Flüchtlingshilfswerk der UN:Das UNHCR wird 75 - und hat keinen Grund zu feiern
75 Jahre nach seiner Gründung hat das UNHCR vor allem Sorgen: Die Zahl der Geflüchteten weltweit steigt - doch die finanzielle Unterstützung des Flüchtlingshilfswerks schrumpft.
Das Flüchtlingshilfswerk der Vereinten Nationen feiert sein 75-jähriges Bestehen. Die Organisation unterstützt weltweit Geflüchtete.
14.12.2025 | 0:29 min75 Jahre - das ist eigentlich immer ein Grund zum Feiern. Doch der scheidende Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks (UNHCR), Filippo Grandi, ist alles andere als in Jubellaune. Denn die Organisation steckt 75 Jahre nach ihrer Gründung am 14. Dezember 1950 in einer existenziellen Finanzkrise.
Wer Grandi am 1. Januar im Amt folgen wird, ist noch nicht offen. Klar ist aber: Der neue Chef des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen muss um das Überleben des UNHCR kämpfen. "Ich bin sehr besorgt über den Rückgang der Solidarität", sagt Grandi, "auch in Deutschland". Bislang hätte das Land einen Ruf als großer Partner ärmerer Länder gehabt.
Über 122 Millionen Menschen sind weltweit auf der Flucht vor Krieg und Gewalt. Das sind etwa zwei Millionen mehr als letztes Jahr, teilte das Flüchtlingshilfswerk UNHCR im Juni mit.
12.06.2025 | 0:20 minMehr Geflüchtete, aber weniger Geld
Die USA, die jahrelang rund 40 Prozent des UNHCR-Budgets gestemmt haben, haben ihre Gelder drastisch gekürzt. Ebenso haben andere großzügige Geber wie Deutschland und Großbritannien den Gürtel enger geschnallt. Das UNHCR rechnet damit, dass dieses Jahr nur 3,9 Milliarden Dollar (knapp 3,4 Milliarden Euro) zusammenkommen, ein Viertel weniger als 2024. Die Summe deckt nicht einmal die Hälfte des vom UNHCR kalkulierten Bedarfs.
Das UNHCR entstand nach dem Zweiten Weltkrieg, um Vertriebenen vor allem in Europa zur Rückkehr in die Heimat zu helfen. Es sollte eigentlich nur drei Jahre existieren. Doch dann kam es immer wieder zu neuen Flüchtlingskrisen, die Hilfe erforderten. 1951 wurde zudem die Genfer Flüchtlingskonvention von der Generalversammlung der UN verabschiedet.
Demnach haben Verfolgte das Recht, von anderen Ländern aufgenommen zu werden. Jedes Land muss Asyl gewähren. Armut, Hunger oder Naturkatastrophen gelten nicht als anerkannte Fluchtgründe. Als "Hüter" der Genfer Flüchtlingskonvention soll das UNHCR weltweit deren Einhaltung überwachen.
Quelle: dpa/ ZDF
Gleichzeitig steigt die Zahl der gewaltsam vertriebenen Menschen weiter - auf mindestens 122 Millionen Menschen weltweit. Die meisten fliehen dabei vor großen Konflikten, vor allem im Sudan, Myanmar und der Ukraine.
Im Sudan herrscht seit 2023 ein Bürgerkrieg - nur einer von vielen Krisenherden weltweit, der Menschen zur Flucht bewegt.
30.11.2025 | 1:34 minGrandi: "Prinzipien, die wir nie zurückbekommen würden"
Die USA haben im September in New York am Rande der UN-Generalversammlung gefordert, das Asylwesen zu reformieren, damit niemand das Asylrecht missbraucht, um Einwanderungshürden zu umgehen, wie es vom Außenministerium hieß.
Für Grandi wäre eine solche Reform brandgefährlich. Die Konvention enthalte europäische Grundwerte, die bis heute gültig seien. "Fasst die Prinzipien nicht an, denn wir würden sie nie wieder zurückbekommen", sagt er.
Der Hauptgrund für die Flucht von Menschen sei nach wie vor Krieg, sagt UNHCR-Sprecher Chris Melzer.
12.06.2025 | 4:27 minUNHCR: Kürzungen haben Folgen für Europa
Für UNHCR-Chef Grandi ist auch klar, dass Mittelkürzungen für seine Organisationen Folgen über die betroffenen Menschen hinaus haben.
Wenn humanitäre Hilfe zurückgeht, werden wieder Menschen Richtung Europa drängen.
UNHCR-Chef, Filippo Grandi
Er erinnert an 2015, als Geld fehlte und Hilfen für syrische Flüchtlinge im Nahen Osten gekürzt werden mussten. Unter anderem deswegen seien in dem Jahr Millionen Syrer aus Verzweiflung Richtung Europa gezogen.
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Julian Degler und Barbara Lueg, Rom