Politologin Clüver Ashbrook:Venezuela: US-Schiffe sollen Maduro-Regime "einschüchtern"
Die Entsendung von US-Schiffen in die Karibik soll dem Kampf gegen Drogenschnuggel dienen. Für Politologin Clüver Ashbrook steckt mehr dahinter. Venezuela spricht von Aggression.
Die US-Regierung verlegt immer mehr Militär in die Karibik. Laut USA ginge es dabei um einen Kampf gegen den "Drogenterror". Venezuelas Machthaber Manduro glaubt, die US-Regierung wolle ihn stürzen.
28.10.2025 | 2:26 minNach dem Eintreffen eines US-Kriegsschiffs im Hafen von Trinidad und Tobago verschärft sich die Lage in der Karibik. Venezuelas Regierung kündigte an, seine Energieabkommen mit dem Nachbarland aussetzen zu wollen. Grund seien "feindselige Handlungen" und eine zu enge Kooperation mit den USA, sagte Vizepräsidentin Delcy Rodríguez im Staatsfernsehen.
Der mit Lenkwaffen ausgerüstete Zerstörer "USS Gravely" ist Teil einer größeren US-Flottenbewegung, die offiziell dem Kampf gegen den Drogenhandel dienen soll. Seit September hat die US-Regierung zehn mutmaßliche Schmugglerboote zerstören lassen - bei den Angriffen kamen laut venezolanischen Angaben 43 Menschen ums Leben. Präsident Donald Trump rechtfertigte das Vorgehen mit den Worten:
Jedes Boot, das zerstört wird, rettet 25.000 amerikanische Leben.
Donald Trump, US-Präsident
In Caracas werfen Regierungsvertreter Washington dagegen vor, den Militäraufmarsch zu nutzen, um den Sturz von Präsident Nicolás Maduro vorzubereiten. Rodríguez, zugleich Venezuelas Energieministerin, will Maduro daher vorschlagen, ein Abkommen von 2015 über gemeinsame Erdgaserkundungen mit Trinidad und Tobago aufzukündigen.
CIA bereits in Venezuela aktiv
Auch US-Expertin Cathryn Clüver Ashbrook von der Bertelsmann Stiftung sieht in der US-Operation weit mehr als eine Drogenmission. Im ZDF-Morgenmagazin sagte sie:
Man kann davon ausgehen, dass es Donald Trump in der Tat um mehr geht. Denn [...] es gibt bereits eine Landoperation des CIA innerhalb Venezuelas, die aussondieren soll, was die tatsächliche Lage im Land selbst ist.
Cathryn Clüver Ashbrook, Politologin
"Maduro ist Trump seit seiner ersten Amtszeit ein Dorn im Auge. Ihm hilft die Operation in Venezuela aber auch von innenpolitischen Problemen abzulenken", so Cathryn Clüver Ashbrook, USA-Expertin Bertelsmann-Stiftung.
28.10.2025 | 6:08 minDie Entsendung der "USS General Ford" - ein Flugzeugträger, den das Pentagon bereits vor der "USS Gravely" in die Karibik beordert hatte - sei "eine Taktik, das Regime von Maduro einzuschüchtern", erklärte sie weiter. Maduro lasse das allerdings "nicht unbedingt mit sich machen".
Zudem verwies Clüver Ashbrook darauf, dass der russische Präsident Wladimir Putin "vor zwei Tagen einen Partnerschaftsvertrag mit Venezuela unterschrieben" habe - ein deutliches Signal, dass Moskau seine Präsenz in der Region verstärken wolle.
Ölreserven als strategisches Ziel
Nach Einschätzung Clüver Ashbrooks spielen auch Venezuelas enorme Ölreserven eine Rolle in Trumps Kalkül. Das Land verfügt über die größten bekannten Vorkommen der Welt - ein "Schatz für die Amerikaner", erklärte sie. Schon seit seiner ersten Amtszeit sei Maduro für Trump ein "Dorn im Auge" gewesen, nicht zuletzt wegen dieser Ressourcen.
Gleichzeitig scheue sich die US-Regierung bislang davor, offen von einem Regimewechsel zu sprechen.
Trump habe immer wieder durchscheinen lassen, dass er in Venezuela handfeste wirtschaftliche Interessen habe, so ZDF-Korrespondentin Nicola Albrecht.
25.10.2025 | 1:27 minInnenpolitische Motive in den USA
Clüver Ashbrook sieht in Trumps Vorgehen auch innenpolitische Motive. Demnach helfe die außenpolitische Eskalation, von Problemen im eigenen Land abzulenken. Glechzeitig habe er für neuen Streit mit seiner eigenen Partei gesorgt. Mit der Verhängung des Kriegsrechts und den Bombardierungen der Fischerboote habe er sich über den Kongress hinweggesetzt und seine Befugnisse überschritten.
Besonders brisant sei, dass Trump zuletzt sogar über eine mögliche Aussetzung von Wahlen gewitzelt habe, sollte sich das Land im Kriegszustand befinden. Auch wenn der Präsident das rechtlich nicht könne, spiele er mit solchen Bildern, um die Bevölkerung auf eine mögliche militärische Eskalation einzustimmen, so Clüver Ashbrook.
Nach dem Abschuss mehrerer Boote erhöhen die USA ihre Militärpräsenz in der Karibik. Washington zufolge richtet sich der Einsatz gegen organisierte Kriminalität und Drogenkartelle.
25.10.2025 | 1:44 minChina setzt die USA stark unter Druck
Parallel bereitet Trump seine große Asienreise vor. Am Donnerstag will er Chinas Staatschef Xi Jinping treffen. Der US-Präsident wolle "mit solchen außenpolitischen Schauplätzen Stärke demonstrieren" - gerade vor den Verhandlungen mit Peking, so Clüver Ashbrook.
China habe zuletzt den Zugang zu seltenen Erden eingeschränkt und den Import amerikanischer Sojabohnen gestoppt - eine harte Linie, die Trumps innenpolitische Basis, besonders in der Landwirtschaft, unter Druck setze.
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