Gewalt gegen Frauen: 308 Frauen in Deutschland 2024 getötet

Sexualstraftaten gegen Frauen nehmen zu:BKA: Mehr als 300 Frauen in Deutschland gewaltsam getötet

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Im vergangenen Jahr sind laut Bundeskriminalamt in Deutschland 308 Frauen und Mädchen gewaltsam getötet worden, 191 davon durch Partner, Ex-Partner oder Familienmitglieder.

Berlin, Deutschland, 21.11.2025: Bundespressekonferenz: Vorstellung der Bundeslagebilder "Haeusliche Gewalt 2024" und "Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2024": Bundesministerin fuer Bildung, Familie, Senioren, Frauen und Jugend Karin Prien (CDU)

Die häusliche Gewalt in Deutschland hat im vergangenen Jahr erneut zugenommen. Unter den fast 266.000 Opfern waren die meisten von ihnen Mädchen und Frauen.

21.11.2025 | 1:38 min

Im vergangenen Jahr sind in Deutschland 308 Frauen und Mädchen gewaltsam getötet worden, 191 davon durch Partner, Ex-Partner oder andere Familienmitglieder. Die Zahlen wurden in Berlin von Bundesinnenminister Alexander Dobrindt (CSU), Bundesfamilienministerin Karin Prien (CDU) und dem Präsidenten des Bundeskriminalamts (BKA), Holger Münch, vorgelegt und beruhen auf der polizeilichen Kriminalstatistik.

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Weniger Frauen getötet als im Vorjahr

2024 starben demnach 32 Frauen und Mädchen weniger durch Gewalttaten als im Vorjahr (340). Insgesamt wurden 859 Frauen und Mädchen Opfer versuchter und vollendeter Tötungsdelikte (2023: 938).

Die Zahl der 2023 bei Gewaltdelikten getöteten Frauen war bisher öffentlich mit 360 angegeben worden. Im aktuellen Bundeslagebild wird eine neue Zahl von 340 genannt. Grund ist eine neue Erfassungsmethode.

Quelle: dpa


Bei 68 Prozent der Opfer (587) waren die Tatverdächtigen Partner, Ex-Partner, Familienmitglieder, Freunde oder Menschen, die sie kannten.

Der Rückgang an dieser Stelle sei kein Grund, sich zurückzulehnen, sagte Familienministerin Prien. Die Zahlen insgesamt bedeuteten, dass durchschnittlich pro Stunde 15 Frauen Opfer von partnerschaftlicher Gewalt würden, sagte sie. Dobrindt und Prien kündigten Konsequenzen aus den Zahlen an. Die Politik tue nicht genug für den Schutz von Frauen, sagte Dobrindt.

karin-prien

Fast jeden zweiten Tag tötet in Deutschland ein Mann seine Partnerin oder Ex-Partnerin. "Es gibt zu viel Gewalt gegen Frauen. Im schlimmsten Fall ist sie tödlich", so Familienministerin Karin Prien (CDU).

20.11.2025 | 4:10 min

Anstieg bei Sexualstraftaten, Menschenhandel, häuslicher Gewalt

Im Gegensatz zum Rückgang bei den Tötungsdelikten gab es bei allen anderen gegen Frauen gerichteten Straftaten einen Anstieg der registrierten Opferzahlen, wie aus dem Bundeslagebild "Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten 2024" weiter hervorgeht:

  • 53.451 Frauen wurden Opfer von Sexualstraftaten (+2,1 Prozent),
  • fast die Hälfte aller Opfer war unter 18 Jahren alt
  • 187.128 Frauen wurden Opfer häuslicher Gewalt (+3,5 Prozent)
  • 18.224 Frauen wurden Opfer von digitaler Gewalt, wie Nötigung, Bedrohung oder Stalking (+6 Prozent)
  • 593 Frauen wurden Opfer von Menschenhandel zum Zweck sexueller Ausbeutung (+0,3 Prozent)

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Auch die Zahl der Tatverdächtigen stieg in all diesen Bereichen, zum Teil deutlich. Dies sind nur die Fälle, die auch bekannt oder gemeldet wurden. Besonders bei häuslicher und digitaler Gewalt sei von einem großen Dunkelfeld auszugehen, hieß es in dem Bericht. Insgesamt waren 266.000 Menschen 2024 von häuslicher Gewalt betroffen, so viele wie noch nie.

Der Anstieg der Zahlen kann, muss aber nicht zwingend bedeuten, dass es auch einen tatsächlichen Anstieg an Fällen gibt. Er kann auch damit zusammenhängen, dass Taten öfter angezeigt werden. In allen Fallgruppen gibt es dem Lagebild zufolge einen hohen Anteil von Tatverdächtigen aus einer früheren oder aktuellen Partnerschaft. Gewalt an Frauen steige weiterhin deutlicher als Gewaltkriminalität insgesamt an.

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Welche Maßnahmen trifft die Politik dagegen?

Nach der vom Kabinett beschlossenen Einführung der elektronischen Fußfessel plant Bundesjustizministerin Stefanie Hubig (SPD) weitere Reformen, um Frauen besser vor Gewalt durch Partner, Ex-Partner und Fremde zu schützen.

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Stefanie Hubig (SPD), Bundesjustizministerin

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Im vergangenen Jahr sei ein erheblicher Anstieg festgestellt worden. "Im Fünfjahresvergleich sehen wir einen steilen Anstieg um rund 18 Prozent", fügte Hubig hinzu. Die überwiegende Zahl der Betroffenen häuslicher Gewalt seien Frauen. "Wir müssen mehr tun, um Frauen zu schützen - häusliche Gewalt ist kein Schicksal", betonte Hubig.

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Die am Mittwoch vom Bundeskabinett beschlossene Einführung der elektronischen Aufenthaltsüberwachung (Fußfessel) für Gewalttäter werde deshalb nur eine von vielen Maßnahmen sein. Geplant seien außerdem Verschärfungen des Strafrechts, etwa bei Vergewaltigungen unter Einsatz sogenannter K.-o.-Tropfen.

Betroffene von häuslicher Gewalt müssten zudem ein Recht auf fachkundige psychosoziale Begleitung während des Prozesses erhalten. "Ich werde schon sehr bald Gesetzentwürfe dazu vorlegen", kündigte die Justizministerin an.

Quelle: dpa, epd

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