Deutsche Wirtschaft: Warum der Norden derzeit aufholt

Kaum Wachstum im Süden:Deutsche Wirtschaft: Wie sich die Landkarte dreht

von Paul Manger

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Die wirtschaftliche Vorreiter-Rolle des deutschen Südens scheint zu schwanken, nicht zuletzt wegen der schwächelnden Automobilindustrie. Derzeit gewinnt der Norden. Aber warum?

Gestapelte Container an einem Hafen

Während die Industrie in Süddeutschland mit der Wirtschaftsflaute kämpft, kann der Norden ein moderates Wachstum verzeichnen. Woher kommt der Erfolg in allgemeinen Krisenzeiten?

19.11.2025 | 2:52 min

Nur selten hat Bremen eine Vorreiterrolle. Das wirtschaftliche Wachstum des kleinsten aller Bundesländer steht im ersten Halbjahr dieses Jahres allerdings auf Platz eins in Deutschland. Ein Wachstum von 2,9 Prozent im Vergleich zum ersten Halbjahr 2024 verzeichnet der Stadtstaat an der Weser.

Wachstum in Bremen, Niedersachsen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern

Auch ein Bremer Unternehmen eines scheinbaren Nischenprodukts spürt den leichten Aufwind. Mit Zigarette im Mund steht der CEO von Hansa-Flex in seinen heiligen Hallen: Thomas Armerding leitet die Produktion, den Versand und den Service von Hydraulikschläuchen.

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Zwischen Zigarette und neuester Technik sagt er, man habe zu tun und sei ausgelastet:

Wir haben schon bessere Zeiten gehabt, aber wir halten uns über Wasser und wir konnten die letzten zwei Jahre sogar Marktanteile hinzugewinnen.

Thomas Armerding, CEO von Hansa-Flex

Der Norden generell scheint im Aufschwung zu sein, auch Niedersachsen und Hamburg liegen im ersten Halbjahr 2025 bei 1 bzw. 1,1 Prozent Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP), Mecklenburg-Vorpommern sogar bei zwei. Der Süden Deutschlands verliert hingegen leicht in der ersten Jahreshälfte. Baden-Württemberg um 0,8 und Bayern um 0,4 Prozent.

Norden profitiert von Häfen, Rüstungsindustrie und Raumfahrtbranche

Auch wenn der Süden im Gesamtvergleich immer noch eine stärkere Wirtschaft hat: Zeichnet sich ein Trend ab? Ein Grund für den Aufschwung des Nordens seien die kurzen Wege, sagt Professor Michael Berlemann vom Hamburgischen Weltwirtschaftsinstitut.

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Alles, was an Rohstoffen gebraucht werde, sei durch die Häfen bereits im Norden. "Der Süden muss das dann erst durch Leitungsnetze leiten und die existieren zum Teil noch gar nicht." Das könne auch ein Standortvorteil für die Zukunft sein, so Berlemann.

Matthias Fonger, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Bremen, ergänzt: Das Wirtschaftswachstum sei unter anderem durch das gute Geschäft im Containerverkehr, aber auch des Booms in der Rüstungsindustrie sowie die Auftragslage der Luft- und Raumfahrt-Branche begründet.

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Süden leidet unter Schwäche der Automobilindustrie

Dazu kommt die Flaute des Südens. Vor allem die erfolgsverwöhnte Automobilindustrie und ihre Zulieferer leiden. Die Folgen sind Gewinneinbrüche und Entlassungen. Gerade die Zölle aus den USA und die Konkurrenz aus China werden spürbar.

Entlassungen sind derzeit bei Hansa-Flex kein Thema. Das Geschäft mit den Schläuchen in 40 Ländern und weltweit über 5.000 Mitarbeitern ist, zumindest für die Bremer, in rauen Zeiten lukrativ. Mit Blick auf den gesamten deutschen Wirtschaftsraum hofft auch der Hansa-Flex-Chef Armerding auf gesamtdeutschen Aufschwung. Mit Rückenwind aus dem Norden.

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Paul Manger berichtet aus dem ZDF-Studio in Bremen.

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