Umdenken in der Außenpolitik:Warum sich die AfD jetzt öffentlich auf Trump konzentriert
von Johannes Lieber
Die AfD verkündet immer wieder, Sprachkanäle in alle Richtungen offenhalten zu wollen. Öffentlich zeigt sich die AfD besonders Trump-nah. Russland soll in den Hintergrund rücken.
Pro-Trump und Pro-Putin: Bislang hat für die AfD beides funktioniert. Doch nach der Absage des Treffens mit Putin durch den US-Präsidenten muss sich die AfD außenpolitisch neu positionieren.
26.10.2025 | 4:15 minDer Saal ist bis auf den letzten Platz gefüllt. Alle wollen den Mann sehen, der Donald Trump auf Social Media erfolgreich macht. Die AfD-Fraktion hat Alex Bruesewitz für einen Vortrag in den Bundestag eingeladen. Einer der Wahlkampfmanager des US-Präsidenten - und glühender MAGA-Vertreter. Bis der 28-Jährige aber zu Wort kommt, vergeht über eine halbe Stunde.
Zuerst sprechen AfD-Funktionäre, unter anderem Beatrix von Storch, über das hervorragende Verhältnis der AfD zu den Republikanern. Das scheint der Partei aktuell mehr am Herzen zu liegen als ein guter Draht nach Russland.
Im Bundestag ist man irritiert über einige AfD-Abgeordnete: Sie wollten sich mit dem früheren russischen Präsidenten Medwedew treffen. Die Fraktion hat die Reise nun untersagt.
07.11.2025 | 2:44 minAfD und Republikaner: Ein Geben und Nehmen
Von Storch selbst war es, die die Diskussion um die MAGA-Kontakte der AfD neu entfachte. Im ZDF gab die Politikerin zu, Namen von deutschen Abgeordneten, die sich für den Digital Services Act einsetzen, an Republikaner weiterzugeben.
Ein Gesetz, das besonders der in Teilen Trump-freundlichen Tech-Szene in den USA übel aufstößt, da es großen Online-Plattformen mehr Verpflichtungen auferlegt.
Ich führe dort Gespräche, die stellen interessierte Fragen - und ich liefere denen Informationen. (…) Es geht nicht nur um Namen, es geht um den ganzen Background.
Beatrix von Storch, AfD
Laut Einschätzung von Politikwissenschaftler Benjamin Höhne könnte der "Umbau" des politischen Systems in den USA zu einer "illiberalen Ordnung" Anziehungskraft auf die AfD ausüben. Die Unterstützung des MAGA-Lagers scheint der AfD dabei einiges wert zu sein.
Über die Oppositionsarbeit von Linkspartei und AfD, die Ähnlichkeiten und Differenzen zwischen beiden Parteien sowie über die Entwicklung des Ukrainekrieges.
15.10.2025 | 73:33 minWissenschaftler: Russland für AfD ein "Ost-Thema"
Noch bis vor wenigen Wochen hat die AfD problemlos ihre Kontakte in die USA, aber auch nach Russland pflegen können. Mit dem öffentlichen Konflikt zwischen US-Präsident Trump und dem russischen Machthaber Wladimir Putin ist die Partei jetzt bedacht, ihre Russland-Kontakte öffentlich weniger zu betonen.
Sichtbar wird das auch an einer Russland-Reise, an der unter anderem zwei AfD-Bundestagsabgeordnete teilnehmen werden. Diese werde, anders als im vergangenen Jahr, von der Fraktion bezahlt, teilt ein Sprecher ZDFheute mit. Ein zuvor geplantes Treffen mit dem russischen Ex-Präsidenten Dmitri Medwedew sei nicht Teil der Reise.
Für Politikwissenschaftler Höhne erklärt sich der neue Fokus auf die USA damit, dass die AfD hier "mehr Potenzial und mehr gemeinsame Schnittmengen" sehe. Die Verbindung nach Russland sei eher ein "Ost-Thema". Mit Russland-freundlichen Positionen könne die Partei besonders in Ostdeutschland Stimmen gewinnen, so Höhne.
"Bodenlose Frechheit": AfD-Co-Parteichef Chrupalla wehrt sich im ZDF gegen den Vorwurf, AfD-Politiker hätten für Russland spioniert. Sehen Sie hier das "Berlin-direkt"-Interview in voller Länge.
26.10.2025 | 6:06 minExperte vermutet größere Strategie der Republikaner
Zuletzt hat die republikanische Kongressabgeordnete Anna Paulina Luna über die Plattform X eine AfD-Delegation um Bundessprecherin Alice Weidel nach Washington eingeladen. Weidel zeigte sich begeistert, auch wenn bis heute noch keine offiziellen Reisepläne bekannt sind.
Politikprofessor Höhne vermutet, dass durch die Unterstützung von Rechtsaußen-Parteien auch die Rolle der Europäischen Union in Verhandlungen geschwächt werden soll. "Wenn wir an die Regulation der großen Softwarekonzerne durch die EU denken, würde ich einen Punkt sehen, warum es für die aktuelle US-Administration interessant sein könnte, hier Rechtsaußenkräfte zu stärken."
Eine Stärkung der Social-Media-Arbeit der AfD ist nach dem Vortrag von Trump-Berater Alex Bruesewitz aber nicht zu erwarten. Gefragt, wie man die Gen Z denn erreichen könne, verweist er auf ein Video, in dem Trump in Malaysia tanzt. Das sei doch eine "fun message".
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