Brandanschlag: Tausende Berliner weiterhin ohne Strom

Brandanschlag auf Strommast:Tausende Berliner weiterhin ohne Strom

ZDFheute Update - Jan Schneider
von Jan Schneider
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Nach den Brandanschlägen auf zwei Hochspannungsmasten in Berlin sind weiterhin tausende ohne Strom. Ein Bekennerschreiben nennt den Technologiepark Adlershof als Ziel des Angriffs.

Polizei steht vor dem teilweise beschädigten Strommast im Königsheideweg am 09.09.2025

Ein Brandanschlag auf Strommasten hat in Berlin über 43.000 Haushalte vom Netz getrennt und den Verkehr stark beeinträchtigt. Die Polizei ermittelt wegen möglicher politischer Motivation.

09.09.2025 | 1:59 min

Nach den Brandanschlägen auf zwei Hochspannungsmasten im Berliner Stadtteil Johannisthal sind weiterhin Zehntausende Haushalte ohne Strom. Am frühen Mittwochmorgen waren nach Angaben des Netzbetreibers StromnetzBerlin noch rund 20.000 Kunden betroffen. Erst im Laufe des Donnerstags soll die Versorgung vollständig wiederhergestellt sein.

Bekennerschreiben im Netz veröffentlicht

Die Polizei geht von Brandstiftung aus und ermittelt wegen einer politisch motivierten Tat. In einem im Internet veröffentlichten Bekennerschreiben bezieht sich eine linksextremistische Gruppe auf den Angriff. Darin wird der Anschlag als gezielter Angriff auf "das reibungslose Funktionieren der kapitalistischen Stadt" beschrieben - mit dem Ziel, zentrale Infrastruktur empfindlich zu stören.

SGS Conrad Slomka

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06.04.2025 | 5:26 min

Außerdem sei der Anschlag gegen den Technologiepark Adlershof in Treptow-Köpenick gerichtet. Dazu werden einige der dort beheimateten Firmen wie Siemens und das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) direkt genannt. Mit der Attacke wolle man "dem militärisch-industriellen Komplex den Saft abdrehen."

Unterzeichnet wurde das Schreiben mit: "Einige Anarchist:innen". Die Echtheit des Schreibens wird derzeit geprüft, der Staatsschutz ermittelt.

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Zeitweise waren fast 50.000 Haushalte ohne Strom

Die Folgen für die Hauptstadt waren erheblich: Zeitweise waren fast 50.000 Haushalte, Betriebe und Pflegeeinrichtungen ohne Strom, auch Ampeln und Notrufleitungen fielen aus. Mehrere Pflegeheimbewohner mussten evakuiert werden, zahlreiche Schulen blieben geschlossen. Die Feuerwehr richtete Anlaufstellen für die Bevölkerung ein.

Stromausfall im Berliner Südosten

Der Schriftzug des Technologieparks Adlershof in Treptow-Köpenick.

Quelle: dpa

Besonders betroffen war folglich auch der Technologiepark Adlershof. "Wir verurteilen den Anschlag auf die Energieinfrastruktur auf das Schärfste. Anschläge wie diese richten sich nicht nur gegen die Infrastruktur, sondern auch gegen Menschen, denn sie gefährden Menschenleben", erklärte Roland Sillmann, Geschäftsführer der WISTA Management GmbH, die den Standort betreibt.

Neben Haushalten seien auch Pflegeheime, mehr als 15 Schulen und mehrere Feuerwachen ohne Strom gewesen. Der Ausfall habe zudem den Nahverkehr und den Straßenverkehr massiv beeinträchtigt. Mit Adlershof sei zudem "einer der wichtigsten Wirtschaftsstandorte der Hauptstadt mit über 1.300 Unternehmen und Forschungseinrichtungen" betroffen. Finanzielle Schäden und Produktionsausfälle ließen sich derzeit noch nicht beziffern.

Bundeskabinett will "Kritis-Dachgesetz" beschließen

Der Vorfall rückt die Sicherheit sogenannter kritischer Infrastrukturen erneut in den Fokus. Das Bundeskabinett hat gerade ein "Kritis-Dachgesetz" beschlossen, das einheitliche Mindeststandards und strengere Vorgaben für Energieunternehmen, Flughäfen und andere zentrale Einrichtungen vorsieht. Betreiber werden künftig verpflichtet, ihre Anlagen besser abzusichern, Störfälle zu melden und Pläne zur Erhöhung der Widerstandsfähigkeit vorzulegen. Wer Vorgaben ignoriert, muss mit Bußgeldern rechnen.

Innenminister Alexander Dobrindt (CSU) erklärte:

Mit dem Kritis-Dachgesetz machen wir Deutschland widerstandsfähiger gegen Krisen und Angriffe.

Alexander Dobrindt, Bundesinnenminister

Die Brandanschläge von Berlin zeigten, welche gravierenden Auswirkungen Störungen an einzelnen Stellen haben könnten.

Das Gesetz richtet sich an große Einrichtungen, die mehr als 500.000 Menschen versorgen, und soll erstmals sektorenübergreifende Vorgaben machen - von Energie über Gesundheit bis zur Wasserversorgung. Gemeinsam mit der bereits geplanten Umsetzung der EU-Richtlinie NIS-2 zum Schutz vor Cyberangriffen gilt es als wichtiger Baustein, um Deutschland resilienter gegen Angriffe und Katastrophen zu machen.

Quelle: Mit Material von AFP und dpa

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