Studie von CDU-naher Stiftung:Merz' Migrationskurs vor der Wahl hat Linken genutzt
von Nicole Diekmann
Vor der Wahl hat CDU-Chef Merz auf das Thema Migration gesetzt und einen Antrag mit Stimmen der AfD durchs Parlament gebracht. Eine Studie zeigt: Das war keine gute Idee.
Im Januar hat CDU-Chef Friedrich Merz auf das Thema Migration gesetzt. Vor der Wahl brachte er einen Antrag mit Stimmen der AfD durchs Parlament. Eine Studie zeigt: Das war keine gute Idee.
04.12.2025 | 0:46 min"Im Vergleich zu den Umfragen im Zeitraum vor dem Wahlkampf kann die Union im Wahlkampf mit Blick auf das Bundestagswahlergebnis nicht alle Wählerinnen und Wähler halten und nur einen Teil des vorhandenen Potenzials bei anderen Wählerschaften mobilisieren", schreiben die Autoren der Wahlstudie der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung.
Und weiter:
Von der Betonung der Migrationsfrage ab Januar 2025 konnte die Union mutmaßlich nicht profitieren.
Wahlstudie der Konrad-Adenauer-Stiftung
Grundlage ihrer Analyse ist die Befragung von 2.525 Wahlberechtigten in Deutschland im November 2024, also vor der Bundestagswahl, und eine erneute Befragung von 4.001 Wahlberechtigten zwischen Februar und April 2025, also nach der Bundestagswahl.
Wie hast Du's mit der AfD? Schadet die Brandmauer der extremen Rechten oder nützt sie ihr? Die Union streitet. Kanzler Merz zumindest findet klare Worte.
20.10.2025 | 2:52 min
Migrationskurs hat Union geschadet
Tatsächlich blieben CDU und CSU mit einem Wahlergebnis von 28,5 Prozent hinter den eigenen Erwartungen zurück. Die Union habe nicht alle Sympathisanten halten und "nur einen Teil des vorhandenen Potenzials bei anderen Wählerschaften mobilisieren" können.
So verwiesen Bürger, die noch vor der Wahl im November 2024 mit der Union sympathisiert hatten, dann aber für SPD oder Grüne stimmten, auf "das Abstimmungsverhalten der CDU mit der AfD" oder die "Brandmauerdiskussion".
Keinen profilierten Kandidaten, kein Konzept gegen die AfD: Ohne Ministerpräsident Haseloff könnte die CDU in Sachsen-Anhalt bei den Landtagswahlen nächstes Jahr eine herbe Niederlage kassieren.
14.09.2025 | 4:21 min
Januar 2025: CDU nimmt AfD-Stimmen in Kauf
Zur Erinnerung: Im Januar 2025 hatten CDU und CSU unter anderem mit der AfD als Mehrheitsbeschafferin einen Antrag im Bundestag beschlossen, der unter anderem mehr Zurückweisungen an den deutschen Grenzen und konsequentere Abschiebungen vorsah. Der Antrag war nach dem Messerangiff von Aschaffenburg im Januar eingebracht worden.
Ein inzwischen als schuldunfähg in die Psychiatrie eingewiesener afghanischer, ausreisepflichtiger Asylbewerber hatte dabei unter anderem ein Kleinkind getötet. Bereits Merz’ Ankündigung, notfalls gemeinsam mit der AfD zu stimmen, hatte für großen Aufruhr gesorgt und Zweifel an seinem Festhalten an der Brandmauer zu AfD aufkommen lassen.
SPD, Grüne, Linke, aber auch beispielsweise die Kirchen übten scharfe Kritik. Von einem "Dammbruch" war die Rede. Der damalige SPD-Fraktionsvorsitzende Rolf Mützenich sprach vom "Tor zur Hölle", das Merz geöffnet habe.
Der Unions-Entwurf zum Zustrombegrenzungsgesetz wurde im Januar abgelehnt - Merz fehlten auch Stimmen aus den eigenen Reihen.
31.01.2025 | 3:36 min
AfD fühlte sich geadelt
Merz sagte nach der Abstimmung, er suche weiterhin "keine anderen Mehrheiten als die in der demokratischen Mitte unseres Parlaments. Wenn es hier heute eine solche Mehrheit gegeben hat, dann bedaure ich das".
AfD-Co-Chefin Alice Weidel hatte von einem "großartigen Tag" gesprochen. Ihre Partei, so war zu hören, fühle sich durch Merz geadelt und dem Wunsch nach Normalisierung ein bedeutendes Stück näher.
Das aktuelle ZDF-Politbarometer zeigt: Wenn am nächsten Sonntag Bundestagswahl wäre, läge die Union erneut gleichauf mit der AfD. Schwarz-Rot hätte keine parlamentarische Mehrheit.
21.11.2025 | 1:23 min
Warum die Linke profitiert hat
Ironischerweise hat Merz laut der Studie ausgerechnet der Linken, die genauso wie die AfD auf der Unvereinbarkeitsliste der CDU steht, Stimmen verschafft. Noch im November 2024 stand die Linke in Umfragen bei nur vier Prozent.
Hätte sie sich also nicht verbessert, hätte sie den Sprung in den Bundestag gar nicht geschafft, sondern wäre an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. Etwa vier von zehn Wählerinnen und Wählern hätten laut der Studie angegeben, im Wahlkampf durch etwas beeinflusst worden zu sein.
Am häufigsten sagten dies Wählerinnen und Wähler der Linken mit 55 Prozent. Ihre Partei legte während des Wahlkampfs stark zu und schnitt bei der Bundestagswahl dann mit 8,8 Prozent vergleichsweise stark ab. Die Linke galt als Gegenpol zu Merz' Migrationskurs - und nicht etwa die Grünen.
Am Wochenende hatte die AfD ihre neue Jugendorganisation "Generation Deutschland" gegründet. Nun mehren sich erneut Stimmen, die ein Verbotsverfahren gegen die gesamte Partei fordern.
02.12.2025 | 0:35 minCDU-Wähler gegen Koalition mit AfD
Was die Studie auch betont:
Für die Wählerschaften von Grünen, Linken, SPD und Union ist von großer Wichtigkeit, dass die eigene Partei nicht mit der AfD koaliert.
Fast alle Befragten in der Grünen- (95 Prozent), SPD- (94 Prozent) und Linken-Wählerschaft (93 Prozent) gaben demnach an, dass es "für sie (ganz) wichtig für die Wahlentscheidung sei, dass ihre Partei nicht mit der AfD koaliere".
Auch bei der Union spielt dies für eine große Mehrheit (78 Prozent) eine wichtige Rolle. "Innerhalb der BSW- (54 Prozent) und FDP-Wählerschaft (53 Prozent) ist ein Koalitionsausschluss gegenüber der AfD nur für rund jede/n Zweite/n wichtig."
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