Kabinett beschließt Senkung der Stromsteuer

Wirtschaft kritisiert Regierung:Kabinett beschließt Senkung der Stromsteuer

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Das Kabinett hat beschlossen: Ab 2026 sinkt die Stromsteuer für Industrie sowie Land- und Forstwirtschaft. Zahlreiche Wirtschaftsverbände aber werfen der Regierung Wortbruch vor.

Schwerin: Eine Person liest den Stromverbrauch an einem Wechselstromzähler ab.

Zusätzlich zur Stromsteuersenkung für Industrie und Landwirtschaft soll eine Änderung am Lieferkettengesetz Entlastung bringen.

03.09.2025 | 0:24 min

Die Bundesregierung hat mehrere Gesetzentwürfe auf den Weg gebracht, um die weiterhin sehr hohen Energiepreise zu drücken. Das Kabinett gab am Mittwoch grünes Licht für eine Absenkung der Stromsteuer für die Industrie sowie die Land- und Forstwirtschaft, wie das Finanz- und das Wirtschaftsministerium gemeinsam in Berlin mitteilten. Sie sollen dauerhaft nur den EU-Mindeststeuersatz zahlen.

Außerdem soll es 2026 einen Zuschuss des Bundes zu den Übertragungsnetzentgelten in Höhe von 6,5 Milliarden Euro geben, von dem alle profitieren. Anfang August hatte die Regierung bereits die Abschaffung der Gasspeicherumlage beschlossen.

Merz Sozialstaat

Die Bundesregierung ringt um eine Reform des Sozialstaats. Während Bundeskanzler Merz Reformen für überfällig hält, bezeichnete Arbeitsministerin Bas die Debatte als "Bullshit".

01.09.2025 | 2:06 min

Reiche: Stromkosten um 26 Milliarden Euro gesenkt

Bundesfinanzminister und SPD-Co-Chef Lars Klingbeil sagte:

Durch niedrigere Energiepreise sichern wir Arbeitsplätze in Deutschland.

Lars Klingbeil (SPD), Bundesfinanzminister

Es würden zunächst mehr als 600.000 produzierende Betriebe profitieren. Wirtschaftsministerin Katherina Reiche (CDU) ergänzte, die Stromkosten würden in den nächsten vier Jahren um insgesamt 26 Milliarden Euro gesenkt.

Den Ministerien zufolge wird eine Familie mit bis zu 100 Euro im Jahr bei den Stromkosten entlastet. "Die bereits beschlossene Abschaffung der Gasspeicherumlage entlastet Familien um rund 50 Euro im Jahr."

Viele Wirtschaftsverbände kritisieren Bundesregierung

Zahlreiche Wirtschaftsverbände kritisierten die Senkung der Stromsteuer nur für das produzierende Gewerbe und die Landwirtschaft. Der Verband Die Familienunternehmer etwa erklärte, die Regierung schade einem Großteil der mittelständischen Unternehmen. Ausgerechnet einen großen Teil des Mittelstandes nicht einzubeziehen, wirke wie "Mobbing" gegenüber diesen Unternehmen.

Union und SPD hatten in ihrem Koalitionsvertrag vereinbart, die Stromsteuer möglichst schnell "für alle" zu senken. Die Bundesregierung entschied dann aber im Juni, die Steuer zunächst nur für bestimmte Unternehmen zu verringern. Teile der Union stellten diese Vereinbarung zwar infrage, doch der Koalitionsausschuss blieb Anfang Juli bei dem Beschluss.

Kritik am Stromsteuer-Beschluss

Streitpunkt Stromsteuer: Der Koalitionsausschuss von Union und SPD konnte sich Mitte Juli nicht auf eine Senkung auch für Verbraucher einigen. Das sorgte für Kritik aus allen Richtungen.

03.07.2025 | 1:39 min

HDE: "Existenzen zahlreicher Handelsunternehmen in Gefahr"

Auch der Handelsverband HDE kritisierte, dass anders als im schwarz-roten Koalitionsvertrag vorgesehen die Stromsteuersenkung nicht für alle kommt, sondern nur für die Industrie.

Ohne bezahlbare Strompreise für alle sieht der Verband die Existenzen zahlreicher Handelsunternehmen und die Erholung der Konsumstimmung in Deutschland in Gefahr.

Handelsverband HDE

Der Chemieverband VCI lobte die Hilfen für die Industrie, forderte aber noch mehr. "Auch ein wirksamer Industriestrompreis darf nicht mehr lange auf sich warten lassen."

Quelle: Reuters, AFP
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