver Blatt, Vorstandsvorsitzender des GKV-Spitzenverbandes.
- Seit 2015 können Krankenkassen von ihren Mitgliedern einen prozentualen Zusatzbeitrag erheben, wenn sie zusätzliche Gelder für ihre Ausgaben benötigen.
- Der Zusatzbeitrag kommt zum allgemeinen Beitragssatz von 14,6 Prozent hinzu und wird jeweils zur Hälfte von den gesetzlich Versicherten und von den Arbeitgebern bezahlt.
- Den Zusatzbeitragssatz beschließt jede Krankenkasse individuell.
- Erhöht die Krankenkasse den Zusatzbeitrag, haben Versicherte ein Sonderkündigungsrecht bis zum Ende des Monats, in dem der neue Zusatzbeitrag gilt.
Verbraucherzentrale fordert Reformen im Gesundheitswesen
Auch Verbraucherschützer sind wenig optimistisch, dass es beim prognostizierten durchschnittlichen Zusatzbeitragssatz von 2,9 Prozent bleibt. "Weil sich die einzelnen Krankenkassen in einer Wettbewerbssituation befinden, werden sie ihren Beitragssatz nur erhöhen, wenn sie das müssen", sagt Thomas Moormann, Leiter des Teams Gesundheit und Pflege beim Verbraucherzentrale Bundesverband.
Gesundheitsministerin Warken will höhere Krankenkassen-Beiträge vermeiden. Das Kabinett hat dazu ein Sparpaket verabschiedet. Eingespart werden soll vor allem bei den Kliniken.
15.10.2025 | 2:56 minEs spricht aber viel für weitere Anstiege, auch weil die Kosten nahezu ungebremst in allen großen Ausgabenbereichen steigen - bei den Krankenhäusern, bei den Arzneimitteln und in der ambulant-ärztlichen Versorgung. Hier bedürfe es nachhaltiger, struktureller Reformen, sagt Moormann:
Falsch wäre es, jetzt nur nach zusätzlichen Einnahmen zu suchen.
Thomas Moormann, Verbraucherzentrale Bundesverband
Kündigen oder bleiben? Nicht nur Beitragssatz entscheidend
Kommt es zu einer Erhöhung der Beitragssätze, dann haben Versicherte ein Sonderkündigungsrecht. "Nicht immer ist der Kassenwechsel allerdings eine gute Idee", rät die Verbraucherzentrale. "Denn neben Unterschieden im Beitragssatz unterscheiden sich die Krankenkassen mitunter erheblich im Service."
So antworte nicht jede Kasse zeitnah und unbürokratisch auf Nachfragen oder gestellte Anträge - etwa auf Hilfsmittel oder wohnumfeldverbessernde Maßnahmen bei Pflegebedürftigkeit. Und manche Kassen bewilligten genehmigungspflichtige Leistungen häufiger erst im Widerspruchsverfahren oder gar nicht. So könne das Genehmigungsverhalten wesentlich wichtiger werden als ein niedrigerer Beitragssatz.
Auf welche Punkte Sie bei der Wahl der Krankenkasse achten können.
09.09.2024 | 3:33 minQualitätssiegel laut Verbraucherzentrale kaum vertrauenswürdig
Ein verlässliches und unabhängiges Vergleichsportal im Internet, das Auskunft über die Qualität der Krankenkassen gibt und so eine bessere Entscheidung ermöglicht, fordert die Verbraucherzentrale seit Jahren vergeblich.
Gängige Vergleichsportale sind in aller Regel weder unabhängig noch umfassend.
Verbraucherzentrale Bundesverband
Die Qualitätssiegel, mit denen fast alle Krankenkassen werben, sind laut Verbraucherzentrale wenig vertrauenswürdig. "Aus ihnen geht selten hervor, nach welchen Kriterien in welcher Gewichtung bewertet wurde und wer sie finanziert hat."
Sybille Schultz ist Redakteurin der ZDF-Sendung "Volle Kanne - Service täglich".
Mehr zu Krankenkassen
- FAQ
Zusatzbeiträge gestiegen:Was tun bei höheren Krankenkassenbeiträgen?
mit Video Versorgung in Deutschland:Rund 72.000 Menschen ohne Krankenversicherung
mit VideoUnternehmensberatung sieht Reformbedarf:Studie warnt vor massiv steigendem Defizit der Krankenkassen
mit Video