Ukrainer festgenommen: Versuch, "Deutschland zu stören"

Interview

Geheimdienst-Experte zu Sabotage:Russland versucht, "Deutschland zu stören"

|

Die Bundesanwaltschaft hat drei Ukrainer wegen mutmaßlicher Agententätigkeit festnehmen lassen. Die Spur führt offenbar nach Moskau. Geheimdienst-Experte Schindler erklärt, warum.

Hans-Jakob Schindler
Das Gespräch mit Hans-Jakob Schindler hier im Video.14.05.2025 | 16:12 min
Drei Ukrainer sollen sich bereit erklärt haben, Anschläge auf den Gütertransport in Deutschland zu begehen. Die Bundesanwaltschaft wirft ihnen Agententätigkeit zu Sabotagezwecken vor - und ließ sie festnehmen.
Es besteht demnach der Verdacht, dass staatliche Stellen in Russland als Auftraggeber dahinterstecken. Geheimdienst-Experte Hans-Jakob Schindler vom Counter Extremism Project in New York und Berlin ordnet bei ZDFheute live die Lage ein und erklärt die Taktik Russlands.
Sehen Sie das ganze Interview mit Hans-Jakob Schindler oben im Video und lesen Sie hier Auszüge. Das sagt Schindler ...

... zur russischen Bedrohung für Deutschland

"Die heutigen Vorgänge sind wirklich ein letztes Beispiel einer ganzen Reihe von Vorfällen, sowohl im Cyberraum als auch im Offline-Bereich, in dem klar wird, dass Russland ständig, sehr gezielt und sehr risikobereit immer wieder versucht, Deutschland zu stören, deutsche Interessen zu schädigen" sagt Schindler.
Festnahme der russischen Agenten/ Saboteuere
Der Generalbundesanwalt hat drei Ukrainer in Deutschland und der Schweiz festnehmen lassen. Der Verdacht: sie sollten im Auftrag Russlands Sprengstoffanschläge in Deutschland verüben.14.05.2025 | 1:40 min
Deutschland werde durch die russischen Behörden als Gegner avisiert. Die deutsche Unterstützung für die Ukraine mache die Bundesrepublik zu Ziel. Russland wird laut Schindler immer wieder versuchen mehrere Dinge zu tun:
  • den Informationsraum mit Falschinformationen fluten
  • extremistische Strömungen "jeder Couleur" in Deutschland und Europa unterstützen, um die Gesellschaft zu spalten
  • Versuche unternehmen, gefährliche Anschläge auf die Infrastruktur durchzuführen

... zu russischen Low-Level-Agenten

"Das sind Personen, die von einem Dienst für eine einzige Sache ein Mal angeworben werden, diese durchführen und danach auch nicht mehr kontaktiert werden", erklärt Schindler. Das hat laut dem Geheimdienst-Experten mehrere Vorteile:
  • es gehe nur um eine Operation, das bedeutet, sie "sind billiger"
  • sie wüssten "praktisch nichts über Strategie und Strukturen", die man in einem Land aufgebaut hat
  • sie seien nicht zwingend mit Russland in Verbindung zu bringen
Graffiti von mutmaßlichen "Wegwerf-Agenten" Russlands
Bomben in Paketen, politische Aufkleber, Graffiti an den Wänden - versucht Russland mit einem Netzwerk von "Wegwerf-Agenten" die Stimmung in Deutschland zu beeinflussen?10.05.2025 | 1:26 min

... zur russischen Vorgehensweise bei Low-Level-Agenten

Schindler erklärt, es gebe einen Anwerber oder eine Anwerberin, bei denen es sich vermutlich um schon "in dem Milieu vorsortierte Personen" handelt. Diese hätten, so Schindler, möglicherweise grundsätzliche Sympathien oder finanzielle Schwierigkeiten. Gegen Geldzahlung erteile man diesen Personen schließlich einen Auftrag.
Russland selbst bestreite dieses Vorgehen, erklärt Schindler. Andernfalls würde es Gefahr laufen, "dass es tatsächlich ein kriegerischer Akt ist".

Es geht ja um den Angriff und die Zerstörung möglicherweise deutscher Infrastruktur. Das ist durchaus auch ein kriegerischer Akt.

Hans-Jakob Schindler, Geheimdienst-Experte

Daher habe Russland auch keine andere Möglichkeit, "als zu sagen, das waren wir nicht".
SGS Umbach Goekdemir
"Wir sehen ein immer aggressiveres Verhalten", sagt Sicherheitsexperte Frank Umbach zur russischen Sabotage. 15.05.2025 | 4:40 min

... zu den Folgen des aktuellen Falls

Es werde rechtliche Konsequenzen für die Verdächtigen geben, eine Anhörung vor dem Strafrichter, ein Gerichtsverfahren. Darüber hinaus könne es diplomatische Konsequenzen geben, zum Beispiel die Ausweisung russischer Diplomaten aus Deutschland.
Man müsse in Deutschland ein Bewusstsein entwickeln, dass solche Dinge bei uns passierten. Ein Anruf bei der Polizei sei bei verdächtigen Vorkommnissen nie umsonst, rät Schindler.
Auf dem Foto ist Putin zu sehen
Cyberangriffe, Sabotage, Brandanschläge und sogar Auftragskiller - Russlands hybride Kriegsführung hat viele Gesichter. Wie Deutschland gegen Russlands Schattenkrieg gewappnet ist.14.10.2024 | 15:08 min
Thema

Mehr zu Sabotage, Anschlägen und Geheimdienst