Chrupalla über Russland-Aussagen: Bezwecke Entspannungspolitik

Interview

Kritik auch aus eigener Partei:AfD-Chef Chrupalla verteidigt umstrittene Russland-Aussagen

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Mit seinen Aussagen zu Russland in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" erntete AfD-Co-Chef Tino Chrupalla Kritik - auch aus der eigenen Partei. Im "Morgenmagazin" hält er daran fest.

Chrupalla: "Klare Einsparmöglichkeiten"

Im ZDF-"Morgenmagazin" verteidigte der AfD-Co-Fraktionsvorsitzende Tino Chrupalla seine Aussagen zu Russland. Das Interview in voller Länge

13.11.2025 | 7:41 min

Trotz Kritik auch aus den eigenen Reihen hält AfD-Chef Tino Chrupalla an seinen Äußerungen zu Russland fest. Angesprochen darauf, was er mit der Aussage "Putin hat mir persönlich nichts getan" bezwecke, sagte Chrupalla im ZDF-"Morgenmagazin".

Was ich damit bezwecke, ist ganz klar eine Entspannungspolitik, die wir endlich brauchen.

Tino Chrupalla, AfD-Chef

"Wir müssen aufeinander zugehen, damit wir einen Krieg, einen größeren Krieg in Europa verhindern", erklärte er. Zuvor hatten ihn Parteifreunde für seine Äußerungen über Russland und den Nato-Partner Polen kritisiert.

Im "Morgenmagazin" sagte der AfD-Chef, es müsse darum gehen, keine Soldaten "in irgendwelche fremden Kriege" zu schicken. "Wir müssen nicht kriegstüchtig in diesem Land werden. Wir müssen endlich friedenssüchtig werden. Das ist mein Ansatz und dafür kämpfe ich."

Chrupalla bei "Lanz": Russland keine Gefahr für Deutschland

Chrupalla hatte am Dienstag in der ZDF-Talkshow "Markus Lanz" gesagt, er sehe aktuell durch Russland keine Gefahr für Deutschland. Auf die Frage, ob er keinen hybriden Krieg sehe und die Situation in der Ukraine mit Millionen Menschen auf der Flucht, sagte er, jedes Land könne eine Gefahr für Deutschland werden.

Tino Chrupalla bei "Markus Lanz"

Jedes Land könne eine Gefahr für Deutschland werden - die Aufgabe der Politik sei, Gefahren entgegenzuwirken und nicht zu eskalieren, so AfD-Vorsitzender Tino Chrupalla bei "Lanz".

12.11.2025 | 1:17 min

Lanz fragte nach, ob er damit beispielsweise auch Luxemburg, Polen oder Finnland meine. "Natürlich kann auch Polen für uns eine Gefahr sein", sagte Chrupalla, weil dieses einen Verdächtigen der Sprengung der Nord-Stream-Pipelines nicht ausliefere. Zur Person von Präsident Wladimir Putin sagte er:

Mir hat er nichts getan.

Tino Chrupalla

AfD-Verteidigungspolitiker: "Polen ist Nato-Partner"

Darauf angesprochen bekräftigte Chrupalla seine Meinung. "Also ganz ehrlich, es kann jedes Land natürlich zu einer Gefahr werden und da geht es nicht bloß um militärische Gefahr. Es geht um wirtschaftliche Gefahren, Zölle, wenn ich zum Beispiel China sehe, wenn ich die USA sehe." Auch das seien Gefahren, die abgewehrt werden müssten und wo man diplomatisch ins Gespräch kommen und auf Verhandlungen setzen müsse.

Kritik an den Aussagen hatte der verteidigungspolitische Sprecher der AfD-Bundestagsfraktion, Rüdiger Lucassen, geäußert. Der frühere Bundeswehr-Oberst sagte der "Bild" am Mittwoch: "Wir sehen jede Woche russische Waffensysteme in Gebieten, wo sie nichts verloren haben. Wir sehen einen Staat, der keine Bereitschaft zeigt, in Richtung Frieden zu gehen." Es habe nichts mit Politik zu tun, über Polen als Gefahr zu reden.

Polen ist Nato-Partner, unsere Streitkräfte sind in einem gemeinsamen Korps integriert. Eine solche Theorie ist abstrus.

Rüdiger Lucassen

Auch Chrupallas Co-Parteichefin Alice Weidel vertritt öffentlich seit einiger Zeit eine andere Moskau-Linie als Chrupalla. Sie betonten am Donnerstag allerdings ihre gemeinsame Zusammenarbeit. "Wir werden als Bundessprecher der Alternative für Deutschland auch zukünftig gemeinsam Politik für Deutschland und seine Bürger machen. Dafür pflegen wir die guten Beziehungen zu unseren europäischen und internationalen Partnern", erklärten sie per knapper Pressemitteilung.

Quelle: dpa

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