Säbelrasseln in der Karibik:USA: Wie Exil-Venezolaner auf Trumps Drohgebärden reagieren
von David Sauer
Während Trump die Zeichen auf Krieg mit Venezuela stellt, zittern die Venezolaner im US-Exil vor der Abschiebung. In Doral, Florida, herrscht Angst vor der neuen US-Politik.
Zehntausende Venezolaner leben in Doral bei Miami. Sie flüchteten wegen des venezolanischen Präsidenten Maduro in die USA. Doch dort will der US-Präsident sie schnell loswerden.
17.12.2025 | 6:38 minEs ist eine kurze Fahrt von den glitzernden Fassaden Miamis bis nach Doral, bekannt für den Golfclub des Präsidenten und Austragungsort des G20-Gipfels 2026. Doral ist aber auch Heimat der größten venezolanischen Gemeinde der USA. Vier von zehn Bewohnern kamen mal aus Venezuela. Aber die Atmosphäre hier hat sich in den letzten Monaten radikal gewandelt.
Im Treffpunkt "El Arepazo" sind wir verabredet mit Jose Colina, 51, weißes Hemd, ständig am Telefon. Er organisiert aus dem Exil Widerstand gegen Maduro, aber berichtet von einer greifbaren, bleiernen Angst seiner Landsleute.
Jose Colina ist Exil-Venezolaner, der in Doral, Florida wohnt und Widerstand gegen das Maduro-Regime organisiert.
Quelle: ZDFColina liebt klare Worte. Bei der Wahl hat er Donald Trump unterstützt, damit der den autoritären Sozialismus und Maduros Herrschaft beenden würde. Heute hat Colina alle Hände voll zu tun, Venezolanern in Not zu helfen.
Die Venezolaner, die ihn gewählt haben, taten das, um Maduro aus dem Amt zu bekommen, nicht um Venezolaner aus den USA zu vertreiben.
Jose Colina, Exil-Venezolaner
Trump ordnet eine Blockade gegen sanktionierte Öltanker an und droht Maduro. Welche Folgen das hat und wie gefährlich die Lage ist, analysiert ZDFheute live.
17.12.2025 | 12:30 minVenezolaner sind leichte Beute für die US-Behörden
Seit der Schutzstatus TPS für Venezolaner ausgelaufen ist, sind sie für Trumps ICE-Behörde zur leichten Beute geworden. Jose Colina schimpft: "Wir sind im Moment nur eine Zahl für diese Regierung. Wir sind eine Quote von Menschen, die einfach abgeschoben werden können, und deshalb tun sie das." Die Ironie in Doral ist grausam: Dieselben Menschen, die auf Trumps Härte gegen Maduro hofften, verstecken sich nun in ihren Häusern - oder verlassen das Land freiwillig.
Dieser "vorübergehende Schutzstatus" ist ein Programm der USA, das Bürgern aus Krisen- oder Kriegsgebieten erlaubt, legal in den USA zu leben und zu arbeiten. Für viele Venezolaner bot der TPS Schutz vor der Abschiebung. Mit dem Auslaufen des Status sind registrierte Geflüchtete für die Einwanderungsbehörden (ICE) leichte Beute.
Kriegsschiffe und der Kampf ums Öl
Während in Doral die Angst regiert, ziehen die USA vor der Küste Venezuelas eine Seestreitmacht zusammen, wie man sie seit dem Irakkrieg nicht mehr gesehen hat. Zerstörer und Flugzeugträger kreuzen in der Karibik, mit ihnen einige zehntausend Soldaten.
US-Präsident Donald Trump hat eine "totale Blockade" gegen Venezuelas Öltransporte verhängt. Dies bedeutet, dass die US-Marine Schiffe nicht nur kontrolliert, sondern bei Verdacht auf Umgehung der Sanktionen beschlagnahmt oder im Extremfall angreift.
Eine Machtdemonstration, die zur aktuellen Rhetorik passt, die James Stavridis, ein ehemaliger Admiral der US-Navy, mit einem Bild beschreibt. Maduro sei wie ein "Frosch im Kochtopf". Trump erhöhe rasch die Temperatur, "am Ende wird Maduro rausspringen", so Stavridis.
