Das Verbot von Einweg-E-Zigaretten in Großbritannien scheint eine klare Sache und eine gute Nachricht für die Gesundheit im Lande, gerade unter Jugendlichen. Auf den ersten Blick.
Ab 1. Juni sind in Großbritannien der Verkauf und die Abgabe dieser Einwegprodukte verboten. Ziel ist, den Markt von Wegwerfprodukten zu befreien, ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit.30.05.2025 | 1:51 min
Die Briten verbannen Einweg-Zigaretten aus den Verkaufsregalen. Vor dem Hintergrund, dass das Vereinigte Königreich die höchste Vapingrate in Europa hat, wirkt ein Verbot zunächst sinnvoll. Zum Vergleich: Rund 1,8 Millionen E-Zigaretten-Rauchern in Deutschland stehen über 8 Millionen in Großbritannien gegenüber. Darunter schätzungsweise 320.000 Jugendliche, die zuvor nicht geraucht haben.
Andererseits hat Deutschland insgesamt mit 28 Prozent einen fast doppelt so hohen Raucheranteil in der Bevölkerung wie das Königreich (15 Prozent).
"Vapes", also E-Zigaretten mit Aroma, werden immer beliebter und gelten als Einstiegsdroge für eine Nikotinsucht. Ein Aufklärungsprojekt in Hamburg will dem entgegenwirken. 31.05.2025 | 1:50 min
Experte: Vape-Verbot nur bedingt sinnvoll
Da könnte es einen direkten Zusammenhang geben und damit wären wir auch gleich beim Kern des Themas.
Schließlich ist Vaping als Hilfsmittel, um mit dem Rauchen aufzuhören, allgemein anerkannt. Ein Verbot der Einweg-E-Zigaretten allein ist da nur bedingt sinnvoll, meint Lion Shahab, Professor für Gesundheitspsychologie am University College London. "Es würde Sinn machen, E-Zigaretten so langweilig wie möglich aussehen zu lassen", sagt Shahab und ergänzt:
Die Nachricht muss klar sein, dass dies ein Instrument ist, um Leuten beim Rauchen aufgeben zu helfen. Und kein Freizeitprodukt, als das viele Jugendliche es sehen.
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Lion Shahab, Professor für Gesundheitspsychologie am University College London
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Experte: Bunte Vapes senden falsches Signal
Die bunten Verpackungen, aggressives Marketing und die allgemein leichte Zugänglichkeit tun ein Übriges, um die E-Zigaretten wie ein Modeprodukt erscheinen zu lassen. Ein Verbot könnte allerdings die falschen Signale aussenden, sagt Shahab:
Wenn du ein Produkt verbietest, werden die Leute denken, es ist schädlich. Zigaretten sind in diesem Land jedoch selbstverständlich weiterhin legal erhältlich.
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Lion Shahab, University College London
Die Diskussion um die E-Zigaretten laufe inzwischen in die falsche Richtung, sodass zwei Drittel der Raucher, die keine E-Zigaretten benutzen, glaubten, dass diese schädlicher seien als Zigaretten.
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Zu viel Elektroschrott durch Einweg-E-Zigaretten
Zudem sollte nicht vergessen werden, dass das Verbot ab 1. Juni in erster umwelttechnische Gründe hat. Die Einweg-Produkte sind nach ein paar Hundert Zügen Elektroschrott, die Lithium-Ionen-Batterien sind schwer zu entsorgen und versuchen mitunter Brände.
Da die Maßnahme schon länger angekündigt worden war, hat sich die Industrie sich bereits darauf eingestellt und Mehrweg-Vapes auf den Markt gebracht, die den alten Wegwerf-Produkten sehr ähnlich sehen. Hier ist das britische Einweg-Vaping-Verbot also schon wirksam, noch bevor es überhaupt in Kraft getreten ist.