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Kanada empfängt seinen König:Charles' Thronrede: Ein Signal an Trump
von Celine Kebben
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König Charles hält die Thronrede zur Eröffnung des 45. Parlaments von Kanada - ein seltener Besuch mit großer Symbolik. Ein Bekenntnis zur Souveränität des Landes.
Es geht um Kanadas Identität, die Monarchie und ein Zeichen an die USA. Gemeinsam mit Königin Camilla ist Charles seit Montag in Kanadas Hauptstadt. Hunderte versammelten sich in Ottawa, um einen Blick auf das Königspaar zu erhaschen. In Lansdowne Park sang die Menge "O Canada", es gab Selfies, Handschläge und starke Sicherheitspräsenz.
Charles pflanzte traditionell einen Baum in Rideau Hall und führte Gespräche mit Premierminister Mark Carney sowie Generalgouverneurin Mary Simon. Camilla wurde in den Kronrat aufgenommen.
Am Dienstag eröffnete Charles offiziell das Parlament - zum ersten Mal seit 1977 übernimmt ein britischer Monarch persönlich diese Aufgabe in Kanada.Seine Mutter, Queen Elizabeth II., hielt die Thronrede 1957 und 1977. Es ist damit das dritte Mal überhaupt, dass ein regierender Monarch das Parlament in Ottawa eröffnet.
Charles: Kanada am Scheideweg
In seiner Thronrede in Kanada sieht er das Land inmitten der geopolitischen Umbrüche an einem Scheideweg. "Wir müssen uns der Realität stellen: Seit dem Zweiten Weltkrieg war unsere Welt noch nie so gefährlich und instabil. Kanada steht vor Herausforderungen, die in unserem Leben beispiellos sind", sagte das formelle Oberhaupt Kanadas bei der Eröffnung des neuen Parlaments des nordamerikanischen Landes in Ottawa.
Die schnellen Veränderungen in der Welt seien auch eine "Chance für Kanada, die größte Transformation seiner Wirtschaft seit dem Zweiten Weltkrieg einzuleiten", sagte Charles weiter.
Zeichen der Souveränität - vor allem gegenüber den USA
Charles ist weder besonders beliebt noch verhasst. Viele sehen ihn als distanzierten Monarchen. Die meisten Kanadier könnten mit oder ohne Monarchie leben.
Verfassungsexperte Philippe Lagassé
Die Monarchie sei jedoch schlicht Teil der kanadischen Realität. US-Präsident Trump hatte mehrfach geäußert, Kanada annektieren zu wollen - ein Vorstoß, den Premierminister Carney scharf zurückwies. Dessen Wahlsieg im April wurde auch dieser klaren Haltung zugeschrieben.
Carney schrieb auf Instagram: "Ihr historischer Besuch erinnert an das Band zwischen Kanada und der Krone - geschmiedet über Generationen, geformt durch gemeinsame Geschichte und getragen von gemeinsamen Werten."
Der Besuch soll ein Signal an Präsident Trump senden: Wenn er den britischen Monarchen bewundert, sollte er auch den König von Kanada respektieren - und damit Kanadas Souveränität.
Verfassungsexperte Philippe Lagassé
Der Besuch unterstreiche Kanadas Bestreben, sich in Zeiten wachsender Spannungen mit den USA außenpolitisch souveräner zu positionieren.
Die Monarchie: Symbolisch, aber rechtlich zentral
Kanada ist eine konstitutionelle Monarchie. Charles III. ist Staatsoberhaupt, im Alltag vertreten durch die Generalgouverneurin. Die Monarchie erscheint vielen als zeremoniell - ist aber fest im System verankert. "Die Krone steht im Zentrum unserer Verfassung und sorgt für Stabilität und Legitimität - selbst bei politischen Krisen", erklärt Historikerin Barbara Messamore. Eine Abschaffung wäre zwar möglich, aber politisch kaum durchsetzbar - sie erfordert die Zustimmung aller zehn Provinzen. "Bevor man Veränderungen am System fordert, sollte man zunächst verstehen, wie es funktioniert", so Messamore.
"Die Monarchie ist mehr als die Beliebtheit eines einzelnen Monarchen - sie ist tief eingebettet in unsere Geschichte und unser Recht." Für viele indigene Gemeinschaften sei die Krone laut Messamore zudem Vertragspartnerin: "Diese historischen Abkommen gelten bis heute - ihr Schutz beruht auf der Ehre der Krone, nicht auf Tagespolitik."
Ein Moment mit Tragweite
Charles hat in den vergangenen Monaten subtil Unterstützung für Kanada signalisiert - durch kanadische Orden, öffentliche Aussagen und die Betonung seiner Rolle als "König von Kanada".
Die Eröffnung des Parlaments rückt das Verhältnis zur Krone neu in den Fokus. "Die Drohungen von Präsident Trump haben deutlich gemacht, wie wichtig es ist, dass der König gerade jetzt das Parlament eröffnet - trotz seiner gesundheitlichen Situation", sagt Lagassé. "Es ist eine Gelegenheit, den Wert der Monarchie unter außergewöhnlichen Umständen sichtbar zu machen." Charles’ Auftritt trotz der laufenden Krebsbehandlung sei mehr als höfische Etikette - er ist ein Bekenntnis zu Kanadas Souveränität und seiner Verankerung im Commonwealth und in der Gemeinschaft westlicher Demokratien.
Quelle: dpa
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