Koalitionsausschuss:Handyverbot und viele offene Detailfragen
Nach den hitzigen Diskussionen rund um die Themen Sozialstaat und Steuererhöhungen sollten im Koalitionsausschuss die Wogen geglättet werden. Doch viele Fragen blieben offen.
Im Anschluss an den Koalitionsausschuss haben sich Union und SPD einig gezeigt. Neben einem Autogipfel zur Stärkung der Wirtschaft wurden Sozialstaat-Reformen angekündigt.
04.09.2025 | 0:25 minPrioritäten abstimmen, politische Fahrpläne aufstellen und Unstimmigkeiten ausräumen: Das ist die Aufgabe des Koalitionsausschusses. Diskussionsbedarf gab es innerhalb der schwarz-roten Koalition reichlich nach der Sommerpause. Doch als die Parteispitzen von Union und SPD nach zweistündiger Sitzung vor die Kameras traten, um Einigkeit zu demonstrieren und Ergebnisse vorzustellen, lagen die Detailfragen zum eigentlichen Streitthema der Sozialstaatsreform noch gar nicht auf dem Tisch. Die wurden erst danach besprochen, bis in den Mittwochabend hinein. Mit Handyverbot und ohne anschließenden Kommentar.
Nach vermehrten Unstimmigkeiten demonstrierte die Koalition nach ihrem Ausschuss “große Einigkeit“, berichtet ZDF-Korrespondentin Henriette de Maizière. Der große Streit blieb aus.
04.09.2025 | 1:08 minEinigkeit über Reformbedarf des Sozialstaats
Es gebe ein gutes Gesprächsklima unter den Parteispitzen, betonte Bundeskanzler Friedrich Merz gleich zu Beginn der Pressekonferenz. In Kernfragen sei man sich einig: Der Sozialstaat solle reformiert werden, man wolle ihn aber weder schleifen noch abschaffen. Das bestätigte auch die SPD-Parteivorsitzende Bärbel Bas.
Wir sind auf dem gleichen Kurs. Der Sozialstaat ist reformbedürftig.
Bärbel Bas, SPD-Parteivorsitzende
Versöhnliche Töne nach den Sticheleien der vergangenen Woche. Bas hatte die Aussage von Merz, Deutschland könne sich den Sozialstaat in der heutigen Form nicht mehr leisten, vor wenigen Tagen noch als "Bullshit" bezeichnet.
Die Bundesregierung ringt um eine Reform des Sozialstaats. Während Bundeskanzler Merz Reformen für überfällig hält, bezeichnete Arbeitsministerin Bas die Debatte als "Bullshit".
01.09.2025 | 2:06 minViel konkreter wurde es zu dem Thema allerdings nicht. Weitere Details wolle man im Anschluss an die Pressekonferenz teilweise noch am selben Abend besprechen.
Stahlgipfel und Infrastruktur-Investitionen geplant
Auch beim Thema Bürgergeld und dessen geplanter Reform blieben die Koalitionäre Einzelheiten schuldig. Eine Einigung über Eckpunkte soll bis zum Jahresende stehen. Konkreter wurde es bei anderen Themenbereichen. Für die angeschlagene Stahlindustrie will Bundeskanzler Merz zum Gipfel ins Kanzleramt einladen.
Das Ziel lautet: Ich möchte, dass wir auf Dauer Stahlproduktion in Deutschland erhalten.
Friedrich Merz, Bundeskanzler
Nach den Gesprächen im Koalitionsausschluss blicken Union und SPD positiv auf ihre künftige Zusammenarbeit. ZDF-Korrespondentin Henriette de Maizière berichtet über das Treffen.
04.09.2025 | 1:27 minEs solle zudem einen Dialog zur Zukunft der Automobilindustrie geben. Die Stärkung der Wirtschaft und die Sicherung von Arbeitsplätzen stehen im Fokus der Koalition, betonte SPD-Chef und Finanzminister Lars Klingbeil. Und darauf scheint Schwarz-Rot auf viele Hoffnungen zu setzen, möglicherweise auch zugunsten der Staatsfinanzen.
- Debatte um Sozialreformen: Merz will fünf Milliarden bei Bürgergeld sparen
Beim ersten Koalitionsausschuss nach der Sommerpause geht es erstmal um einen "Fahrplan", sagt ZDF-Korrespondentin Andrea Maurer.
03.09.2025 | 1:25 minMerz: Steuererhöhungen kein Thema der Gespräche
Denn gar nicht auf der Tagesordnung stand ein anderes Streitthema: Fast beiläufig betonte Friedrich Merz, dass Steuererhöhungen kein Teil der Beratungen gewesen seien. Denen hatte der Bundeskanzler zuletzt im Sommerinterview eine Absage erteilt, entgegen der vorherigen Aussage seines Finanzministers.
Kanzler Merz bekräftigt erneut seine Ablehnung von Steuererhöhungen. Außerdem spricht er über den schwierigen Start von Schwarz-Rot und zentrale Regierungsprobleme.
31.08.2025 | 1:30 minWie die drohende Haushaltslücke von über 30 Milliarden Euro im Haushaltsjahr 2027 dennoch geschlossen werden soll, das wollen die Koalitionäre zügig ausarbeiten.
So blieben trotz des betont guten Gesprächsklimas im Koalitionsausschuss noch viele Fragen offen, zu denen CSU-Chef Markus Söder am Ende der Pressekonferenz fast schon einen mahnenden Ausblick gab: "Es wird ein paar Entscheidungen geben, die werden noch schmerzhaft."
Jan Henrich ist ZDFheute-Korrespondent im ZDF-Hauptstadtstudio.
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