Einschränkung von LGBTQ-Rechten: 17 EU-Länder kritisieren Ungarn

Einschränkung von LGBTQ-Rechten:Pride-Verbot: 17 EU-Länder kritisieren Ungarn

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Ungarns neue Gesetze gegen Rechte von LGBTQ-Menschen sorgen in der EU für Empörung. 17 Mitgliedstaaten fordern nun Konsequenzen - bis hin zum Entzug von Stimmrechten auf EU-Ebene.

Ungarns Fahne weht im Wind
Ungarns Regierung will ausländisch geförderte Zivilorganisationen in ihrer Arbeit einschränken. Die EU-Kommission sieht Europarecht verletzt und droht Orban mit Konsequenzen.27.05.2025 | 2:10 min
Deutschland und 16 weitere Staaten der EU erhöhen den Druck auf Ungarn wegen neuer Gesetze gegen geschlechtliche und sexuelle Minderheiten. In einer gemeinsamen Erklärung äußern sich die Länder "zutiefst besorgt" über die Gesetzesänderungen.
Diese sollen unter anderem Geldstrafen für Veranstalter von Pride-Demonstrationen sowie eine automatische Gesichtserkennung bei solchen Events ermöglichen. Diese Maßnahmen bedrohten die Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und den Datenschutz, heißt es.

EU-Staaten fordern Kurswechsel von Ungarn

Bei Pride-Paraden demonstrieren Menschen für die Rechte von lesbischen, schwulen, bisexuellen, Trans- und queeren Menschen (LGBTQ). Die Unterzeichner - darunter auch Frankreich, die Niederlande und die nordischen Länder - fordern, dass Ungarn die Gesetze überarbeitet und seine internationalen Verpflichtungen wahrt. Andernfalls solle die EU-Kommission "alle Instrumente des Rechtsstaatsmechanismus" nutzen.
Neben dem Vorgehen gegen Pride-Demonstrationen steht Ungarn auch für ein Gesetz in der Kritik, das die Arbeit von Nichtregierungsorganisationen einschränken soll.
Wie rechtsstaatlich ist Ungarn?
Hat Viktor Orban mit seinen neuen Gesetzen den Bogen überspannt? 27.05.2025 | 2:25 min

Bundesregierung zieht Stimmrechtsentzug für Ungarn in Betracht

Die neue Bundesregierung schließt wegen Ungarns Umgang mit der Rechtsstaatlichkeit auch einen Einsatz für den Entzug der Stimmrechte auf EU-Ebene nicht aus. Jede Geduld habe "irgendwann mal ihr Ende", sagte der deutsche Europastaatsminister Gunther Krichbaum (CDU) bei einem EU-Treffen in Brüssel. Die ungarische Regierung stelle "absolut verbindliche Prinzipien" wie Meinungs- und Pressefreiheit infrage, die in der EU für Zusammenhalt sorgen würden.
Ein Entzug der Stimmrechte wäre nach Artikel 7 des Vertrags über die Europäische Union möglich, sollten die anderen Mitgliedsstaaten einstimmig feststellen, dass eine schwerwiegende und anhaltende Verletzung der Rechtsstaatlichkeit vorliegt. Den Schritt wolle man zwar vermeiden, gleichzeitig aber "nichts unversucht lassen", sagte Krichbaum.

Wir hoffen natürlich, dass auch Ungarn irgendwann mal diesen Ernst der Lage wirklich erkennt.

Gunther Krichbaum, deutscher Europastaatsminister

Ungarn weist Vorwürfe zurück: Gibt kein Pride-Verbot

Ungarns Europaminister Janos Boka wies die Vorwürfe bezüglich der Pride unterdessen zurück. "Es gibt in Ungarn kein Pride-Verbot", sagte er am Rande eines Treffens in Brüssel. Er wolle seinen Kolleginnen und Kollegen die rechtlichen und verfassungsrechtlichen Grundlagen erläutern. Boka hoffe, dass diese danach ein "nuancierteres Bild" der ungarischen Gesetzgebung hätten.
Das ungarische Parlament hatte am 18. März per Eilverfahren die bisher alljährlichen Pride-Paraden verboten. Formell ist die Neuregelung eine Ergänzung des Versammlungsgesetzes, die vorsieht, dass Versammlungen das Kinderschutzgesetz nicht verletzen dürfen. Die Pride-Parade wird darin nicht explizit genannt, sie ist jedoch mitgemeint, wie auch aus den Debatten im Parlament hervorging.
Ungarns Fahne weht im Wind
Viele Ungarn leben in immer schlechteren Verhältnissen. Durch die Inflation werden Probleme, wie Armut und Korruption im Land verstärkt. Viktor Orbán gibt der EU die Schuld daran.02.07.2024 | 2:31 min
Quelle: dpa

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