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Kontrolle der Geheimdienste:Reichinnek will ins Gremium - Union dagegen
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Der Bundestag wählt die neuen Mitglieder des Gremiums, das die Geheimdienste kontrolliert. Für die Linkspartei tritt Heidi Reichinnek an, in der Union hält man sie für ungeeignet.
Die Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag, Heidi Reichinnek, hat die Unionsfraktion aufgefordert, sie am Donnerstag ins Parlamentarische Kontrollgremium (PKGr) zu wählen.
"Ich erwarte, dass die Union mit ihren fakten- und substanzlosen Anwürfen aufhört und der Linksfraktion den ihr zustehenden Platz im PKGr ermöglicht", sagte sie dem Redaktionsnetzwerk Deutschland.
Sollte das nicht geschehen, müsste man sich Gedanken machen über die weitere Zusammenarbeit.
Heidi Reichinnek, Die Linke
Die Union sei im Bundestag "an vielen Stellen auf uns angewiesen" - nämlich immer dann, wenn für Beschlüsse eine Zwei-Drittel-Mehrheit nötig sei, sagte Reichinnek. Dies gelte etwa für die Wahl von Verfassungsrichtern oder die Reform der Schuldenbremse.
Parlamentarisches Kontrollgremium kontrolliert Nachrichtendienste
Am Donnerstagnachmittag soll der Bundestag die Mitglieder des einflussreichen Parlamentarischen Kontrollgremiums (PKGr) wählen, das für die Kontrolle der Nachrichtendienste des Bundes zuständig ist. Für die Wahl der Mitglieder, die von den einzelnen Fraktionen nominiert werden, ist eine Mehrheit im Plenum nötig. Die Unionsfraktion will Reichinnek dabei nicht unterstützen, deswegen könnte die Politikerin der Linken durchfallen.
Reichinnek sagte den RND-Zeitungen, die Union habe bislang keinen Grund genannt, "warum ich für diese Aufgabe nicht geeignet sein sollte". Das PKGr sei "ein zentrales Gremium für die deutsche Sicherheitsarchitektur", und für die Kontrolle der Geheimdienste brauche es auch die demokratische Opposition.
Hoffmann: Gremium braucht "passendes Personal statt parteipolitischer Provokation"
CSU-Landesgruppenchef Alexander Hoffmann sagte dem "Spiegel":
Dieses hochsensible Gremium braucht passendes Personal statt parteipolitischer Provokation. Die Nominierung von Frau Reichinnek ist das genaue Gegenteil.
Alexander Hoffmann, CSU-Landesgruppenchef im Bundestag
Es ist wichtig, dass die Sicherheitsbehörden eine Kontrolle durch das Parlament erfahren. Dabei sollte man die demokratischen Oppositionsfraktionen einbeziehen.
Lars Castellucci, SPD-Innenexperte
Kandidaten benötigen absolute Mehrheit
Bei ihrer Wahl im Bundestag brauchen die Kandidaten eine absolute Mehrheit. Die Linke ist also auf Stimmen der Union angewiesen. Sollten weder Reichinnek noch die AfD-Kandidaten gewählt werden, wäre der Grünen-Fraktionsvize Konstantin von Notz künftig der einzige Oppositionsvertreter in dem Ausschuss.
Das PKGr überwacht die drei Geheimdienste des Bundes: den Bundesnachrichtendienst (BND), den Militärischen Abschirmdienst (MAD) und das Bundesamt für Verfassungsschutz (BfV). Die Mitglieder des PKGr haben Zugang zu vertraulichen Informationen dieser Geheimdienste. Sie sind zur Geheimhaltung verpflichtet und treffen sich regelmäßig in einem abhörsicheren Saal des Bundestages.
Die Bundesregierung ist nach dem Kontrollgremiumgesetz dazu verpflichtet, das PKGr umfassend über die allgemeinen Tätigkeiten der Nachrichtendienste und über Vorgänge von besonderer Bedeutung zu unterrichten. Das PKGr kann von ihr außerdem Berichte über weitere Vorgänge verlangen.
Quelle: AFP, dpa
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