Unternehmensberatung sieht Reformbedarf:Studie warnt vor massiv steigendem Defizit der Krankenkassen
Alternde Bevölkerung, teure Medikamente: Das Minus der gesetzlichen Krankenkassen könnte bis 2050 auf 300 Milliarden Euro wachsen. Eine neue Studie warnt und schlägt Reformen vor.
Bereits 2030 könnte das Minus bei den gesetzlichen Krankenkassen (GKV) auf knapp 100 Milliarden Euro anwachsen.
Quelle: dpaDie gesetzliche Krankenversicherung (GKV) in Deutschland steht vor einem rasant wachsenden Defizit in Milliardenhöhe. Auf dieses Ergebnis kommen Berechnungen der Unternehmensberatung Deloitte.
Daran ändern nach Einschätzung der Berater auch die bislang von der Bundesregierung angedachten Sparmaßnahmen nichts. Ohne schnelle und tiefgreifende Reformen könnte sich das Einnahmedefizit der GKV im Jahr 2030 demnach bereits auf eine Summe zwischen 89 und 98 Milliarden Euro belaufen.
Die Ausgaben der Krankenkassen steigen, mehr Geld vom Bund soll es aber nicht geben. Gesundheitsministerin Nina Warken sagte noch im September, höhere Beiträge wolle sie dennoch verhindern.
06.09.2025 | 2:12 minZusatzbeiträge könnten steigen
Allein in der ersten Hälfte dieses Jahres sind die Ausgaben der gesetzlichen Kassen demnach weit überdurchschnittlich um 7,8 Prozent gestiegen. Für die unmittelbare Zukunft rechnen die Autoren der Studie damit, dass die Kassen ihre Zusatzbeiträge 2026 um 0,4 Prozentpunkte auf 2,9 Prozent erhöhen müssen.
Langfristig sind die Aussichten für das Gesundheitswesen demnach noch viel düsterer: Auch wenn die Bundesregierung neben sämtlichen im Koalitionsvertrag angekündigten Maßnahmen weitere Einsparungen beschließen sollte, könnte sich das Minus der gesetzlichen Krankenversicherung bis 2050 auf einen geschätzten Betrag zwischen 140 und über 300 Milliarden Euro belaufen.
Krankenkassen verklagen den Bund, weil ihrer Ansicht nach die Finanzierung der Gesundheitskosten für Bürgergeld-Empfänger nicht reiche. Dazu ZDF-Wirtschaftsexperte Frank Bethmann.
11.09.2025 | 1:53 minBevölkerung wird älter
Deloitte führt vielfältige Gründe für diese Prognose an. Einerseits altert die Bevölkerung, die Zahl der aktiven Arbeitnehmer sinkt. Die Kosten wiederum werden der Studie zufolge nicht nur steigen, weil ältere Menschen häufiger krank sind, sondern auch, weil der medizinische Fortschritt teuer ist: Die Entwicklung neuer Medikamente und Behandlungsmethoden kostet viel Geld.
Als Beispiele nennen die Autoren der Studie Gen- und Zelltherapien sowie Medikamente gegen Nervenkrankheiten oder Übergewicht.
Aus den Krankenkassenbeiträgen fließt immer mehr Geld in teure Medikamente. Bereichert sich die Pharmabranche hier also? Die Hintergründe sind komplex und äußerst intransparent.
01.08.2025 | 20:16 minSparen und höhere Steuern als Ausweg
Die Studie nennt eine ganze Reihe möglicher Gegenmaßnahmen, um die Kostenspirale in den Griff zu bekommen. Dazu zählen unter anderem Sparmaßnahmen, mehr Einnahmen im Gesundheitswesen oder eine höhere Besteuerung ungesunder Lebensmittel.
Auch eine höhere Eigenbeteiligung der Bevölkerung an den Gesundheitskosten und Steuervorteile für einen gesunden Lebensstil könnten Abhilfe leisten.
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