US-Präsident Trump verschärft den Konflikt mit Venezuela weiter. Er ordnete eine Seeblockade aller sanktionierten Öltanker an, die das Land anlaufen oder verlassen.
17.12.2025 | 1:31 minAber was ist das strategische Ziel? Lange Zeit war Trumps Erzählung auf den Kampf gegen den Drogenhandel fokussiert. Seit Monaten bombt das Pentagon aus der Luft mutmaßliche Drogenboote auf den Meeresgrund. Doch mittlerweile geht es recht offen um das Öl. Venezuela besitzt mit schätzungsweise 300 Milliarden Barrel die größten Reserven der Welt. Trump teilt per Post mit, das Land habe den USA "Öl und Land gestohlen". Er fordert die "sofortige" Rückgabe.
Venezuela verfügt mit schätzungsweise 300 Milliarden Barrel über die größten Erdölvorkommen weltweit. Da es sich überwiegend um schweres Rohöl handelt, ist die Förderung technisch anspruchsvoll. Aufgrund von Sanktionen und Missmanagement sank die Produktion von drei Millionen Barrel (vor 20 Jahren) auf heute nur noch etwa eine Million Barrel pro Tag.
Rechtlich umstrittenes Vorgehen der USA
Mit dieser jüngsten Positionierung bewegt sich die US-Regierung rechtlich in einer tiefgrauen Zone. Ohne Beweise, Anklagen oder internationale Mandate werden Schiffe beschlagnahmt und Boote angegriffen. Kritiker im US-Kongress, auch solche aus der republikanischen Partei, sprechen von einem Bruch des Völkerrechts. Um diese Aktionen national zu legitimieren, hat Trump das Maduro-Regime nun kurzerhand zur "ausländischen Terrororganisation" erklärt.
Durch Trumps Deklarierung des Maduro-Regimes als "Foreign Terrorist Organization" (FTO) erhält das Pentagon weitreichende Befugnisse. Die US-Regierung kann Vermögenswerte einfacher einfrieren, militärische Blockaden erlassen und Personen festnehmen, die das Regime unterstützen. Völkerrechtlich ist dieser Schritt umstritten.
Dieser Kniff soll militärische Operationen rechtfertigen, die normalerweise eine Kriegserklärung erfordern würden. Während Maduro in Caracas von "Diebstahl" und "internationaler Piraterie" wettert, erhält er Rückendeckung von Wladimir Putin, der ihm in der Vergangenheit auch Waffen lieferte.
Die Öffentlichkeit bleibt weitgehend ratlos über den Plan, den Trump verfolgt, so es denn einen gibt.
Die USA setzen den venezolanischen Staatschef Maduro politisch und zunehmend auch militärisch unter Druck. Eine geplante Invasion will Trump weder ausschließen noch bestätigen.
11.12.2025 | 2:41 minDer sichere Hafen, der keiner mehr ist
Für die Menschen in Doral ist diese geopolitische Schachpartie eine existenzielle Bedrohung. Die Stühle im "El Arepazo" bleiben zuletzt immer häufiger leer.
Die Leute bringen ihre Kinder nicht mehr zur Schule.
Jose Colina, Exil-Venezolaner
Jose Colina berichtet: "Weil sie Angst haben, verhaftet zu werden und alles zu verlieren." Colina selbst ist nicht gefährdet, er genießt politisches Asyl. Er war Soldat, ein junger Leutnant, als er gegen die Regierung rebellierte und flüchtete.
Die USA haben gegenüber Venezuela Sanktionen verhängt. Einige davon trafen den Familienkreis von Staatschef Maduro aufgrund angeblicher Drogendelikte.
12.12.2025 | 0:24 minTäglich hat er Kontakt zur alten Heimat, erzählt er. Zum Beispiel zu seiner Mutter, die er seit vielen Jahren nicht gesehen hat. Er nutzt ein Satellitentelefon, damit das Regime seine Kommunikation nicht zurückverfolgen kann. Er träumt von der Rückkehr in die "Tierra de Gracia", das Land der Gnade, wie Entdecker Christoph Kolumbus Venezuela nannte. Wenn das Regime falle, wenn ihm keine Gefahr mehr drohe, werde er zurück "nach Hause" gehen, träumt Colina.
David Sauer ist ZDF-Korrespondent im ZDF-Studio Washington D.C.
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